Der FC Bayern München zeigt in seiner gleichnamigen Kampagne dem Rassismus die Rote Karte. In vorderster Reihe engagiert sich Vereins-Legende Oliver Kahn. Das heutige Vorstandsmitglied kennt Hass von den Rängen aus eigenem Erleben zur Genüge.

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Irgendwann erhob sich auch der "Titan" von der Bayern-Bank und marschierte grimmigen Blickes gen Kurve der Bayern-Fans. Als diese am 24. Spieltag beim Stande von 6:0 für ihre Mannschaft im Stadion von Sinsheim gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp per Spruchband beleidigend wurden, war es höchste Zeit, einzuschreiten. Der einstige Publikumsliebling Oliver Kahn zeigte Präsenz und wirkte gestisch und verbal beruhigend auf die maulende Meute ein.

Diese hatte beinahe für den Abbruch des bis dahin glänzenden Spiels ihres FC Bayern München gesorgt. Als Konsequenz aus den hässlichen Vorkommnissen startete der Verein die Kampagne "Rot gegen Rassismus". Der FC Bayern und seine gesamte Belegschaft bekennen im Rahmen dieser Aktion Farbe und positionieren sich gegen Hass, Ausgrenzung und Rassismus.

Oliver Kahn: "Konsequent gegen Störer vorgehen"

Kahn steht dabei als eines der prominentesten Gesichter des Vereins in vorderster Front. Man müsse "konsequent gegen Leute vorgehen, die diese großartige Atmosphäre und Stimmung stören", sagte der frühere Fußball-Nationalspieler in einem Podcast ("kicker meets DAZN").

Kahn sagte aber auch: "Die Fans, die diese Stimmung in den Stadien machen, sind ein absoluter Wert, was uns von vielen, vielen anderen Sportarten differenziert. Das gilt es auch zu bewahren. Ich warne vor einer sterilen Atmosphäre. Das wollen wir in den Stadien auch nicht haben."

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Kahn hat sich von brodelnden Arenen immer motivieren lassen. Er kennt das Gefühl, ins Fadenkreuz genommen zu werden.

Als Publikumsliebling ging der einstige Welttorhüter zu seinen aktiven Zeiten nur bei den Bayern-Fans durch. Für die gegnerischen Anhänger war der oftmals Unbezwingbare in der Bundesliga praktisch durchgehend ein rotes Tuch.

Der Golfball von Freiburg

Höhepunkt der Abneigung gegen Kahn war ein Golfball. Er flog am 12. April 2000 kurz vor Ende des Spiels in Freiburg von den Rängen und traf Kahn an der linken Schläfe. Hätte der stark blutende Kahn in seiner Wut gedurft, er hätte den Werfer persönlich gestellt. Der 2:1-Sieg der Bayern verschaffte dem Torwart leichte Genugtuung. Zudem war Kahn an jenem Nachmittag der beste Spieler auf dem Platz.

Für gewöhnlich bedachten gegnerische Fans Kahn nicht mit Golfbällen, sondern mit Bananen. In rauen Mengen wurde die Frucht seinerzeit als Wurfgeschoss verschwendet. Mit dem einzigen Ergebnis, dass Kahn sich als Aufräumer zu betätigen hatte.

Bananen als ständige Begleiter

"Für mich war das auch nicht immer lustig, jahrelang ins Tor zu gehen und erstmal den ganzen Gemischtwarenladen an Früchten und was da sonst so im Fünfmeterraum lag, wegzuräumen", erinnerte sich der 50-Jährige. Begleitet wurden die fliegenden Früchte häufig von Affenlauten.

"Irgendwann wird das schwer zu ertragen", sagte Kahn. "Deswegen kann ich mich auch sehr gut hineinversetzen, was es bedeutet, rassistisch angegangen zu werden. Wie man sich da fühlt. Was für eine Art der Ausgrenzung und Erniedrigung das für einen Menschen bedeutet."

In der jüngeren Vergangenheit mussten das der Herthaner Verteidiger Jordan Torunarigha während des DFB-Pokal-Achtelfinalspiels bei Schalke 04 erfahren - und nur zehn Tage später der Würzburger Abwehrspieler Leroy Kwadwo im Auswärtsspiel der 3. Liga bei Preußen Münster. (dpa/hau)

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