Neymar ist unglücklich bei Paris Saint-Germain, der Superstar soll sich mit Teilen der Mannschaft und Trainer Unay Emery überworfen haben und schon mit Real Madrid lose anbandeln. Die Vorkommnisse der letzten Wochen in Paris erinnern schon lange nicht mehr an eine seriöse geführte Profimannschaft. Sondern eher an einen Hort verwöhnter Kinder.

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Geld schießt Tore, die Regel gilt für den Fußball der Moderne mehr denn je. Neymar junior hat jede Menge Geld gekostet, die Kleinigkeit von 222 Millionen Euro allein als Ablöse. Nimmt man seinen unverschämten Unterhalt dazu, macht das im ersten Jahr für Paris Saint-Germain rund 260 Millionen Euro an Unkosten.

Die Enthüllungsplattform "Football Leaks" hat ein Monatsgehalt von exakt 3.069.520 Euro veröffentlicht, das macht dann 37 Millionen Euro pro Jahr. Oben drauf kommen dann noch zahllose Bonuszahlungen und Prämien.

Geld macht aber nicht immer glücklich. Auch das ist keine besonders neue Erkenntnis, soll im Moment aber auf Neymar und dessen Gastauftritt in Paris zutreffen.

Es mehren sich die Gerüchte, dass der teuerste Spieler der Geschichte schon nach wenigen Wochen in Frankreichs Hauptstadt nicht mehr besonders happy ist. Wobei dieser Umstand offenbar auf Gegenseitigkeit beruhen soll.

Neymar und PSG, das passt aus sportlicher Sicht bisher ganz vorzüglich. Elf Tore und neun Assists hat Neymar in zwölf Pflichtspielen schon gesammelt, mit Edinson Cavani und Kylian Mbappé bildet der Brasilianer ein infernales Angriffstrio, vielleicht das gefährlichste der Welt im Moment.

Aber jenseits der Statistiken und des Jubels auf dem Rasen soll es zwischen Neymar und einem beträchtlichen Teil des Pariser Luxuskaders schon lange nicht mehr stimmen. Oder noch nie gestimmt haben.

Extrawürste für den Superstar

Der infantile Elfmeterstreit mit Cavani ist schon längst legendär und hängt beiden Protagonisten bis heute nach.

Ob Cavani von Klub-Boss Nasser Al-Khelaifi in der Folge tatsächlich für jeden Elfmeter, den Neymar schießen darf - und nicht der bisherige Schütze Cavani - eine Million Euro als "Entschädigung" bekommt, steht als Behauptung weiter im Raum. Bei PSG hat dieser Version noch niemand entschlossen widersprochen.

Vielmehr durfte Neymar ungestraft den Verkauf Cavanis fordern. Wohl nicht ganz selbstlos, wie die Elfmeter-Saga vermuten lässt - die überdies auch in anderer Form längst für Ärger sorgt.

Es kursieren Gerüchte, dass sich Neymar allerhand Extrawürste in seinen Vertrag hat schreiben lassen. Unter anderem die Klausel, nach der er ab der kommenden Saison selbst darüber entscheiden dürfe, wer die Standards bei PSG schießt. Im Zweifel dürfte die Wahl des verkappten Trainers Neymars verstärkt auf den Spieler Neymar fallen.

Dass der Superstar unter den Stars zwei eigene Physiotherapeuten mit nach Paris gebracht hat, ist zunächst nicht weiter verwerflich. Auch sein Glamour-Vorgänger Zlatan Ibrahimovic ließ sich nur von bestimmten Händen kneten.

Allerdings dürfen die beiden Helferlein ausschließlich Hand an Neymar anlegen - Ibrahimovics Spezialisten kümmerten sich neben dem Star auch um das "gemeine Fußvolk" des restlichen Kaders.

Komplett befreit von Defensivaufgaben?

