Borussia Dortmund richtet sich nach dem Debakel gegen die Bayern wieder auf und beweist erneut Nehmerqualitäten. Die grundsolide Leistung gegen Newcastle sollte aber über ein paar Probleme nicht hinwegtäuschen.

Eine Analyse
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Es ist sicher kein Zufall, dass sich Borussia Dortmund in diesem Kalenderjahr noch keine zwei schlechten Spiele am Stück geleistet hat. Auf eine Niederlage folgte stets eine ordentliche bis gute Leistung mit einem entsprechend positiven Ergebnis, insofern war der Sieg über Newcastle United am frühen Dienstagabend in der Champions League auch irgendwie erwartbar.

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Der BVB zeigte beim zweiten Sieg über den Premier-League-Vertreter binnen zwei Wochen eine grundsolide Leistung und sich bestens erholt von der 0:4-Klatsche gegen die Bayern wenige Tage zuvor. "Das war die richtige Antwort! Wir haben eine richtig gute Leistung gezeigt, einen verdienten Sieg eingefahren und einen großen Schritt nach vorne gemacht", freute sich Sportchef Sebastian Kehl nach dem 2:0-Erfolg und spielte auf die nun vorzügliche Ausgangslage seiner Mannschaft in der starken Gruppe F an.

Die Borussia hat sich an den letzten beiden Spieltagen von Platz vier auf Platz eins gespielt, führt die Tabelle mit sieben Punkten an und hat beste Chancen, in der Königsklasse zu überwintern.

Erleichterung beim BVB

Wieder einmal konnte sich Trainer Edin Terzic auf eine "Reaktion" seiner Mannschaft verlassen und dass diese mittlerweile gefestigt genug scheint, auch einen echten Tiefschlag schnell wegzustecken. Dortmund spielte konzentriert und abgeklärt gegen einen allerdings deutlich ersatzgeschwächten Gegner, Newcastle musste im Signal Iduna Park auf immerhin neun Spieler verzichten.

Die Dortmunder Innenverteidigung um den bärenstarken Mats Hummels stand sicher, die Außenbahnen mit Julian Ryerson und Niklas Süle nicht mehr so verwundbar wie gegen die Bayern. Das reichte als Fundament gegen harmlose Engländer, die im Prinzip nur eine echte Torchance hatten: Mitte der zweiten Halbzeit köpfte Joelinton eine Flanke aus sechs Metern frei stehend neben das Tor.

"Ich bin froh, dass wir nicht in ein Loch gefallen sind, in dem wir uns viel für die Saison hätten versauen können", räumte Julian Brandt ein paar Bedenken vor der Partie zumindest ein. Und tatsächlich war die Art und Weise des Dortmunder Vortrags für den Kopf mindestens so wichtig wie das Ergebnis für die Konstellation in der Tabelle.

Der BVB hat einmal mehr in diesem Jahr eine gewisse Widerstandskraft bewiesen. Das nimmt nicht nur der stark aufgeflammten Kritik nach dem Bayern-Spiel ihre Dynamik, sondern lässt die Mannschaft auch weiter wachsen und an sich glauben.

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Solide mit Schwächephasen

Zur Wahrheit gehört nur eben auch, dass es selbst gegen einen letztlich enttäuschenden Gegner auch wieder schlechtere Phasen im Dortmunder Spiel gab. Auf ein paar taktische Anpassungen von Newcastle-Coach Eddie Howe Mitte der ersten Halbzeit und zwei personellen Wechseln zu Beginn der zweiten Halbzeit suchte der BVB etwas zu lange nach einer passenden Lösung.

Immerhin konnte die Mannschaft – anders als noch im Hinspiel in Newcastle – den ganz großen Druck des Gegners nach zehn Minuten auch wieder unterbinden und Spielkontrolle erlangen. Mit dem zweiten Treffer zehn Minuten vor Schluss ersparte sie sich eine Zitterpartie in der Schlussphase.

Und doch wurde Terzics Mannschaft in zwei, drei Phasen der Partie eine Spur zu passiv und lud den Gegner förmlich ein, dominanter zu werden und über längere Ballbesitzphasen Sicherheit zu erlangen. Aggressiv, scharf und aktiv zu bleiben über die kompletten 90 Minuten einer Partie: Das geht der Mannschaft immer noch etwas ab.

Und auch in der Offensive bleibt noch Luft nach oben. Die Versatzstücke sind da, aber sie passen nicht so ganz in ein in sich stimmiges Konstrukt. Newcastle konnte der BVB mit einem starken Gegenpressing und eingestreuten langen Bällen auf Niclas Füllkrug knacken. Bessere Teams der Champions League und in der Bundesliga dürften sich davon aber weniger beeindrucken lassen.

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Julian Brandt: "...ist noch nicht vorbei"

Vielleicht empfand Terzic nach der Partie am Mikrofon von "Prime Video" auch nur "ein bisschen Zufriedenheit". Zu heftig wirkte das Bayern-Spiel nach, um sofort wieder in Jubel auszubrechen. Und obwohl Terzic seine Mannschaft lobte, blieb beim Trainer eine gewisse Zurückhaltung erkennbar.

Terzic weiß nur zu gut, dass der große Druck nun zwar aus den Debatten entweicht - dass seine Mannschaft aber noch besser Fußball spielen kann und dass die Ausgangslage in der Gruppe gerade zwar sehr gut ist. Aber eben auch noch lange nichts entschieden ist.

Der Mailänder Sieg über Paris Saint-Germain in der Nacht lässt alle vier Mannschaften bis auf drei Punkte zusammenrücken. Mit einem Sieg bei Milan in drei Wochen stünde der BVB sicher im Achtelfinale. Bei einer Niederlage in San Siro aber würde aus der besonders lukrativen Ausgangslage schnell wieder eine bedrohliche werden.

"Nachdem uns nach der Niederlage in Paris fast jeder abgeschrieben hatte im Hinblick auf das Achtelfinale, sieht es jetzt gut aus", sagte auch Julian Brandt. "Ich habe schon nach dem Mailand-Spiel gesagt: Die Gruppe ist wild! Und sie ist noch nicht vorbei..."

Verwendete Quellen:

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