"Sportschau"-Moderatorin Stephanie Müller-Spirra erläutert im Interview mit unserer Redaktion das "EM-Kneipenquiz"-Konzept und spricht eine Einladung für Herbert Grönemeyer aus.
"Ich freue mich riesig darauf, 'Kuhhirtin' zu werden", sagt
Gesendet wird der neue "Late-Night-Quiz-Talk", der die Tradition von "Waldis Club" fortsetzen soll, aus der Bochumer Kult-Kneipe "Zum Kuhhirten". Im Interview erläutert Müller-Spirra das Konzept der Sendung, nennt ihren Wunschgast und bezieht Stellung zu der kontrovers diskutierten Umfrage, die kürzlich vom WDR in Auftrag gegeben worden ist.
Frau Müller-Spirra, mit dem "Sportschau EM-Kneipenquiz" setzen Sie bei der Heim-EM die Tradition von "Waldis Club", damals mit
Stephanie Müller-Spirra: Wir machen einen "Late-Night-Quiz-Talk". Insofern ist von allem ein bisschen dabei. Gesendet wird live aus einer urigen, authentischen Kneipe, die aussieht, als würde den Gästen Bier statt Prosecco auf Eis serviert werden. Aus dieser gemütlichen Atmosphäre heraus wollen wir die EM-Funken, die hoffentlich überspringen, im Anschluss an das jeweils letzte Spiel des Tages noch bis in die Nacht hineintragen. Gemeinsam werden wir auf amüsante und schöne Fußballmomente der vergangenen Jahre sowie auf das aktuelle Geschehen blicken – mit zum Teil lustigen Quizfragen. Sowohl das Publikum als auch die Gäste werden mit einbezogen. Alles in allem ist das "Sportschau EM-Kneipenquiz" eine andere Form der Spieltagsanalyse.
Warum sich Stephanie Müller-Spirra über den Bochumer Klassenerhalt gefreut hat
Gesendet wird aus einer Bochumer Kult-Kneipe. Ist der Klassenerhalt des VfL, der sich in der Relegation im Elfmeterschießen gegen Fortuna Düsseldorf durchgesetzt hat, ein gutes Omen für dieses neue Format?
Auch wenn ich als Sportjournalistin natürlich neutral bin, muss ich in diesem Fall zugeben: In der Relegation war ich Bochum-Fan – verbunden mit der Hoffnung, dass die Fußballfreude in der Stadt nicht zu sehr getrübt wird. Daher habe ich mich über das VfL-Wunder schon gefreut. Wobei ich mich auch für jeden anderen Klub gefreut hätte. Wer es schafft, einen 0:3-Rückstand im Rückspiel noch zu drehen, hat Großes geleistet. Der Stimmung in der Kneipe "Zum Kuhhirten" wird der Bochumer Klassenerhalt sicherlich zugutekommen. Und ich freue mich riesig darauf, "Kuhhirtin" zu werden.
Viele Moderatorinnen und Moderatoren träumen davon, in einer Fußballarena von einem großen Turnier berichten zu dürfen. Warum ist es für Sie mindestens genauso schön, im "Kuhhirten" über Fußball zu sprechen?
Das sind zwei komplett unterschiedliche Aufgaben. Natürlich ist es auch für mich immer etwas ganz Besonderes, wenn ich im Fußballstadion, an der Skisprungschanze oder bei Handballspielen an der Platte stehen darf.
Zum Beispiel war ich erst vor wenigen Wochen hautnah dabei, als Bennet Wiegert (Trainer des deutschen Handballmeisters SC Magdeburg; Anm. d. Red.) live bei uns im Interview die Bierdusche von seinen Jungs bekommen hat. Das sind die Momente, für die ich diesen Beruf mache und liebe. Die Kneipe hingegen ist mit ganz anderen Herausforderungen verbunden, sich dem Sport zu nähern. In diesem Moment verstehe ich Sport als Unterhaltung. Die Sendung hat etwas sehr Verbindendes, da hier Promi-Gäste auf Fußballfans im Publikum treffen werden.
Erklären Sie bitte einmal, was so erstrebenswert daran ist, sich der Gefahr von Bierduschen auszusetzen! Kalkulieren Sie dieses Risiko vor entscheidenden Spielen bei Ihrer Outfitwahl mit ein?
