Relegation statt Champions League. Der VfL Wolfsburg muss um den Verbleib in der Bundesliga zittern. Der miserable Tabellenplatz ist das Ergebnis einer misslungenen Transferpolitik und gleichzeitig der Beweis, dass Geld allein eben doch nicht automatisch auch Tore schießt.

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Der VfL Wolfsburg ist ein Paradebeispiel dafür, wie schnell es im Fußball bergab gehen kann.

"Die Entwicklung der letzten 24 Monate war sicherlich nicht positiv", sagt Geschäftsführer Wolfgang Hotze – und untertreibt damit maßlos.

Im Jahre 2015 wurde der Verein Pokalsieger und Vize-Meister. Im Jahre 2016 hatten sie Real Madrid im Champions League Viertelfinale kurz vor dem K.o.

Nun droht in der Relegation gegen Eintracht Braunschweig (Hinspiel am Donnerstag, 20:30 Uhr) der Abstieg in die 2. Bundesliga.

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Teure Transfer-Patzer

"Das ist ein Tiefschlag für die Spieler, aber auch für die Funktionäre. Wenn man in die Relegation muss, hat das seine Gründe", sagt Hotze.

Am Geld mangelt es dem VfL jedenfalls nicht. Mutterkonzern Volkswagen überweist laut Medienberichten jährlich zwischen 80 und 90 Millionen Euro. Der Kader hat laut Transfermarkt.de einen Wert von 154 Millionen Euro.

Das ist der sechsthöchste Wert der Liga. Auch der Gehaltsetat von rund 90 Millionen Euro bewegt sich im Spitzenbereich.

Doch was nützt das viele Geld, wenn damit nicht richtig umgegangen wird? Die Wolfsburger haben in den letzten zwei Jahren auf die falschen Spieler gesetzt.

Die Top-Akteure Kevin De Bruyne und Ivan Perisic wurden im Sommer 2015 weggegeben.

Das eingenommene Geld wurde in Stars wie Julian Draxler oder André Schürrle investiert, die Wolfsburg nur als Durchgangsstation sahen.

Die beiden deutschen Nationalspieler blieben hinter den Erwartungen zurück und wollten bei dem erstbesten Angebot wieder weg. Und diese Angebote kamen.

Ein Kommen und Gehen

Sport-Geschäftsführer Klaus Allofs geriet aufgrund der Transferpolitik in die Kritik und wurde im Dezember freigestellt.

Zudem gab es in dieser Saison mit Dieter Hecking, Valérien Ismael und nun Andries Jonker drei verschiedene Trainer. Doch keiner bekam die "Wölfe" so richtig in den Griff.

Selbst Spieler, die aktuell noch beim VfL unter Vertrag stehen, scheinen mit den Gedanken teilweise schon woanders zu sein.

Der seit Jahren wechselwillige Ricardo Rodriguez geht laut Medienberichten zum AC Mailand. Auch der brasilianische Nationalspieler Luiz Gustavo wird mit mehreren Vereinen in Verbindung gebracht.

Die Mannschaft hat in dieser Zusammensetzung keine Zukunft mehr – soll nun aber noch den VfL Wolfsburg in der Bundesliga halten.

Abstiegskampf mit Erfahrungsproblemen

Kicker Kolumnist Thomas Helmer glaubt an ein Mentalitätsproblem: "Sie kennen den Abstiegskampf nicht und kommen damit nicht klar."

Eine ähnliche Meinung vertritt der langjährige Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack, der im Sport1-"Doppelpass" sagte: "Die Spannung ist in Wolfsburg nicht so, dass man sich rettet."

Das spielerische Potenzial hingegen wäre vorhanden. Der VfL Wolfsburg hat im Abstiegsdrama am Samstag den Hamburger SV regelrecht an die Wand gespielt – allerdings nur 30 Minuten lang.

"Dann legen wir einfach nicht mehr zu", kritisiert Stürmer Mario Gomez. "Deshalb stehen wir da unten. Der Kopf spielt dann immer eine große Rolle. Wir fangen an zu überlegen, sodass uns das Fußballspielen plötzlich schwerer fällt."

Seit Montag befindet sich die Mannschaft im Trainingslager im niederländischen De Lutte. Vor einer Woche sah Trainer Jonker noch davon ab.

Nun hat er seine Meinung geändert. Es ist praktisch die letzte Chance, um aus der Millionen-Truppe eine Mannschaft zu formen.

Relegation wird zum aufgeladenen Derby

Sollte der VfL Wolfsburg absteigen, würde der Verein mit Unterstützung von VW den sofortigen Wiederaufstieg angehen.

Laut Informationen der Bild-Zeitung stünde ein Etat von 60 Millionen Euro bereit. Den meisten übrigen Zweitligisten steht nur ein Bruchteil davon zur Verfügung.

Doch so weit soll es gar nicht erst kommen. "Die Relegationsspiele werden sehr aufgeladen sein", weiß Hotze. Wolfsburg und Braunschweig liegen nur 35,2 Kilometer auseinander.

Und jeder Fußball-Fan weiß: In einem Derby ist alles möglich. "Wir müssen nicht viel drum herumreden: Wir sind die bessere Mannschaft", stellt Mario Gomez klar.

"In zwei Spielen müssen wir uns durchsetzen. Das werden wir schaffen." Ähnliches hatte er vor dem letzten Saisonspiel beim Hamburger SV gesagt. Der Ausgang ist bekannt.

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