Im DFB-Pokalfinale standen sich in diesem Jahr die beiden besten deutschen Mannschaften gegenüber: die deutschen Meisterinnen vom FC Bayern und die Pokal-Serienmeisterinnen aus Wolfsburg. Kapitänin Alexandra Popp überließ auf dem Rasen anderen die große Bühne – und stellte hinterher klar, dass sie noch lange nicht genug hat.

Eine Analyse
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Sie stellte sich hinten an, war die Letzte auf dem Weg nach vorn, zum Jubel. Natürlich war sie das. Nicht nur, weil Alexandra Popp die langjährige Kapitänin beim VfL Wolfsburg und damit diejenige ist, die am Ende den DFB-Pokal entgegennimmt und in die Höhe streckt. Sie ist auch die Letzte, weil sie sich zurücknehmen will und sich stets in den Dienst der Mannschaft stellt.

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In Spielen wie diesem – dem DFB-Pokalfinale gegen den größten Liga-Rivalen FC Bayern – zeigt sich besonders, welchen Stellenwert Popp in der Mannschaft hat.

Ansprechpartnerin und Zuarbeiterin im Finale

Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot stellte seine bestmögliche Elf auf – inklusive aller Spielerinnen, die die Wölfe-Offensive bot. Für die 33-jährige Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft bedeutete das ein Platz im Mittelfeld, hinter Topstürmerin Ewa Pajor und den Flügelstürmerinnen Jule Brand und Vivien Endemann. Popp, die in insgesamt 48 DFB-Pokalspielen 39 Tore schoss, dirigierte aus dem Mittelfeld heraus – und überließ anderen die große Show.

Zum Beispiel Lena Oberdorf, die in die meisten Ballaktionen ihrer Mannschaft involviert war und hinterher Sonderlob von ihren Mitspielerinnen und ihrem Trainer bekam. Oder Jule Brand, die mit viel Offensivzug und dem Führungstreffer hervorstach. Popp und auf der rechten Seite Svenja Huth halfen beim Spielaufbau, gestikulierten viel, wussten, was zu tun war. 2:0 stand es am Ende, auch ohne die Torbeteiligung Popps.

Popp, die Pokalroutinierin: Beeindruckende Siegesserie im DFB-Pokal

Ihre Erfahrung merkte man ihr mit jedem Schritt an. Zum 13. Mal gewann sie nun in ihrer Karriere den DFB-Pokal. Zweimal mit dem FCR Duisburg (2009, 2010). Seit 2013 elfmal mit Wolfsburg. Alle Titel, die der Klub in diesem Wettbewerb gewann, gewann er mit ihr. Die Serie des VfL im Pokal ist beinahe unheimlich: Seit 50 DFB-Pokalspielen sind die Wölfinnen ungeschlagen, die letzte Niederlage gab es im November 2013.

Seit 2012 spielt die Stürmerin für Wolfsburg, gewann mit dem Verein zahlreiche Titel, wurde siebenmal deutsche Meisterin und zweimal Champions-League-Siegerin.

Von wegen Wachablösung: Popp zeigt, warum davon keine Rede ist

In den letzten Jahren hat der FC Bayern die Verfolgung aufgenommen. Drei der vergangenen vier Meisterschaften gingen nach München, von Wachablösung war in den Medien oft die Rede. Ein Begriff, den die gelernte Tierpflegerin so gar nicht leiden mag. "Wachablösung? Das ist absolut respektlos", sagte sie auf einer Veranstaltung vor dem Pokal im April. Das sei erst der Fall, "wenn du über Jahre konstant Titel holst." Die Meisterschaftsbilanz der Bayern ist ihr wohl nicht genug.

Nach dem Titelgewinn am Donnerstag in Köln hob sie erneut die beeindruckende Leistung ihrer Mannschaft hervor, stellte sich gar wie eine Beschützerin vor sie. "Wir haben keine gute Saison gespielt", sagte sie den Medienvertretern. "Aber was die Mannschaft hier auf den Platz gebracht hat, das war der VfL Wolfsburg, das war der DFB-Pokal, und das ist der Titel."

Auch in der aktuellen Saison hat Popp noch drei Tore im Pokal geschossen. Vom Karriereende will sie trotz vieler Spekulationen nichts wissen. Nicht, solange sie mit ihrer Torgefahr noch zum Erfolg beitragen kann. Und mit ihrer Erfahrung, die dem ganzen Team weiterhilft.

So lief Popp artig hinter ihren Mitspielerinnen her, schüttelte die Hand von Frank-Walter Steinmeier und nahm den Pokal, wieder einmal, entgegen. Im silbernen Konfettiregen gab sie ihn dann aber auch schnell weiter. Jetzt stehen die anderen im Vordergrund.

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