Ist Paris' Zirkustruppe auf Reisen, haben sich alle an die Kleiderordnung und den Klub-Kodex zu halten, inklusive möglicher Vorschriften der nicht gerade knauserigen Sponsoren.

Für Neymar gelten Ausnahmeregelungen, so darf der Angreifer Koffer und Taschen seines privaten Sportartikelherstellers benutzen, während der Rest der Truppe in Vereinsausrüstung unterwegs ist und den Klub präsentiert. Neymar präsentiert sich selbst.

Besonders abstrus soll der Punkt sein, der es den Mitspielern im Training verbietet, hart gegen Neymar einzusteigen. Der Star möchte in den täglichen Einheiten möglichst unversehrt bleiben. Das ist natürlich ein legitimer Gedanke, hat mit dem Vollkontaktsport Fußball aber nur noch wenig zu tun.

Und, man kann es kaum glauben, Trainer Unay Emery solle Neymar im Training und im Spiel alle Freiheiten einräumen, die der sich wünsche. Sprich: Der Brasilianer ist komplett befreit von allen Defensivaufgaben und kann sich einzig und allein auf das Toreschießen konzentrieren. Dieser Anachronismus in Zeiten des kollektiven Verteidigens wäre natürlich fast schon sportlicher Wahnsinn.

Erste Kontakte nach Madrid

Überhaupt läuft es derzeit so gar nicht auf zwischenmenschlicher Ebene zwischen Neymar und Emery. Der Superstar soll von dem Trainer nicht nur genervt sein, sondern den auch nicht für qualifiziert genug halten, die Champions League zu gewinnen.

Denn nur darum geht es der Weltmarke Neymar, die Meisterschaft oder gar der französische Pokal sind lästige Pflichtveranstaltungen. Emery ist im Gegenzug genervt von der launischen Diva.

Diese besondere Reibung kann gerade in der entscheidenden Phase der Saison für die nötigen paar Prozentpunkte sorgen, die den Unterschied ausmachen. Sie kann aber auch ganz gehörig nach hinten losgehen.

Und dass die Scheichs am Ende Neymar den Laufpass geben würden und stattdessen Emery behalten, glauben selbst kühnste Fußballromantiker nicht.

Neymar hat in Paris schon so viele Türen zugehauen, dass er derzeit reichlich isoliert wirkt. Wie die "Mundo Deportivo" berichtet, soll er sich deswegen auch schon bei einigen Ex-Kollegen in Barcelona ausgeweint haben.

Zudem schrieb das Blatt, dass sich Neymars umtriebiger Vater Neymar senior schon mit Offiziellen von Real Madrid getroffen hätte. Die Königlichen wollten Neymar schon im Sommer 2013 aus Brasilien ins Santiago Bernabeu holen, als ihnen Barca aber zuvorkam.

In Madrid solle Neymar demnach als Nachfolger von Cristiano Ronaldo bestimmt sein. Der Portugiese läuft im Moment seiner Form gehörig hinterher und spielt die schwächste Saison seit Menschengedenken.

Da ergeben ein paar haltlose Gerüchte plus ein unzufriedener Neymar plus die Aussicht auf ein baldiges Karriereende von CR7 im Handumdrehen ein sensationelles Transfergerücht.

So weit ist es aber noch lange nicht. Gerade nach dem unwürdigen Schmierentheater um Neymars Wechsel nach Paris, den endlosen Debatten um das Financial Fairplay und wie PSG dieses mit einem Bauerntrick aushebeln konnte, würde ein Abgang des Brasilianers eine weitere Sensation sein - und das ganze bizarre Fußballgeschäft mit einem Schlag auch entlarven.

Wobei: In Angelegenheiten mit Neymar, Paris Saint-Germain, den Scheichs und Real Madrid als Beteiligte sollte die Fans nichts mehr schocken. Alles ist möglich, das haben die vergangenen Wochen und Monate eindrucksvoll gezeigt.


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