Die Champions-League-Auslosung hätte aus deutscher Sicht deutlich schlimmer verlaufen können. Alle vier Klubs haben reelle Chancen auf das Erreichen der K.o.-Phase, für Bayern und Dortmund ist es fast schon ein Muss. Selbst Neuling Hoffenheim, das sich erfrischend angriffslustig zeigt, darf hoffen.

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Die fast schon lieb gewonnene Tradition rund um die Auslosungen der Champions-League-Gruppenphase wurde auch am Donnerstagabend in Monaco wieder gepflegt. Vor der Ziehung ist eigentlich immer davon zu lesen, welche "Hammergruppen" auf die deutschen Vertreter warten könnten. Nur um am Ende dann alles wieder zu relativieren, in manchen Fällen sogar von "lösbaren Aufgaben" zu sprechen.

Für die anstehende Saison haben der FC Bayern, Borussia Dortmund, Schalke 04 und 1899 Hoffenheim bei der Vergabe ihrer Gegner eine gute Portion Glück gehabt.

Von den vermeintlichen Topfavoriten hat nur Hoffenheim einen erwischt, allerdings musste der in Lostopf vier wartende Königsklassen-Debütant auch mit dem einen oder anderen Großkaliber rechnen.

Ansonsten tummeln sich unter den deutschen Gegnern recht viele Mannschaften, die man eher in der kleinen Schwester Europa League verorten würde. Besonders die Bayern und Schalke dürften in ihren Gruppen die besten Chancen auf die K.o.-Runde haben. Der Rekordmeister hat mal wieder eine der leichteren Gruppen erwischt.

Pflichtaufgaben für die Bayern

Die Bayern bekommen es mit Benfica, Ajax und AEK Athen zu tun, ein Weiterkommen ist dabei absolute Pflicht. Benfica pflegt einen fußballerisch hochwertigen Ansatz, ist in der Königsklasse aber keine große Nummer. Dafür fehlt es den Portugiesen auf höchstem Niveau schlicht an individueller Klasse.

Vergleichbar ist die Lage bei Ajax. Die Niederländer dürften den Bayern mit ihrem spielerischen Ansatz liegen, haben aber wie Benfica das Problem, dass in schöner Regelmäßigkeit die besten Spieler weggekauft werden.

AEK Athen ist für die Bayern die große Unbekannte, noch nie sind beide Klubs aufeinandergetroffen. Die Griechen sind der krasse Außenseiter der Gruppe und sollten in beiden Spielen für die Bayern kein Problem darstellen. "Auf Champions-League-Niveau gibt es keine leichten Gegner. Aber nach der Auslosung bin ich zuversichtlich, dass wir die Gruppenphase als Erster beenden können", sagt Spordirektor Hasan Salihamidzic noch recht diplomatisch auf der Vereinshomepage.

Thomas Müller wird dagegen schon deutlicher: "Es hätte schwerer kommen können." Alles andere als der Einzug in die K.o.-Phase wäre für die Bayern nicht akzeptabel.

BVB auf Wiedergutmachungstour

Nicht ganz so leicht, aber auch machbar erscheint die Gruppe von Borussia Dortmund. Auch der BVB ist den ganz großen Brocken aus dem Weg gegangen, hat mit Atletico "nur" den notorischen Geheimfavorit als Gruppenkopf erwischt.

Atletico dürfte nicht nur auf dem Papier der stärkste Gegner sein und mit Abstand am unbequemsten zu bespielen. "Atletico hat eine sehr erfahrene und gut organisierte Mannschaft", wird BVB-Coach Lucien Favre auf der Homepage des Vereins zitiert.

Für den Schweizer und ehemaligen Nizza-Trainer kommt es zudem zu einem schnellen Wiedersehen mit dem AS Monaco - vermutlich der schärfste Kontrahent im Kampf um das Minimalziel Platz zwei. Mit den Monegassen hat der BVB noch eine Rechnung offen nach dem Aus im Viertelfinale vor zwei Jahren. Und die schmerzhafte Erinnerung an den Anschlag auf den Mannschaftsbus ist auch noch präsent.

