Union Berlin hat sich im Abstiegskampf von Trainer Nenad Bjelica getrennt. U19-Coach Marco Grote übernimmt das Team.

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Der 1. FC Union hat sich nach nur wenigen Monaten wieder von Trainer Nenad Bjelica getrennt. Der 52 Jahre alte Kroate wurde nach dem 3:4 gegen den direkten Abstiegskonkurrenten VfL Bochum von seinen Aufgaben entbunden. Die Verantwortlichen der Eisernen zogen damit am 6. Mai die Konsequenzen aus dem Absturz auf den 15. Tabellenplatz.

Marco Grote übernimmt interimsmäßig

Nenad Bjelica verzweifelt an der Seitenlinie im Duell mit dem FC Augsburg
Union Berlin wirft Trainer Nenad Bjelica nach weniger als einem halben Jahr im Amt heraus. (Archivbild) © dpa / Tom Weller

In den letzten zwei Saisonspielen und möglicherweise in der weiterhin drohenden Relegation soll nun Interimstrainer Marco Grote den dreimaligen Europacup-Teilnehmer vor dem Abstieg in die 2. Liga bewahren. Gemeinsam mit Co-Trainerin Marie-Louise Eta und Sebastian Bönig als Co-Trainer wird der 51-Jährige die Mannschaft zunächst auf das anstehende Auswärtsspiel gegen den Tabellen-Vorletzten 1. FC Köln am 11. Mai vorbereiten. Ein Impuls wird sein, massiv an das Zusammengehörigkeitsgefühl der Eisernen zu appellieren - jene trutzburg-artige Gemeinschaft im Osten Berlins.

"Ich freue mich auf die Aufgabe und bin überzeugt, dass uns der Klassenerhalt gelingen wird. Unsere Mannschaft kenne ich gut und weiß, dass wir mit vereinten Kräften in der Lage sind, die nötigen Punkte zu holen", so Grote. "Wir setzen für unsere Mannschaft noch einmal einen frischen Impuls. Die Spieler wollen mit Union in der Bundesliga bleiben, davon bin ich absolut überzeugt. Dafür möchten wir ihnen die volle Unterstützung geben und bauen dabei auf ein Trainerteam, das unseren Klub bestens kennt und für diese Aufgabe brennt", ergänzte Union-Geschäftsführer Oliver Ruhnert.

Union Berlin kann auch noch direkt absteigen

Durch zuletzt sechs Ligapartien ohne Sieg rutschten die Berliner mit aktuell 30 Zählern auf den 15. Tabellenplatz ab. Der Vorsprung auf den FSV Mainz 05 auf dem Relegationsrang 16 beträgt nur noch einen Punkt. Auch ein direkter Abstieg ist theoretisch noch möglich.

Fakt ist: Die finalen beiden Ligapartien - in Köln und eine Woche später gegen den SC Freiburg - dürften Zitterpartien werden. Zur verrückten Wahrheit gehört aber auch, dass Union mit einem Sieg in Köln und einer Mainzer Niederlage gegen Borussia Dortmund schon in dieser Woche die Klasse halten kann.

Zwei Spiele Zeit für die "Leistungsgrenze"

"Wir brauchen im Kampf um den Verbleib in der Bundesliga die Kraft des gesamten Vereins und natürlich auch die unserer Mannschaft. Marco Grote und seinem Team trauen wir zu, unsere Spieler wieder an ihre Leistungsgrenze zu führen, um die verbleibenden Partien bis zum Saisonende erfolgreich zu gestalten", erklärte Union-Präsident Dirk Zingler. Grote hatte bereits nach der Trennung von Urs Fischer die Mannschaft interimsweise geleitet.

Nenad Bjelica stand schon im Januar vor dem Aus

Bjelica war nach der Trennung von Langzeit-Coach Fischer überraschend zum Nachfolger des Schweizers in Berlin-Köpenick ernannt worden. Der frühere Bundesliga-Profi des 1. FC Kaiserslautern hatte keine Trainer-Erfahrung in Deutschland oder außerhalb seiner kroatischen Heimat auf internationalem Top-Niveau vorzuweisen. Dem Vernehmen nach war er die Wunschlösung von Klub-Präsident Zingler gewesen.

Unter Bjelica stabilisierten sich die Berliner im Abstiegskampf zunächst. Für Aufsehen sorgte der Kroate allerdings im Januar mit seinem Ausraster gegen Leroy Sané vom FC Bayern München, dem er bei einem Disput an der Seitenlinie aggressiv ins Gesicht fasste. Vom DFB-Sportgericht wurde er dafür für drei Spiele gesperrt. Schon damals wurde bei Union über eine Trennung diskutiert. Bjelica durfte aber noch bleiben. Zuletzt mehrten sich Gerüchte über eine Entfremdung mit Teilen der Mannschaft.

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Der Verein dankt Nenad Bjelica

Für den glücklosen Bjelica, der bei den Eisernen nie so richtig ankam und mit seiner spröden, manchmal schroffen Art ständig befremdete, blieben nur noch ein paar freundliche Worte, die wie branchenübliche Geschichtsklitterung nach einer Trainer-Trennung klangen. "Bei Nenad Bjelica und seinem Team möchte ich mich für die geleistete Arbeit bedanken. Es ist ihnen gelungen, die Mannschaft in einer äußerst schwierigen Situation zu stabilisieren, mit dem Ergebnis, dass wir den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen können", sagte Zingler.

Für die Eisernen ist es die zweite Trainer-Trennung in der laufenden Saison. Das Aus von Fischer, mit dem die Berliner 2019 in die Bundesliga aufgestiegen waren und es bis in die Champions League geschafft hatten, war mit großer Wehmut verbunden gewesen. Für Bjelica endete das Engagement nun schon nach kurzer Zeit an der Alten Försterei. (dpa/sid/hau)

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