Bayer Leverkusen greift im Saisonendspurt gleich nach drei Titeln. Während es viele Gründe für den Erfolg gibt, ist Neuzugang Granit Xhaka binnen weniger Monate zum unverzichtbaren Herzstück der Mannschaft geworden.

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Sucht man in dieser Saison nach den Gesichtern des Erfolges bei Bayer Leverkusen, kann man sich bei der Auswahl kaum auf ein oder zwei Spieler beschränken, um den Leistungen des Teams gerecht zu werden. Bezieht sich die Frage jedoch auf das Herzstück der Mannschaft, ist man sich unterm Bayerkreuz dann doch ziemlich einig: Mittelfeldspieler Granit Xhaka.

Für 15 Millionen Euro wechselte der mittlerweile 31-Jährige im vergangenen Sommer vom FC Arsenal nach Leverkusen. Eine stolze Summe für einen zwar international sehr erfahrenen Mann auf einer Schlüsselposition, der bei seinem Ex-Klub seit Jahren aber immer wieder in der Kritik stand und sich mittlerweile im fortgeschrittenen Fußballeralter befindet.

Granit Xhaka schlägt bei Bayer gleich voll ein

Ab Minute eins im neuen Trikot offenbarte der Routinier aber bereits seinen bedingungslosen Fokus an seiner neuen Wirkungsstätte: "Bayer 04 hat mich verpflichtet, um diese junge Mannschaft zu stabilisieren", sagte der Schweizer Nationalspieler in seinem ersten Interview mit den Klubmedien nach seiner Ankunft im Juli 2023. "Ich werde versuchen, das auf allen Ebenen zu tun, auch mental. Ich will nicht den Vater oder den Chef spielen. Aber jedem muss klar sein, dass man hart arbeiten muss, um erfolgreich zu sein."

Ein gutes halbes Jahr nach diesen großen Auftaktworten könnte die Bilanz für die "Werkself" kaum besser ausfallen. Mit 70 Punkten nach 26 Spieltagen liegt das Team von Trainer Xabi Alonso in der Bundesliga mit zehn Zählern Vorsprung auf den Zweitplatzierten FC Bayern München souverän an der Tabellenspitze der Bundesliga. Zudem steht Bayer auch im Halbfinale des DFB-Pokals und im Viertelfinale der Europa League.

Leverkusen spielt 2024 also noch um mehrere Titel und greift sogar nach dem Triple. Eine Entwicklung, die dem Team vor der Saison wohl nur die Wenigsten zugetraut hätten. Auch für Xhaka dürften die beeindruckenden Leistungen und die Konstanz der Mannschaft wohl kaum selbstverständlich sein, aber sie sind eben das von ihm selbst vor Monaten prognostizierte Resultat der konsequenten Arbeit Woche für Woche.

Dauerbrenner und Mr. Zuverlässig bei Bayer Leverkusen

Exemplarisch für Xhakas sportlichen Wert für das Team stehen seine Statistiken in der Bundesliga. In allen 26 bisherigen Spielen stand der Mittelfeldmotor in der Startelf. Lediglich fünfmal verließ der Dauerbrenner dabei vorzeitig den Platz – frühestens zur 78. Minute. Das Statistikportal "FBref" zählt in diesem Zeitraum 2.984 Berührungen. Heruntergebrochen auf eine Partie sind das bärenstarke 114,8 Berührungen pro Spiel.

An dieser Stelle erwähnenswert: Bei der Statistik werden die Male gezählt, in denen ein Spieler den Ball berührt. Das Annehmen eines Passes, Dribbeln und anschließende Ausführen eines Passes werden bei dieser Bemessung nur als eine Berührung gezählt. Entsprechend ist Xhakas Präsenz auf dem Platz noch viel größer, als es sich in den nackten Zahlen ausdrückt.

Dieser Wert zeigt aber vor allem auch eindrucksvoll, wie sehr sich seine Rolle in Leverkusen im Vergleich zu seiner Zeit bei Arsenal London verändert hat. In der Saison 2022/23 kam der Routinier in 37 Spielen in der Premier League für Arsenal insgesamt auf vergleichsweise moderate 1.891 Berührungen (51,1 pro Partie).

Bei noch acht ausstehenden Partien in der Bundesliga könnte der Schweizer den Wert der Vorsaison nach bisherigem Stand also nahezu noch verdoppeln. Eine gewaltige Entwicklung, die zahlreichen Top-Teams, die sich im Sommer nicht oder nicht genug um seine Dienste bemüht haben, seine technischen Fähigkeiten und seine Spielintelligenz vor Augen führt.

