Im Achtelfinale der Champions League trifft der FC Bayern auf den alten Bekannten Juventus Turin, der momentan allerdings weniger bedrohlich daherkommt als noch vor einem Jahr. Der VfL Wolfsburg hat mit KAA Gent den mit Abstand leichtesten aller möglichen Gegner erwischt.

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Vielleicht sollte man sich häufiger mal den Twitterkanal von Thomas Müller durchlesen, um sich wieder auf das Wesentliche zu fokussieren. "We will play against Juventus FC in the next round of the Champions League", war da zu erfahren. Und sonst erstmal nichts.

Es ist ja immer so eine Sache, sich nach Auslosungen über den kommenden Gegner zu äußern. Redet man ihn zu stark, übertreibt man es mit der politischen Korrektheit, wenn man auch den größten Außenseiter auf eine Stufe mit Arsenal oder Chelsea hebt? Thomas Müller hat dieses Problem auf die pragmatischste aller Arten elegant umschifft.

Franz Beckenbauer hat eine andere Linie gewählt, der "Kaiser" durfte unmittelbar nach Ziehung der Lose bei "Sky" von einer "der besten Mannschaften Europas" sprechen. Damit hat Beckenbauer sicherlich Recht, ebenso mit dem Verweis auf Juventus' Finalteilnahme in der abgelaufenen Saison. Und natürlich ist Turin auch der Abonnementmeister der Serie A.

Juventus Turin auf der Suche nach sich selbst

Auf der anderen Seite ist das Juventus dieser Spielzeit nicht mehr jenes, das es im Sommer ins Finale und da den großen FC Barcelona an den Rand einer Niederlage gebracht hat. Wichtige Stützen haben die Mannschaft verlassen, Trainer Massimiliano Allegri ist gerade im Begriff, quasi am offenen Herzen einen Umbruch light zu veranstalten.

Ohne Arturo Vidal, Carlos Tevez, Kingsley Coman oder den Verteidigern Angelo Ogbonna und Domenico Berardi, die allesamt den Verein verlassen haben, ist Allegri immer noch auf der Suche nach jener Stabilität und Kontinuität, die Juventus seit Jahren zur mit Abstand besten Mannschaft Italiens macht. Erst allmählich berappelt sich die "Alte Dame" in der Liga und kletterte nach einem miserablen Start, dem beinahe auch der Trainer zum Opfer gefallen wäre, nun immerhin auf Rang fünf.

In der "Königsklasse" hat Juventus die Todesgruppe mit Manchester City, dem FC Sevilla und Borussia Mönchengladbach souverän überstanden - am letzten Spieltag bei der Niederlage gegen Sevilla aber leichtfertig den Gruppensieg verschenkt und damit jetzt mit den Bayern den größten aller erdenklichen Brocken erwischt.

Juventus setzt nun besonders darauf, aus den beiden letzten, negativen Erlebnissen mit den Bayern die richtigen Lehren gezogen zu haben. Vor knapp drei Jahren scheiterte Turin in Bayerns Triple-Saison an den Münchnern, zweimal ging die Partie 0:2 aus Sicht der Italiener aus.

Pavel Nedved: "FC Bayern hat eine überragende Mannschaft"

"Das wird ein sehr schwieriges Spiel für uns, Bayern hat eine überragende Mannschaft. Aber ich glaube an unsere Chance, denn auch die Bayern sind nicht unschlagbar und wir haben uns in den letzten Jahren in Europa deutlich verbessert", sagt Juves Vize-Präsident und Klub-Ikone Pavel Nedved.

Und auch die Bayern bleiben bei aller Zuversicht auch eher vorsichtig optimistisch. "Juventus ist ein starker Gegner, abgezockt und taktisch hervorragend", sagt Jerome Boateng: "Trotzdem sind wir Favorit, müssen aber zwei sehr gute Spiele abliefern, um weiterzukommen." Besser kann man die Gemengelage wohl nicht zusammenfassen: Rufen die Bayern zweimal ihre beste Leistung ab, werden sie an Juventus nicht scheitern.

VfL Wolfsburg mit dem leichtesten Los

Deutlich einfacher hat es der VfL Wolfsburg erwischt. Mit KAA Gent haben die "Wölfe" den mit Abstand leichtesten aller möglichen Gegner gezogen. Auch wenn VfL-Coach Dieter Hecking gleich mal auf Understatement machen musste: "Gent ist neben uns die Überraschungsmannschaft im Achtelfinale."

Nun trifft das gewiss für die Belgier zu, die sich in ihrer Gruppe unter anderem gegen den FC Valencia und Olympique Lyon durchsetzten und sich bei ihrer ersten Champions-League-Teilnahme überhaupt sofort in die K.o.-Runde durchkämpfen konnten. Nicht aber für den VfL Wolfsburg.

Wolfsburg sollte für den belgischen Meister in allen Belangen eine Nummer zu groß sein, alles andere als ein Weiterkommen ins Viertelfinale wäre eine mittelgroße Überraschung. "Wir sind mit der Auslosung sehr zufrieden, werden aber garantiert nicht den Fehler machen, Gent auf die leichte Schulter zu nehmen", sagt Geschäftsführer Klaus Allofs. Auch sein Torhüter Diego Benaglio sprach von "einem guten Los".

Gent ist eine Mannschaft der Namenlosen im Vergleich zu den anderen Schwergewichten in der "Königsklasse". Die Belgier bestechen aber durch einen ungeheuren Mannschaftsgeist und eine Leidenschaft, wie sie offenbar nur noch Debütanten in der Champions League an den Tag legen können.

In der heimischen Liga ist Gent weiter auf Kurs und punktgleich mit Pokalsieger FC Brügge an der Spitze. Die beiden Partien gegen Wolfsburg sind der Bonus für ein unfassbar erfolgreiches Jahr, zu verlieren hat Gent jedenfalls mal wieder nichts. Dafür aber der VfL Wolfsburg. Trotzdem darf Gent für die "Wölfe" auf dem Weg zum größten internationalen Erfolg der Klubgeschichte kein Stolperstein sein.

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