Im Wettbieten um den Kauf von Manchester United soll ein Konsortium aus Katar ein Weltrekord-Angebot unterbreitet haben. Sollten die Interessenten den Zuschlag erhalten, drohen dem sich ebenfalls in katarischer Hand befindlichen Spitzen-Klub Paris Saint-Germain massive sportliche Konsequenzen.
Ein Konsortium aus Katar soll im Rennen um die Übernahme von Manchester United ernst machen und ein zweites Angebot abgegeben haben. Das berichtet die Nachrichtenagentur "AFP". Angeblich verlangen die bisherigen Eigentümer des englischen Top-Klubs, die Glazer-Familie, stolze 5,65 Milliarden Euro, was den teuersten Deal der Sportgeschichte bedeuten würde.
Nach Informationen von "Sky UK" soll es sich bei der verbesserten Offerte um das geforderte Weltrekordangebot für einen Fußball-Klub handeln, nachdem im ersten Schritt offenbar 4,5 Milliarden Euro geboten wurden.
Sollte die Transaktion zustande kommen, drohen dem sich ebenfalls in katarischem Besitz befindlichen Spitzen-Team Paris Saint-Germain massive Konsequenzen, da die Uefa-Regularien den Besitz von zwei Klubs in einem Wettbewerb – in diesem Fall der Champions League – verbieten. In letzter Konsequenz könnte dann sogar ein Verkauf von PSG in Betracht kommen, da der Klub aus Manchester wohl Priorität bei den Entscheidungsträgern in Katar genießt.
Bei den Franzosen fürchtet man aus diesem Grund offenbar massive sportliche Konsequenzen, sollten die Katarer tatsächlich den Zuschlag für den Kauf erhalten.
Paris Saint-Germain: Drehen Investoren aus Katar den Geldhahn zu?
PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi versucht bereits seit Wochen, die weitere vollumfängliche finanzielle Unterstützung des französischen Serienmeisters durch die Eigentümer aus Katar zu betonen. So richtig glauben will den Aussagen des PSG-Bosses aber niemand so richtig. Auch wenn vor Kurzem erst 350 Millionen Euro in das neu gebaute Trainingszentrum im knapp 40 Kilometer von Paris entfernten Poissy flossen.
Denn auch wenn der Klub nicht verkauft werden müsse, sei laut Informationen der französischen Zeitung "L’Équipe" mit einem deutlichen Kurswechsel bei den Franzosen zu rechnen. So sollen die Besitzer aus Katar in Zukunft offenbar ihr Engagement bei PSG zugunsten ManUniteds zurückfahren und deutlich weniger Geld in den Klub investieren wollen. "Wenn Katar Manchester United kauft, besteht die Möglichkeit, dass es mit PSG weniger großzügig ist und der Verein in der Folge zu einem normalen Ligue-1-Klub wird und nicht mehr ein Team, das die Champions League gewinnen soll", wird ein anonymer Insider von der "L’Équipe" zitiert.
Zu deutlich sind die sportlichen und finanziellen Vorzüge des englischen Fußballgiganten im Vergleich zu den Parisern. Die Ligue 1 ist im internationalen Vergleich der europäischen Top-Ligen deutlich abgeschlagen und kommt nicht ansatzweise an das Renommee und die schier endlosen finanziellen Möglichkeiten der Premier League heran.
Die größte Fußball-Liga der Welt lockt zudem in Zukunft mit einem möglichen Dreikampf um die sportliche Vormachtstellung im Nahen Osten im direkten Duell mit den neuen Besitzern von Newcastle United aus Saudi-Arabien und den Entscheidungsträgern von Manchester City aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Paris Saint-Germain: Verpasster Champions-League-Triumph als großes Manko
Auch der ausbleibende internationale Erfolg von PSG soll den Eigentümern in Katar ein Dorn im Auge sein. Seit der Übernahme des Klubs im Jahr 2011 durch Qatar Sports Investment, einer Tochtergesellschaft des Staatsfonds von Katar, wurden Hunderte Millionen Euro in Klub und neue Spieler investiert.
Das alljährlich ausgegebene Ziel des Gewinns der Champions League wurde aber nie erreicht, lediglich ein Mal wurde seitdem das Finale erreicht. Nach den beiden Niederlagen im Achtelfinale gegen den FC Bayern München setzte es auch in dieser Saison einen frühzeitigen K.o. in der "Königsklasse".
Während es bei Kylian Mbappé, Lionel Messi und Co. in den großen Spielen mal wieder hakt und der Klub seit Monaten immer mehr im Chaos zu versinken droht, werden die Bosse in Katar derweil immer kreativer.
