BodyElement
Nach seinem Phantomtor gegen 1899 Hoffenheim wird Bayer Leverkusens Stefan Kießling für sein Verhalten an den Pranger gestellt. Insbesondere via Facebook und Twitter entlud sich die Kritik am Torjäger. Wir finden: zu Unrecht!
Es ist ein typischer Reflex, der in der menschlichen Natur liegt: Geschieht Unrecht, werden Schuldige auserkoren.
Wurde sich früher meist in direkter Kommunikation oder über die Medien beim "Sünder" echauffiert, machen es den Menschen heutzutage die sozial-medialen Vertriebskanäle wie Facebook, Twitter und Co. deutlich einfacher, die vermeintlichen Täter an den Pranger zu stellen.
Das Skandalspiel von Hoffenheim, in dem Stefan Kießling für Bayer Leverkusen in der 70. Minute ein Phantomtor zum zwischenzeitlichen 2:0 köpfte, dient dafür als Beispiel.
Noch vor Abpfiff der Partie meldeten sich die ersten zu Wort und taten ihre Empörung kund. Einer von ihnen war Ex-Profi
Was hat Kießling falsch gemacht?
Ob Ex-Profis, Prominente oder Fußball-Fans - viele äußern sich zur Causa Kießling. Doch die Kritik am Stürmer ist schlichtweg unberechtigt. Schließlich ist ihm ein Fehlverhalten nicht eindeutig nachzuweisen.
Auch drei Tage nach dem Phantomtor bleibt offen, was Kießling denn nun falsch gemacht hat. Was hätte er Schiedsrichter Felix Brych sagen sollen? Kießling beteuert, dass er sich selbst nicht sicher gewesen sei, wie der Ball sich seinen Weg ins Tor gebahnt habe. Er sei "überrascht" gewesen, dass die Kugel auf einmal im Netz lag. Er habe aber nicht genau gesehen, wie dies genau passierte.
Natürlich mag es Beobachter geben, die diese Version als Ausrede abstempeln. Schließlich zeigten die Wiederholungen im TV eindeutig, dass der Ball ans Außennetz ging. Dass Kießling zudem nicht jubelte, ist ein weiteres Indiz, dass der Bayer-Stürmer selbst nicht von einem Treffer ausging. Ralf Rangnick, ehemaliger Hoffenheim-Trainer, sagte: "Alles, was direkt nach dem Kopfball passiert ist - die ganze Körpersprache, die ganze Gestik, die Mimik - deuten darauf hin, dass er klar gesehen hat, dass der Ball vorbei gegangen ist."
Beweist Kießlings Schuld!
Doch genau hier liegt die Crux: Es gibt lediglich Indizien, die darauf hindeuten, dass Kießling über die Unrechtmäßigkeit des Tores Bescheid wusste. Mehr nicht! Beweise gibt es keine.
Und dennoch übertreffen sich Fans und Experten mit Vorverurteilungen. Mit welchem Recht? Wer kann sich ganz genau sicher sein, dass Kießling exakt gesehen hat, dass der Ball ans Außennetz ging?
Für viele ist dies sekundär. Schließlich ist es einfacher, zu schimpfen und zu tadeln. Wenn man mit seiner Meinung dann noch sein sozial-mediales Aufmerksamkeitsbedürfnis befriedigt: umso besser!
Von manchen wird Kießling auf eine Stufe mit Thierry Henry oder Oliver Held gestellt. Beide sorgten einst mit Handspielen für große Ungerechtigkeiten, teilten dem Schiedsrichter ihr Vergehen aber nicht mit. Der entscheidende Unterschied zum Fall Kießling: Henry und Held waren sich ihres Fehlverhaltens sofort bewusst. Kießling dies nach aktueller Sachlage zu unterstellen, wäre schlichtweg unfair. Zumal der 29-Jährige in seiner langen Bundesliga-Laufbahn noch nie negativ auffiel.
Mittlerweile gab der Verein sogar bekannt, ein Wiederholungsspiel zu akzeptieren. "Wir werden keinen Einspruch einlegen", betonte Bayers Kommunikationschef Meinolf Sprink, sollte sich die DFL für eine Neuansetzung entscheiden.
Kießling entschuldigt sich dennoch
Nach dem Phantomtor äußerte sich Kießling auf Facebook zum fälschlicherweise gegebenen Treffer: "Es tut mir leid für alle Sportfans und den Verlauf des Spiels. So zu gewinnen ist natürlich nicht schön", ließ der Torjäger die Fußball-Fans wissen und ergänzte: "Fairness ist wichtig für den Sport, bei uns im Verein und für mich ganz persönlich."
Wer den Beweis erbringen kann, dass Kießling mit diesen Worten heuchelt, möge das tun. Wer nicht, soll die Vorverurteilungen ab sofort sein lassen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.