Alleine sein Äußeres hebt Jan-Niklas Beste von den meisten Bundesliga-Kollegen ab: Der rote Rauschebart ist so etwas wie das optische Markenzeichen des Westfalen in Diensten des Bundesliga-Neulings 1. FC Heidenheim. Aber auch mit seinen sportlichen Qualitäten ragt der Aufsteiger in die Nationalelf heraus.

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Der strubbelige Wikinger-Bart sollte schon längst fallen. Als Jan Niklas-Beste mit dem 1. FC Heidenheim im Mai sensationell in die Bundesliga aufstieg, war die Rasier-Axt gezückt - doch die Mitspieler zeigten sich gnädig: "Vier Tage vor meiner Hochzeit wollten sie mir das nicht antun."

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Inzwischen hat Beste das "Unkraut im Gesicht" längst zum Markenzeichen erhoben. Es ist nicht sein einziges: Ein feiner Fuß, mit dem er fantastische Freistöße und Ecken schießen kann, hat den 25-Jährigen tatsächlich zur Nationalmannschaft gebracht. "Er hat sich das verdient", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann, "seine Standards sind außergewöhnlich." Und nun? Keine Rasur bis zum EM-Titel?

Jan-Niklas Beste gibt sich im "Sportstudio" bescheiden

Am 9. März erst, im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF, hat er sich über das ganze Thema noch prächtig amüsiert. "Da kann ich drüber lachen, weil es in den letzten ein, zwei Wochen kein Gespräch mit dem Bundestrainer gab", sagte er nach der Niederlage beim FC Augsburg. Und, das habe doch wohl jeder gesehen: "Für die Nationalmannschaft fehlt auch noch ein gutes Stück."

Nun ja. Nagelsmann sieht das offensichtlich anders. Beste, ein schlanker Linksaußen, ist die größte Überraschung im Kader für die Duelle mit Frankreich (23. März) und den Niederlanden (26. März). Im Sommer könnte er die Heim-EM spielen.

Jan-Niklas Beste glaubte nicht an seine Berufung

Einer jedenfalls hätte daran nicht geglaubt: Jan-Niklas Beste. "Ich habe zuletzt immer wieder gesagt, dass ich nicht mit dieser Nominierung gerechnet habe", sagte er nach der Bekanntgabe: "Es ist schließlich nicht einmal ein Jahr her, dass ich mit dem FCH noch in der 2. Liga gespielt habe."

Heidenheims Jan-Niklas Beste feiert sein Tor gegen Union Berlin
Jan-Niklas Beste gehört seit dem 14. März 2024 dem Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft an, obwohl der gebürtige Hammer erst im Sommer 2023 mit dem 1. FC Heidenheim den Sprung in die Bundesliga geschafft hat. (Archivbild) © AFP/Thomas Kienzle

Aus dem beschaulichen Heidenheim an der Brenz, darauf verwies zuletzt die "Süddeutsche Zeitung", kam schon mal ein hervorragender Fußballer. (Beste stammt aus Hamm in Westfalen, aber so kleinlich sollte man vielleicht nicht sein.) Horst Blankenburg hat mit Ajax Amsterdam dreimal den Europapokal der Landesmeister gewonnen, er war ein glänzender Libero - doch Franz Beckenbauer war stets der bessere.

Ausgeblidet bei Borussia Dortmund

Beste, ausgebildet bei Borussia Dortmund, im Profi-Fußball angekommen bei Jahn Regensburg, könnte nun also der erste Heidenheimer mit einem A-Länderspiel werden. Was, wie Vorstandschef Holger Sanwald jubilierte, für die erstaunliche Entwicklung des Vereins "eine fantastische Geschichte" wäre.

Und selbstverständlich auch für Beste. Der hatte 2016 seine Schulausbildung auf dem Weg zum Fachabitur unterbrochen - er musste zu häufig zu Spielen der Youth League und der U19-Nationalmannschaft reisen. Schon damals war er bereit, Umwege zu nehmen, er wechselte zu Werder Bremen II und ließ sich in die Niederlande zum FC Emmen ausleihen.

Drittbester Vorbereiter der Bundesliga

Explodiert ist er erst auf der Ostalb: Nur Leroy Sané und Alejandro Grimaldo (jeweils elf) haben nach 25 Ligaspielen mehr Tore vorbereitet als Beste (zehn), der auch noch sieben selbst erzielte. Eigentlich ist er Linksverteidiger, was er aber nie in der Bundesliga spielt - dort kommt er deutlich offensiver zum Einsatz.

Das Magazin "11Freunde" hatte sich bereits zu Jahresbeginn - damals noch enorm weit - aus dem Fenster gelehnt. "Enges Spiel, Gruppenphase, gegen die Schweiz geht's ums Weiterkommen, und in der 90. Minute gibt's eine Ecke. Wer soll sie treten? Joshua Kimmich? Oder Jan-Niklas Beste?" (sid/hau)

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