• Joachim Löw hat im Trainingslager erste Baustellen geschlossen und gibt sich auffällig optimistisch.
  • Doch bis zum schweren EM-Auftakt gegen Frankreich bleibt noch einiges zu tun.
  • Die Zeit ist knapp.

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Joachim Löw grüßte lachend in die Kameras. "Wollt ihr noch was wissen?", rief der Bundestrainer den Reportern auf der Tribüne am Trainingsplatz in Seefeld offen zu. Doch wirklich viele Informationen über die Inhalte gab er nicht preis, die vorletzte Einheit in den Tiroler Bergen wurde schon nach dem Aufwärmen für neugierige Augen geschlossen. Dafür gab Löw abseits des Platzes ein paar Einblicke.

Seine Motivation für das Turnier sei "riesig", sagte der scheidende Coach zehn Tage vor dem Kracherstart in München gegen Weltmeister Frankreich (15. Juni, 21:00 Uhr), die EM sei "zum Abschluss noch mal genau die richtige Herausforderung".

In der überaus anspruchsvollen Gruppe F habe seine Elf "gleich K-o.-Spiele", betonte Löw im Interview mit DFB-Aktuell, aber: "Angst dürfen wir nicht haben, Angst lähmt. Wir können Weltklasseteams wie Frankreich und Portugal schlagen!"

Team um Rückkehrer Müller und Hummels findet sich schnell zusammen

In seiner Zuversicht sah sich Löw in den Tagen von Seefeld noch einmal bestärkt. Sein Team um die Rückkehrer Thomas Müller und Mats Hummels hat sich überraschend schnell zusammengefunden, die Stimmung ist hervorragend. "Anstehende Konflikte zwischen Spieler-Gruppen kann ich hier nicht erkennen", bekräftigte DFB-Direktor Oliver Bierhoff diesen Eindruck.

Auf dem Platz geht es teilweise richtig zur Sache. Löw sieht mit Wohlwollen, dass seine Mannschaft lauter geworden ist. In den freien Stunden stärkten gemeinsame Freizeitaktivitäten den Teamgeist. Manuel Neuer rief beim Tennis mit Jonas Hofmann die "Seefeld Open" aus, Hummels borgte sich von Toni Kroos die Ausrüstung für seinen Podcast, andere gingen Golfen, Radeln oder fieberten aus der Hotellobby in Mösern mit der U21 mit.

Mit der Ankunft der "Engländer" hat Löw für die Generalprobe gegen Lettland in Düsseldorf am Montag (20:45 Uhr/RTL) alle Spieler beisammen. "Boarding completed", meldete "Captain" Neuer. Einzig Leon Goretzka muss noch individuell üben.

Es bleiben Baustellen

Ein paar Baustellen wird Löw aber auch nach der Übersiedlung ins EM-Quartier nach Herzogenaurach am Dienstag noch bearbeiten müssen, wenn bei Partner adidas in den "Turniermodus" (Bierhoff) geschaltet wird.

Die Standards hält Löw weiterhin für "ausbaufähig", am Samstag ließ er deshalb aufblasbare Plastikmännchen auf dem Platz positionieren. Auch die Abschlussschwäche bereitet ihm Sorgen. Zudem muss er in Sachen Dreierkette wohl noch den einen oder anderen Führungsspieler überzeugen.

Eigene Zweifel an seiner Taktik kamen nach dem ersten Test gegen Dänemark (1:1) nicht auf. Der Bundestrainer halte eine sattelfeste Verteidigung für den Schlüssel zum Turniererfolg, betonte Bierhoff. Gegen die Franzosen oder Titelverteidiger Portugal "kannst du dir nicht erlauben, einem Rückstand hinterherzurennen". In der Dreierreihe sehe Löw "größeres Potenzial, diese Kompaktheit zu entwickeln".

Löw: Aus Fehlern bei der WM 2018 "haben wir gelernt"

Zusätzlich helfen soll die "Gewinnermentalität", die Löw seinem Team zwischen Karwendel und Wetterstein eingepflanzt haben will. Energie und Spielfreude seien "absolut zu spüren", betonte er, auf die EM blickt Löw daher mit "ausschließlich positiven Gedanken". Aus den Fehlern vor und bei der historischen WM-Pleite 2018 "haben wir gelernt", beteuerte er.

Damals habe man sich "zu sicher" gefühlt, erinnerte sich Bierhoff und betonte: "Ein bisschen Restzweifel musst du immer haben, ein bisschen das Kribbeln und die Sorge: Wo geht das hin? Das ist wichtig."

Den notwendigen Willen zum Erfolg habe die Mannschaft, ergänzte der Funktionär, dessen Golden Goal vor 25 Jahren den dritten und bislang letzten EM-Titel sicherte: "Das richtige Herz, den Mut und die Power musst du am 15. Juni gegen die Franzosen auf den Platz bringen." (AFP/lh)

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