Die Bierdusche steht hier eher stellvertretend für die gesamte Palette an Emotionen, die den Sport ausmachen. Ich drücke es einmal so aus: Es gibt Spiele, bei denen man von vornherein darüber nachdenkt, was man anziehen soll – und zwar häufig auch aus nicht so schönen Gründen. Schließlich weiß man nie, ob man vielleicht von einem Bierbecher getroffen werden könnte. Die Bierduschen hingegen sind die schönen Gründe, auch wenn sie genauso stinken. In diesem konkreten Fall hatte ich das Glück, dass mir Bennet gegenüberstand und seine Spieler von hinten an ihn herangeschlichen kamen. Ich konnte in letzter Sekunde noch zurückspringen und mich in Sicherheit bringen.
Mit Blick auf das "EM-Kneipenquiz" haben Sie angekündigt, dass "keine Phrasen gedroschen" werden. Wie soll das gelingen – in einer Kneipe?
Das ist eine berechtigte Frage. Die Antwort folgt ab dem 15. Juni (lacht). Wir starten im Anschluss an das Gruppenspiel zwischen Italien und Albanien.
Getreu der berühmten Fußballphrase "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel"?
Im Prinzip ja (lacht). Es gibt tatsächlich viele Phrasen, die einfach liebenswert sind und immer wieder zutreffen. Daher ist Phrase ja nicht gleich Phrase. Wir werden uns aber bemühen, auf die typische Phrasendrescherei zu verzichten und die Sache etwas anders anzugehen.
Dabei werden Sie von Ihrem Sidekick Malte Völz und von Arnd Zeigler unterstützt. Darf Letzterer etwa mitquizzen?
Ja, auch Arnd Zeigler wird sich den Quizfragen stellen.
Ist das nicht unfair für die anderen Quizteilnehmer? Der Mann gilt als ausgewiesener Fußballnerd …
Für jeden Menschen, der meint, etwas von Fußball zu verstehen, müsste es ja eine Herausforderung sein, Arnd Zeigler zu schlagen. Und genau das ist bei diesem Quiz möglich. Für jede Sendung werden drei Teams zusammengestellt, darunter auch ein Fan-Team, für das man sich über die ARD Quiz App bewerben und qualifizieren kann. Ich bin mir sicher, dass Fragen dabei sein werden, die selbst Arnd nicht beantworten kann. Er weiß sehr viel, aber die Kollegen und Kolleginnen, die an den Fragen arbeiten, wissen noch mehr.
Ist es eine Grundvoraussetzung, dass man Bier trinkt, um am "Kneipenquiz" teilnehmen zu dürfen?
Nein. Da ich grundsätzlich keinen Alkohol trinke, darf sich jeder an der Gastgeberin orientieren – und trinken, was er möchte.
Stephanie Müller-Spirra wechselte vom Wintersport zum Ballsport
Wie sind Sie persönlich zum Sport gekommen?
Der Wunsch, irgendwann einmal etwas mit Sport zu machen, ist bereits in meiner Kindheit entstanden – als ich mit meiner Familie vor dem Fernseher gesessen und Wintersport geguckt habe. Bei uns lief quasi immer Sport, auch viel Fußball natürlich. Allerdings wird in Thüringen, wo ich aufgewachsen bin, dem Wintersport seit jeher eine große Bedeutung beigemessen. Daher bin ich bereits in jungen Jahren an Biathlon, die Nordische Kombination und Co. herangeführt worden.
Davon profitieren Sie heute, da Sie als Sportreporterin vielseitig einsetzbar sind – ob bei Olympischen Winterspielen, den Paralympics oder bei der Handball-WM, die Sie 2023 als Moderatorin für die ARD begleitet haben. Welchen Stellenwert hat für Sie die Fußball-EM in diesem Sommer?
Von jedem Großereignis geht eine besondere Magie aus, von der sowohl die Zuschauer als auch die Beteiligten erfasst werden. Noch heute reden alle vom "Sommermärchen" 2006. Das Gleiche gilt aber auch für Olympische Spiele und Paralympics. Aus journalistischer Sicht fiebert man im täglichen Business – wenn überhaupt – eher zurückhaltend mit, während es bei großen Turnieren oder Wettbewerben nochmal eine ganz andere Geschichte ist. Hier darf man sich mit der deutschen Nationalmannschaft oder dem Team D durchaus freuen.
Dann lassen wir die Neutralität an dieser Stelle doch einfach mal beiseite. Was erhoffen Sie sich von der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-EM?