Besitz von PSG und Manchester United soll durch Schlupfloch ermöglicht werden
Hinter dem Kaufangebot für die "Red Devils" aus Katar soll Scheich Jassim Bin Hamad Al Thani stecken, der Chef der Qatar Islamic Bank (QIB), einer der größten Banken Katars überhaupt und der Bruder des Emirs Tamim bin Hamad Al Thani. Mehrheitsaktionär der QIB ist wiederum Qatar Sports Investment (QSI), die Besitzer der Franzosen.
Trotz der Verbindung der Antragsteller für den Kauf des Klubs aus Manchester zu den PSG-Besitzern aus Katar soll laut "Sportschau" durch ein Schlupfloch sichergestellt werden, dass die Auflagen "zum Schutz der Integrität" der Uefa-Klubwettbewerbe eingehalten werden.
So soll das Kaufangebot für ManUnited von keinem offiziellen Geltungsbereich des Staats oder seines Staatsfonds gekommen sein, sondern von einer Stiftung. Die sogenannte "Nine Two Foundation" hatte laut dem Bericht bis zum Gebot keine öffentliche Präsenz in Katar. Ein öffentlicher Bezug zur Regierung ist demnach lediglich der Umstand, dass der Staatsfonds 17 Prozent der Aktien an der Bank hält.
Der mögliche neue Besitzer des Manchester-Klubs hat neben seiner Haupttätigkeit kein offizielles Amt in Katars Regierung, auch wenn deren Chef sein Bruder ist. Ob diese Tatsache dem europäischen Fußball-Dachverband im Fall des Erwerbs des englischen Spitzenklubs jedoch ausreichen wird, darf arg bezweifelt werden.
Wettbieten um Manchester United – will Glazer-Familie überhaupt verkaufen?
Neben Scheich Jassim Bin Hamad Al Thani ist der britische Milliardär Sir Jim Ratcliffe, Chef des Petrochemie-Unternehmen Ineos, der einzige weitere Bieter, der sein Interesse an den "Red Devils" öffentlich gemacht hat. Der 70-Jährige kaufte 2019 den OGC Nizza für 100 Millionen Euro und soll laut "NTV" ebenfalls ein Kaufangebot in der vorab geforderten Höhe eingereicht haben.
Demnach soll es aber auch weitere Gruppen mit "erheblichem Interesse" geben, deren Angebote aber bisher nicht öffentlich bekannt gegeben wurden. Darunter soll auch eine Reihe von US-Hedgefonds vertreten sein, die anders als die beiden genannten Mitbewerber über eine Minderheitsbeteiligung nachdenken sollen. Ein derartiges Modell hatte die bisherige Eigentümerfamilie dem Bericht zufolge ausdrücklich nicht ausgeschlossen.
"The Athletic" geht noch einen Schritt weiter und wirft die Fragen auf, ob eine komplette Übernahme des Klubs überhaupt realistisch sei oder ob es sich nur um einen Bluff handeln könnte. Innerhalb der Glazer-Familie soll Uneinigkeit in der Thematik unter den sechs Geschwistern bestehen. Joel und Avram Glazer zögern offenbar, die eingegangenen Angebote anzunehmen und sollen gegen einen Verkauf sein. Die weiteren Geschwister Kevin, Bryan, Edward und Darcie wollen dagegen ihre Anteile wohl abgeben. Wie es in der Meldung weiter heißt, fehlen Joel und Avram Glazer aber die Mittel, um die Anteile ihrer Geschwister zu erwerben. Insgesamt hält die Familie 69 Prozent am Klub aus Manchester.
Ferner mutmaßt "The Athletic", dass durch die Prüfung eines möglichen Verkaufs ein erhoffter Bieter-Wettstreit entstehen könnte, der den Wert des Klubs an der Börse steigern könnte. Damit könnten neue Geldgeber angezogen werden, die den beiden Glazer-Brüdern weiteres Kapital für den Erwerb der Anteile ihrer verkaufsinteressierten Geschwister zur Verfügung stellen könnten. Mit Elliott Investment Management, einem Hedgefonds aus den USA, soll es demnach bereits einen Interessenten für das beschriebene Geschäftsmodell geben.
Sollte es jedoch zu einem kompletten Verkauf kommen, sollen die Glazers dem Bericht zufolge insgeheim auf ein Angebot in Höhe von bis zu 6,82 Milliarden Euro für den Klub hoffen, der aktuell mit knapp 750 Millionen Euro verschuldet sein soll.
Verwendete Quellen:
- sportschau.de: Ein zweiter Klub für Katar? Wie das möglich sein kann
- sport1.de: PSG zittert vor United-Verkauf
- lequipe.fr: Le possible rachat de Manchester United par les Qataris pourrait avoir des conséquences pour le PSG
- sport.sky.de: Kataris geben Weltrekordangebot für United-Kauf ab
- ntv.de: Katar im Zentrum der Bieterschlacht um teuersten Klub
- theathletic.com: Manchester United takeover: ‘No assurance’ the Glazers are going anywhere
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