- Seit Januar sorgt die von Gerard Piqué ins Leben gerufene "Kings League" in Spanien für Furore.
- Zwölf Teams treten sonntags gegeneinander an, übertragen wird das Spektakel online auf Twitch.
- Mit Erfolg: Im Netz wird die Millionen-Grenze geknackt, das Final Four findet im Camp Nou statt.
Ein bisschen Interpretationsspielraum bleibt dem Betrachter. Auch wenn schon auf den ersten Blick klar sein sollte, wer gemeint ist. Denn es ist ein haushoher Seitenhieb, der da am vergangenen Wochenende gut sichtbar in Barcelona angebracht wurde. "Der Gedanke, dass wir das Camp Nou vollmachen könnten, macht ihnen wirklich Angst", steht auf dem riesigen Banner.
"Ihnen" – das ist ziemlich offensichtlich La Liga, die spanische Liga, und der Empfänger der Botschaft ist Liga-Präsident Javier Tebas. Der Absender: Der überraschend zurückgetretene Ex-Profi
Der Hintergrund der Aktion: Zum Start des Online-Hallenfußball-Spektakels im Januar hatte Tebas die Liga aufs Korn genommen, sie als "Zirkus" bezeichnet: "Als Zirkus mag ich die Kings League, aber man kann sie nicht mit der Fußballindustrie vergleichen." Piqué konterte auf Twitter, schrieb dort "Willkommen beim Kings League Zirkus." Seitdem erlebt der "Zirkus" in Spanien tatsächlich einen regelrechten Hype.
Online-Stars und Fußball-Legenden
Die Manege: eine Messehalle in Barcelona. Dort treten jeden Sonntag zwölf Mannschaften auf dem Kleinfeld gegeneinander an. Sieben gegen sieben, zwei Halbzeiten von je 20 Minuten, insgesamt dauert der Spieltag sechs Stunden. Angeführt werden die Teams von ihren Präsidenten, die spanische Internetstars sind. Hinzu kommen die beiden Fußball-Legenden Iker Casillas und Sergio Agüero.
Zusammengestellt wurden die Teams vor der Saison per Draft-System, eine bunte Mischung aus Amateuren, Ex-Profis und Futsal-Kickern. Im Zwölf-Mann-Kader ist zudem ein Platz für einen Gastspieler vorgesehen, Promis sind dabei besonders gerne gesehen. "Die Kings League soll den Fußball zugänglicher, dynamischer und aufregender machen und diesen wunderbaren Sport, den wir alle kennen, mit mehr Intrigen und Spaß aufpeppen", sagte Piqué bei Gizmodo. "Wir wollten bei den Regeln flexibel sein, weshalb die wichtigsten Regeln durch Abstimmungen in den sozialen Medien entschieden werden, damit die Öffentlichkeit das Gefühl hat, Teil der Entscheidungen zu sein, die im Wettbewerb getroffen werden."
Ungewöhnliche Regeln
Was die Liga vor allem ungewöhnlich macht, sind die Regeln. Der Anstoß wird wie beim Wasserball ausgeführt, alle stürzen sich auf den Ball. Für Gelbe und Rote Karten gibt es Zeitstrafen. Außerdem ziehen die Teams vor einem Spiel jeweils eine der verschiedenen "Aktionskarten". Sie sorgen für irre Wendungen, Überraschungen, Drama. So gibt es bei der Aktivierung einer der Karten zum Beispiel einen sofortigen Elfmeter, zwei Minuten für einen gegnerischen Spieler, eine Doppelwertung der Tore in der nächsten Minute oder einen Joker, um aus den ganzen Funktionen eine wählen zu können.
Im Februar ließ die Kings League die Fans über die Einführung einer neuen Karte abstimmen, bei der die Team-Präsidenten einen Elfmeter schießen sollten. Die Fans gaben grünes Licht, also trat Online-Superstar Ibai Llanos gegen Casillas an und verwandelte. Spektakel, garniert mit Stars auf dem Feld wie Agüero, Javier Saviola oder Javier "Chicharito" Hernández, für die der zwölfte Platz im Kader gedacht ist. Sie sollen für Extra-Magie in der Manege sorgen.
"Eine große Chance für alle Beteiligten"
"Es ist eine große Chance für alle Beteiligten. Piqué ist jemand, der sich traut, Dinge zu erneuern und durchzuziehen, vor denen andere vielleicht Angst haben", sagte der Ex-Leverkusener "Chicharito" bei ESPN.
Die Zahlen wachsen kontinuierlich, was natürlich auch daran liegt, dass die Präsidenten die Liga bekannt machen, die Online-Stars auf ihren Plattformen für die Spieltage trommeln, Content produzieren und die Followerschaft für das Projekt begeistern. Auf der Plattform Twitch, wo die Spiele, wie auch auf YouTube und TikTok, kostenlos im Stream zu sehen sind, folgen der Liga 2,2 Millionen Fans, auf TikTok sind es 4,6 Millionen. 1,4 Millionen Follower sind es wiederum auf Instagram, auf Twitter fast 600.000.
Das sind die Plattformen, wo das junge Publikum zu finden ist. Die "Kings League" erobert es gerade. Die Kosten halten sich in Grenzen, die Liga verdient ihr Geld durch Sponsoring mit Marken wie Spotify, McDonalds und Xiaomi sowie durch die Aufteilung der Einnahmen mit den Streaming-Plattformen.
Und dort läuft es. Der Twitch-Kanal der Liga war laut dem spanischen Streaming-Tracker "TVTOP Espana" im Januar und Februar der führende Kanal in Spanien. Mehr als zwei Millionen Menschen verfolgten Ende Februar das Live-Debüt der brasilianischen (Barca)-Legende Ronaldinho, der für das Team "Porcinos FC" von Ibai Llanos spielte. Piqué soll schon an internationalen Ablegern der "Kings League" arbeiten, im Mai soll zudem die Queens League starten, die weibliche Version des Erfolgsformats.
Wird das Camp Nou tatsächlich voll?
Der Höhepunkt soll aber noch kommen, Piqué hat sich für das große Finale der ersten Saison einiges einfallen lassen. Im Camp Nou wird am 26. März das Final Four der vier besten Teams mit Halbfinale und großem Finale gespielt, mit Auftritten der argentinischen Künstler Lali und Tiago PZK. Und einem Rekord-Versuch: Mit mehr als 30.050 Menschen, die Masken tragen, käme man ins Guinness Buch der Rekorde. Dafür werden kostenlose Masken mit Kings-League-Logo verteilt. Die Bestmarke sollte ein Kinderspiel sein: Mehr als 60.000 Karten wurden bereits verkauft.
Das reicht Piqué aber nicht. "Es gibt kein anderes Stadion als das Camp Nou", sagte Piqué, als er für den Kartenverkauf warb. "Die Finalisten werden eine Show abliefern, an die sich die Stadt Barcelona erinnern wird. Das darf man nicht verpassen." Das Ziel lautet ausverkauft, das wären 99.000 Fans. Und ein deutliches Zeichen an Tebas: Der Zirkus hat sich längst einen Namen gemacht.
Verwendete Quellen:
- espn.com: What is Gerard Pique's Kings League in Barcelona?
- gizmodo.com: Welcome to the Kings League
- kingsleague.pro: Offizielle Seite der Kings League
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