- Vier Tage nach dem DFB-Votum pro Löw wirbt Oliver Bierhoff für den Bundestrainer und dessen EM-Kurs.
- Trotz der "Blamage" gegen Spanien attestiert er ihm ein "tolles Ergebnis" im Ausnahmejahr 2020.
- An Hummels, Müller, Boateng geht zum Jahresende kein Comeback-Signal.
Oliver Bierhoff hatte die Ärmel seines himmelblauen Hemdes hochgekrempelt und kämpfte ohne Pause in der Länge eines Fußballspiels für Bundestrainer
Der enge Vertraute und Vorgesetzte warb dann aber doch sehr eindringlich für den 60-Jährigen, dem er trotz des desolaten Jahresabschlusses in Sevilla für das verflixte Corona-Jahr ein Zeugnis ausstellte, das die von der DFB-Spitze zugestandene EM-Chance 2021 rechtfertige. Für die Arbeitsbewertung könne ein Spiel "nicht der Grandmesser" sein, betonte
Bierhoff verteidigt Ausmusterung der Ex-Weltmeister
Bierhoff selbst hat einen "nachdenklichen" Löw gehört, als dieser zu Wochenbeginn vor der DFB-Spitze um weiteres Vertrauen in seine Arbeit warb. Dieses war ihm einvernehmlich erteilt worden. "Es ist heftig gewesen, was diese Tage passiert ist. Er kann das aber auch schlucken. Die äußerliche Kritik tut natürlich weh, haut aber in dem Sinne nicht um. Viel mehr hat man Wut bei ihm gesehen", äußerte sich Bierhoff am Freitag über Löws Gefühlswelt und seine Eindrücke.
Der Manager versuchte, mit Grafiken und Tabellen zu belegen, dass die Gesamtentwicklung der "unerfahrenen" Mannschaft seit dem radikalen Umbruch 2019 mit der Ausmusterung der Ex-Weltmeister
"Wir können mit dieser Mannschaft ein Topturnier spielen", glaubt Bierhoff. Gerade auch mit Löw! Dieser werde die Mannschaft "voll engagiert" zur EM führen, sie folge ihrem Chef. Bierhoff warb vehement für die Spieler. "Ist das ein Sauhaufen? Das kann ich absolut negieren. Das sind tolle Jungs!" Den EM-Erfolg wollte er aber nicht an einer Runde wie dem Halbfinale festmachen, das Präsident
Einen Freifahrtschein bis zum Vertragsende nach der Winter-WM 2022 bekam Löw von Bierhoff nicht ausgestellt. "Jogi ist lang genug im Geschäft, dass er weiß, dass er am Erfolg und am Vertrauen gemessen wird", sagte Bierhoff. Es sei in seiner Position "auch die Aufgabe, Alternativen aufzubauen". Beim DFB-Präsidenten scheint über die EM hinaus kein Zutrauen mehr in Löw zu bestehen. Von einem "heftigen Streit" zwischen Keller und Löw mochte Bierhoff aber nicht reden. "Man diskutiert auch mal laut", sagte er zu den DFB-Konferenzen.
"Es ist keine Sturheit, wenn Jogi auf die Spieler verzichtet"
Keller und Löw sollen sich in der kommenden Woche ebenfalls öffentlich erklären. Bierhoff räumte Kommunikationsdefizite des Verbandes in der Krisenaufarbeitung ein. "Es hat mich irritiert, ich war traurig und es hat mich auch verärgert, dass viele Interna nach außen getragen wurden. Das ist nicht mein Stil", sagte er deutlich.
Das öffentliche Reizthema eines Comebacks des Ü30-Trios Müller, Hummels,
Da Bierhoff wie Löw nach der langen Winterpause und erneut drei eng getakteten Länderspielen im März ganz auf das Trainingslager vor dem EM-Start gegen Weltmeister Frankreich baut, ist ein personeller Kurswechsel kurz vorm Ernstfall kaum denkbar. Das 0:6 schleppe man mit ins EM-Jahr, stöhnte Bierhoff: "Wir müssen das erdulden und ertragen, aber uns nicht vom Weg abbringen lassen."
Um die Anti-Stimmung gegen Löw und auch die schwindende Zuneigung der Fans zu ihrer Nationalmannschaft wieder zu korrigieren, gibt es für Bierhoff am Ende nur ein wirksames Mittel. "Es geht nur über gute Auftritte und Ergebnisse auf dem Platz. Es darf nicht so bleiben, wie es ist, das ist doch klar." (dpa/fra)
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