Das erste Pflichtspiel der neuen Saison steht an: der DFL-Supercup. "Der unwichtigste Titel der Saison", sagen manche. Doch der Supercup hat auch schon mal eine entscheidende Rolle für eine große Saison gespielt. Kann dieses Mal Borussia Dortmund die Chance nutzen?

Steffen Meyer
Eine Kolumne

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Der Titelgewinn mag in seiner Bedeutung nachrangig sein, doch das Spiel (Samstag, 20:30 Uhr, live im ZDF) ist immerhin die erste Möglichkeit der Saison, ein Statement zu setzen. Vor allem immer dann, wenn der FC Bayern gegen Borussia Dortmund spielt. So wie damals im Sommer 2012.

Der FC Bayern war zuvor von Borussia Dortmund mehrmals gedemütigt worden. Zwei verlorene Meisterschaften in Folge, ein 2:5 im DFB-Pokalfinale 2012 - Dortmund war auf dem besten Wege, dem FC Bayern die Vorherrschaft im deutschen Fußball streitig zu machen.

Doch dann kam dieser Supercup-Samstag kurz vor dem Start der Bundesligasaison, und die Münchner von Coach Jupp Heynckes spielten auf einmal ganz anders als in den einseitigen Duellen zuvor. Aggressiv, schnell und immer in der Lage, das gefürchtete Dortmunder Pressing zu umspielen.

FC Bayern: Supercup 2012 war Grundstein für historische Saison

Die Bayern gewannen am Ende 2:1 und durchbrachen damit einen Fluch. Fragt man heute zum Beispiel Mitglieder aus Heynckes' damaligem Trainerteam, nennen diese genau diesen Supercup als Schlüsselmoment auf dem Weg zum Triple. Nicht wegen des Pokals, den es dort zu gewinnen gibt. Sondern wegen des Zeichens, das von diesem Spiel ausging.

Heute sind die Vorzeichen andere. Bayern dominiert seit 2012 die Liga und bis auf ganz wenige Ausnahmen auch die direkten Duelle gegen den Dauerrivalen.

Erst in der Vorsaison rückte das Team von Lucien Favre wieder dichter an die Bayern heran, zog in der ersten Saisonhälfte sogar vorbei, schaffte es am Ende aber nicht, den Vorsprung ins Ziel zu retten. Schaffen es die Dortmunder jetzt im Supercup, ein Ausrufezeichen zu setzen?

Harmonie in Dortmund - Durcheinander in München

Die Borussen haben einen nahezu perfekten Sommer hinter sich. Die Erwartungen sind dementsprechend groß. Frühzeitig verstärkten die Dortmunder ihr Team mit Julian Brandt, Paco Alcacer, Thorgan Hazard, Nico Schulz und als Krönung oben drauf auch noch Mats Hummels.

Während die Bayern Anfang August noch zwei bis drei Spieler brauchen und sich eine zunehmend peinliche öffentliche Transferposse um Leroy Sané liefern, war Dortmund früh fertig mit der Planung und konnte sich in der Vorbereitung voll auf Fußball konzentrieren.

Die Bayern hingegen mussten sich in dieser Woche öffentlich bei Manchester City entschuldigen, weil Niko Kovac sich zu optimistisch über einen möglichen Sané-Wechsel geäußert hatte und wirken auch sonst in der Außendarstellung ziemlich durcheinander.

Dortmund und Bayern in Topform

Umso erstaunlicher ist es, wie gut die Mannschaft sportlich in der Vorbereitung drauf ist. Offenbar gelingt es den Spielern aktuell, alle Nebengeräusche auszublenden.

Die Leistungen in den Testspielen in den USA und beim Audi Cup waren gut bis sehr gut. Spielerisch wirken die Münchner kreativer und gleichzeitig geordneter als über weite Strecken der Vorsaison.

Jerome Boateng hat sich mit guten Leistungen einen Vorsprung gegenüber Neuzugang Benjamin Pavard erarbeitet und dürfte aktuell neben Niklas Süle gesetzt sein. Thomas Müller, der zuletzt im 4-3-3 keinen natürlichen Platz hatte, punktete am Dienstagabend mit einer überragenden Leistung nach seiner Einwechslung gegen Fenerbahce. Hier hat Kovac eine schwierige Entscheidung vor sich, falls Flügelmann Kingsley Coman rechtzeitig fit wird.

Die Borussia überzeugte ebenfalls in der Vorbereitung und gewann alle Testspiele souverän. Favre hat vor allem in der Offensive die Qual der Wahl und kann aus einer Reihe von Varianten wählen.

In der Vorbereitung probierte er auch mal ein neues 4-1-4-1 mit nur einem Sechser, wird gegen die Bayern am Samstag aber vermutlich zunächst beim bewährten 4-2-3-1 bleiben. Hinten übernahm Hummels bereits einen Großteil der Arbeit im Spielaufbau.

Supercup 2019 wird wohl Spiel auf Augenhöhe

Beide Teams sind also gut drauf, was ein Spiel auf Augenhöhe verspricht. Mehr zu verlieren haben wie fast immer die Münchner. Eine Niederlage - und die quälende Diskussion um notwendige Neuzugänge nähme wohl noch einmal richtig Fahrt auf. Mehr Unruhe wäre vorprogrammiert.

Ein Grund mehr für die Dortmunder, das Spiel richtig ernst zu nehmen und ein erstes Ausrufezeichen zu setzen. Ohnehin haben sie inzwischen jemanden an Bord, der 2012 auf der anderen Seite stand und weiß, wie viel Kraft so ein Sieg im Supercup freisetzen kann: Dortmunds Chefberater Matthias Sammer. Und der will ja sowieso immer gewinnen.

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