Ich bin mit meinem Bauchgefühl noch nicht ganz im Reinen, was das angeht. Ich verspüre schon ein gewisses "Alles ist drin"-Gefühl. Grundsätzlich bin ich eine Verfechterin davon, dass insbesondere im Ballsport viel von Zufällen abhängt. Entscheidend ist, gut in ein Turnier zu starten. Sollte das gelingen, traue ich der Mannschaft von Julian Nagelsmann eine Menge zu. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es eine Überraschung anderer Art geben wird.
Wen haben Sie da auf dem Zettel?
Mein Gefühl sagt mir, dass diesmal keiner der üblichen Verdächtigen Europameister wird. An einen Titel von Frankreich, Spanien oder Italien glaube ich eher nicht. Auch England sehe ich noch nicht mit dem Pokal in der Hand. Daher sage ich: Entweder der Gastgeber holt den Titel oder eine Nation, die nicht zu den absoluten Top-Favoriten zählt. Da denke ich zum Beispiel an Österreich oder Dänemark.
Im Anschluss an die EM geht es für Sie mit der Tour de France Femmes und mit den Paralympics weiter. Haben Sie Ihren Jahresurlaub bereits hinter sich gebracht? Denn ruhiger wird es für Sie erst einmal nicht...
Mir ist das irgendwann mit Blick auf den Kalender auch aufgefallen. Aber nein, der Jahresurlaub steht noch aus. Das ist aber kein Problem, denn wir befinden uns inmitten eines Sportjahres, auf das ich mich sehr gefreut habe. Für mich gibt es beruflich gesehen nichts Größeres, als dabei sein zu dürfen.
Sie waren in Ihrer Jugend als Eiskunstläuferin aktiv.
Jugend trifft es nicht ganz, eher als Kind. Bis zur Grundschule habe ich Eiskunstlauf gemacht, danach klassisch Ballett und Spitzentanz mit Schwerpunkt Hip-Hop und Jazz. Das Thema Eiskunstlauf hatte sich damit erledigt, es wurde nur noch getanzt.
Dennoch kann ich mir das Wortspiel nicht verkneifen: Welchen prominenten Gast würden Sie beim "EM-Kneipenquiz" gerne aufs Glatteis führen?
Ach, daher weht der Wind (lacht). Aufs Glatteis möchte ich eigentlich niemanden führen. Aber da wir in Bochum sind, träume ich davon, dass
"Einigkeit und Recht und Vielfalt": Wie "Sportschau"-Moderatorin Müller-Spirra über die Doku und die darauf basierende Umfrage denkt
Die Sendung "Sportschau EM-Kneipenquiz" ist eine WDR-Produktion. Wie stehen Sie als ARD-Moderatorin zu der vom WDR in Auftrag gegebenen, viel diskutierten Umfrage, in der sich die Befragten zu Aussagen über die Hautfarbe der Nationalspieler positionieren sollten? Können Sie die deutliche Kritik von Julian Nagelsmann, Joshua Kimmich und Co. nachvollziehen?
Das ist ein schwieriges Thema, das in der Tat kontrovers diskutiert wird. Meiner Einschätzung nach kann man auf jeden Fall den Menschen Verständnis entgegenbringen, die den Zeitpunkt hinterfragen. Klar ist aber auch, dass diese Doku ("Einigkeit und Recht und Vielfalt") von Philipp Awonou nun einmal in diesem Zeitraum entstanden ist. Die Umfrage ist aus Erlebnissen rund um die Dreharbeiten entstanden. In dem Kontext kann ich verstehen, dass man das Thema noch einmal auf eine andere Basis legen wollte. Ich kann diese Doku nur jedem ans Herz legen, weil sie sehr eindrücklich ist – vor allem auch mit Blick auf Jonathan Tah und Gerald Asamoah, die Geschichten erzählen, die zum Nachdenken anregen. Es geht um Realitäten, vor denen man die Augen meiner Meinung nach nicht verschließen darf.
Zur Person
- Stephanie Müller-Spirra (41) ist Fernsehmoderatorin, Journalistin und Reporterin für die ARD. Während der Fußball-EM 2024 macht sie im TV laut eigener Aussage "Fußball & Quiz & Latenight". "Irgendwas mit Sport" wollte sie schon als Kind werden - und war phasenweise selbst als Eiskunstläuferin und Tänzerin aktiv.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.