Österreich enttäuscht auch gegen Portugal, hat aber wenigstens einen überragenden Robert Almer im Tor. Nur dem ist es zu verdanken, dass das Aus nach der Vorrunde noch nicht ganz besiegelt ist.

Mehr News zur Fußball-EM

Robert Almer gegen alle! Österreichs Keeper hielt gegen Portugal den einen Punkt fest und entnervte dabei sogar Superstar Cristiano Ronaldo. Almer war aber der einzige Lichtblick in einer erneut enttäuschenden österreichischen Mannschaft.

  • Österreich mauert sich im zweiten EM-Spiel zu einem 0:0 gegen Portugal
  • Cristiano Ronaldo schießt Foulelfmeter an die Stange
  • Robert Almer bringt Portugiesen zur Verzweiflung
  • David-Alaba-Experiment in der Offensive floppt grandios
  • Geheimfavorit Österreich damit unter großem Druck im letzten Spiel

Der Star des Spiels

Robert Almer war der mit großem Abstand beste Österreicher an diesem tristen Abend im Parc des Princes. Almer hielt famos gegen Nani und gleich drei Mal gegen Ronaldo. Ohne den Keeper der Austria wäre die Partie wohl schon nach 45 Minuten entschieden gewesen. Und war Almer mal geschlagen, rettet zwei Mal die Stange (Kopfball Nani, Elfmeter Ronaldo). So rettete Almer seiner Mannschaft nicht nur das schmeichelhafte Remis, sondern auch die letzte winzige Chance auf die K.o.-Runde.

Die Szene des Spiels

In der 79. Minute war gefühlt schon alles vorbei für Rot-Weiß-Rot. Martin Hinteregger hatte Ronaldo klar zu Boden gerissen und nachdem der Superstar vorher aus allen erdenklichen Lagen schon gescheitert war, sollte er nun doch wenigstens vom Punkt die Entscheidung herbeiführen können. Ronaldo verlud Almer perfekt, setzte den Ball dann aber flach nur an die linke Stange. Und den Abpraller in den Nachthimmel. Ein Schuss wie das gesamte Spiel der Portugiesen: nah dran an der Perfektion, aber am Ende doch absolut wertlos.

Die Lehren des Spiels

Österreich blieb auch im zweiten Spiel weit unter seinen Möglichkeiten. Die Mannschaft muss zu viele Ausfälle mit durchschleifen (David Alaba, Marko Arnautovic) und ist so auf diesem Level nicht in der Lage, ein Spiel von vorne weg und selbstbestimmt zu spielen. Allerdings war Portugal auch bärenstark.

ÖFB-Coach Marcel Koller verschrieb seiner Elf eine andere Ausrichtung als zuletzt: Deutlich defensiver im Pressing, erwartete sein Team den Gegner im 4-4-2 erst hinter der Mittellinie. Das sollte wieder mehr Kompaktheit im Spiel gegen den Ball bringen, funktionierte aber nur eine gute Viertelstunde lang. Danach riss Portugal über die Flügel immer wieder Lücken auf und kam hinter die österreichische Abwehrlinie. Bereits nach der ersten Hälfte hatte Portugal 13:2 Torschüsse.

Im Offensivspiel sollte Alaba in etwa in der Junuzovic-Rolle das österreichische Spiel leiten und lenken. Es gelang dem Münchener aber überhaupt nicht. Alaba war kaum eingebunden und wenn er mal an den Ball kam, wählte er die falsche Lösung oder es unterlief ihm ein technischer Fehler. Der Hoffnungsträger wirkte auch im zweiten Turnierspiel überspielt, brachte nur sieben Pässe überhaupt an den eigenen Mann und hatte weder eine Torschussbeteiligung noch einen eigenen Abschluss. Das Experiment als Regisseur und verkappter zweiter Angreifer in Personalunion ist vorerst jedenfalls gescheitert.

Ebenfalls auffällig waren die großen Probleme, die Österreich im Spielaufbau mit dem aggressiven und frühen Pressing des Gegners hatte. Drei Portugiesen verstellten die Passwege ins Mittelfeld und erzwangen so einen langen Ball nach dem anderen aus der Abwehr heraus - die dann fast immer leichte Beute für die eigenen Verteidiger waren.

Portugal machte so vieles richtig, dass am Ende eigentlich ein lockerer Sieg hätte stehen müssen. Aber wie schon gegen Island vergaben die Roten viel zu viele Chancen, die fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor ist ein immenses Problem.

Ronaldo hatte zwar wieder fast ein halbes Dutzend bester Chancen - er bringt sich also selbst immer wieder in hervorragende Abschlusssituationen - aber der Superstar wirkt trotzdem nicht so spritzig und fit wie man es von ihm gewohnt ist. Das ist aus portugiesischer Sicht umso bedauerlicher, da die Mannschaft als solche in einem großen Turnier endlich mal wieder funktioniert. Und mit einem Ronaldo in Topform sogar ein echter Titelkandidat wäre. So muss Portugal nach zwei Remis selbst um den Aufstieg in die K.o.-Phase bangen.

Österreich muss nun gegen Island auf jeden Fall gewinnen, um die Minimalchance auf den Aufstieg ins Achtelfinale zu wahren. Mit den bisher gezeigten Leistungen dürfte das aber selbst gegen den wohl größten Underdog unter allen Teilnehmern schwierig werden. Kampf und Leidenschaft allein reichen auf diesem Niveau alleine nicht.

Die Reaktionen nach dem Spiel

David Alaba (Österreich): "Unsere Taktik speziell in der ersten Halbzeit sehr gut umgesetzt. Am Ende war das Remis sicherlich ein bisschen glücklich mit dem verschossenen Elfmeter. Wir sind sehr froh, dass wir wieder im Rennen sind. Wir haben an uns geglaubt, das können wir mitnehmen ins nächste Spiel. Ich weiß noch nicht, warum mich der Coach rausgenommen hat. Das müssen wir besprechen. Glücklich war ich nicht über die Auswechslung."

Julian Baumgartlinger (Österreich): "Wir mussten hart arbeiten, aber nur so geht’s. Wir haben den Portugiesen weniger Räume gewährt, das war heute der Schlüssel. Gegen Island müssen wir offensiv mehr zeigen. Wir nehmen jetzt das Selbstvertrauen mit und müssen dann Island schlagen."

Robert Almer (Österreich): "Heute zu Null gehalten, das passt. Ein Lob an die Mannschaft, die bis zur letzten Minute gefightet hat. Der Punkt tut uns sehr gut. Wir haben defensiv besser agiert als gegen die Ungarn, auch wenn Portugal einige sehr gute Chancen hatte. Jetzt müssen wir in der Offensive auch mal einen reinmachen."

Die Tabelle der Gruppe F

Der Ticker zum Nachlesen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.