Der FC Brügge komplettiert die Gruppe, wobei die Belgier im Vergleich zu den restlichen drei Klubs doch deutlich abfallen und allenfalls eine kleine Chance auf Platz drei und die damit verbundene Qualifikation für die K.o.-Phase der Europa League haben dürften.

Der BVB will nach dem ebenso blamablen wie frühzeitigen Ausscheiden in der vergangenen Saison jedenfalls Wiedergutmachung. "Das ist eine recht ausgeglichene Gruppe. Wir haben den Anspruch, in der Champions League zu überwintern und gehen mit Optimismus in diese Partien gegen starke Gegner", sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Schalke: Drei Gegner auf Augenhöhe

Der ewige Rivale aus Gelsenkirchen hat keinen "klassischen" Champions-League-Klub als Gegner erwischt. Aber unter anderem Lok Moskau und damit auch das Wiedersehen mit Benedikt Höwedes und Jefferson Farfan.

Lokomotive hat in der vergangenen Saison den ersten Meistertitel seit 14 Jahren eingefahren und mit Trainer Juri Sjomin einen echten Haudegen auf der Bank. Sportlich dürften sich die Russen in etwa auf Schalkes Niveau bewegen.

Gleiches gilt auch für den FC Porto. Vor zehn Jahren gab es zuletzt ein Aufeinandertreffen, als ein blutjunger Manuel Neuer zum Held im Elfmeterschießen wurde und Schalke ins Viertelfinale führte.

Porto ist so etwas wie das Rollenmodell für alle Ausbildungsklubs, kein anderer Verein hat in den zurückliegenden zehn Jahren mehr Geld durch Spielerverkäufe - unter anderem für Hulk, Radamel Falcao oder James Rodriguez - eingenommen wie die Portugiesen. Die große Fluktuation führt aber zum Problem, dass der jeweilige Trainer fast jede Saison wieder seine besten Spieler ersetzen muss.

Galatasaray ist als dritter Gegner eine echte Wundertüte. Der türkische Rekordmeister kann an einem guten Tag jeden Gegner ärgern - aber eben auch ganz furchtbar eingehen. Gala wird zum gefühlt einhundertsten Mal von Fatih Terim angeleitet, hat auch auf Grund der angespannten politischen und wirtschaftlichen Lage aber nicht mehr die ganz großen Stars im Kader.

Hoffenheim mit der schwersten Gruppe

Für Neuling Hoffenheim hätte es tatsächlich auch viel schlimmer kommen können als mit den Gegnern Manchester City, Schachtjor Donezk und Olympique Lyon. Im Konzert der Arrivierten sind die Kraichgauer zwar Außenseiter, Donezk und Lyon scheinen aber durchaus in Reichweite und damit auch Platz zwei in der Gruppe.

An ManCity dürfte es im Normalfall kein Vorbeikommen geben. "Manchester ist natürlich ein totales Brett, aber wir haben uns eine Topmannschaft gewünscht", sagt Trainer Julian Nagelsmann, der sich auch auf Pep Guardiola freut.

Donezk hat die Wucht früherer Tage etwas verloren und kommt mit seiner Mischung aus Südamerikanern und Ukrainern im Team nicht mehr einfach so zu den früheren Erfolgen. Taison und Marlos sind die Stars im Team, die mittlerweile aber eher handverlesen sind und nicht mehr auf den Zetteln der großen Klubs stehen.

Im Prinzip gilt das auch für Lyon. Der ehemalige Serienmeister Frankreichs spielt in der heimischen Liga längst nicht mehr ganz oben mit, die letzte Meisterschaft ist zehn Jahre her. Memphis Depay ist der größe Name im Team, der Shooting Star der vergangenen Saison war aber Nabil Fekir, der vor wenigen Wochen mit Frankreich auch Weltmeister wurde. OL ist eine spielstarke Mannschaft mit viel Erfahrung und damit ein schwerer Gegner für Hoffenheim.

Trotzdem ist Trainer Nagelsmann durchaus zuversichtlich und gibt sich kämpferisch. "In der Champions League sind wir erst einmal ein Underdog, das ist auch normal. Aber ich glaube, dass in der Gruppe etwas möglich ist. Es gibt Gruppen, die wären schwieriger gewesen."

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