Xhaka ist vielleicht in der Form seines Lebens und binnen kürzester Zeit das Gehirn auf dem Platz und die Kommandozentrale im Bayer-Spiel geworden.

Granit Xhaka gibt seine Mentalität an die jungen Mitspieler weiter

Den Ex-Spieler von Borussia Mönchengladbach nur auf seinen sportlichen Wert zu reduzieren, würde ihm aber nicht gerecht werden. Denn Xhaka ist mit seiner Mentalität und seinen Führungsqualitäten ein echter Leader, der in der Leverkusener Mannschaft den Takt vorgibt und mit seiner Erfahrung den "jungen Wilden" mit Rat und Tat zur Seite steht.

Nach dem Sieg im Derby beim 1. FC Köln am 24. Spieltag wurde er nach der Partie im Interview bei "ESPN" darauf angesprochen, wie es sich anfühlen würde, mit zehn Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze der Bundesliga zu stehen. "Es ist gut und wir können stolz darauf sein, aber noch haben wir nichts gewonnen", hätte Xhakas Antwort wohl kaum vielsagender ausfallen können.

Schließlich könnte der Schein trügen, das Team könnte sich in falscher Sicherheit wiegen und sich zu früh als am Ziel angekommen wähnen. "Ich spreche über meine eigene Erfahrung aus der vergangenen Saison. Wir hatten ähnliche Punkte an Vorsprung auf den Zweitplatzierten, aber wir haben die Liga am Ende nicht gewonnen. Diese Erfahrung teile ich in der Kabine immer wieder mit", blickte Xhaka mahnend auf sein schmerzliches Erlebnis mit Arsenal in der vorherigen Spielzeit zurück, als die "Gunners" auf der Zielgeraden noch den beinahe sicher geglaubten Titel in der Premier League an Manchester City abgeben musste.

Und die wachrüttelnden Worte kommen auch bei seinen Mitspielern an: "Sie wissen es, denn sie fragen mich Tag für Tag danach: 'Du warst schon einmal in dieser Situation, wie war es und was ist passiert?' Ich versuche es ihnen zu erklären, aber man kann es nicht mit Worten erklären, man muss es fühlen", gab Xhaka einen Einblick in das Innenleben der Kabine: "Deswegen sollten wir bescheiden bleiben und weiter von Tag zu Tag arbeiten, wie wir es die ganze Saison schon machen und dann sehen wir schon, wo wir nach 34 Spieltagen landen."

Granit Xhaka führt die Mannschaft zum Erfolg

Leverkusen ist drauf und dran, den verhassten Beinamen "Vizekusen", den des ewigen Zweitplatzierten, endgültig abzulegen. Ein oder mehrere Trophäen sind zum Greifen nah, die Mannschaft von Xabi Alonso kann sich gefühlt nur noch selbst schlagen.

Dank tatkräftiger Mithilfe und Anleitung von Leitwolf Xhaka, der seine Mitspieler auf ein noch nicht dagewesenes Niveau hebt. "Granit Xhaka übernimmt eine sehr wichtige Rolle, er ist der Taktgeber der Mannschaft", betonte der ehemalige Leverkusener Stürmer Erik Meijer im Interview mit "ran.de" und lobte die Entscheidungsträger des Klubs für ihre Transferstrategie im vergangenen Sommer, die der Mannschaft im Vergleich zu den Jahren zuvor die fehlenden Puzzlestücke hinzugefügt haben.

"Simon Rolfes (der Geschäftsführer Sport, Anm.d.Red.) ist es gelungen, neben all den jungen Talenten, die sie schon hatten, ein paar sehr erfahrene Spieler dazuzuholen, die ein bisschen den Takt angeben. Dann sind die Erfolge gekommen, was bedeutet, dass du dann auch Selbstvertrauen bekommst und das strahlen sie auch in der 90. Minuten noch aus. Weil sie eben davon überzeugt sind, dass sie trotzdem noch ein Tor oder aus einem Unentschieden noch einen Sieg machen können. Das liegt daran, dass sie an die Philosophie des Trainers glauben", führte Meijer die Gründe für den Erfolg und das neue Selbstverständnis des Teams weiter aus.

Leverkusen legt seit dieser Saison ein Mindset an den Tag, das seinesgleichen suche. Und das Anführer Xhaka mit jeder Faser und zu jedem Zeitpunkt wie kein anderer verkörpert.

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