- Lucas Hernandez ist der teuerste Transfer der Bundesliga-Geschichte und dürfte dem FC Bayern München inklusive Gehälter rund 200 Millionen Euro kosten.
- Lothar Matthäus kritisiert den Verteidiger und bezeichnet ihn als "Mitläufer"
- Die Statistiken von Hernandez sprechen allerdings eine andere Sprache. Wo liegt nun die Wahrheit?
Er ist der teuerste Transfer der Bundesliga-Geschichte. Rund 80 Millionen Euro zahlte der FC Bayern München im Sommer 2019 an Atletico Madrid, um Lucas Hernandez loszueisen. Dieser galt damals als einer der besten Abwehrspieler der Welt, wurde 2018 mit Frankreich Weltmeister und stand für den kompromisslosen Verteidigungs-Stil von Atletico.
Knapp zweieinhalb Jahre sind seit diesem Transfer vergangen. Und noch immer ist nicht eindeutig festzustellen, ob der 25-Jährige die Rekord-Summe von damals wert gewesen ist. "Er ist noch nicht zu 100 Prozent bei Bayern München angekommen, wie die Verantwortlichen das bei diesem großen Finanzpaket erwartet haben", sagt Sky-Experte
Matthäus schätzt, dass
Matthäus attestiert Hernandez Defizite im Zweikampf und Geschwindigkeit
Was der Rekordmeister für diese Mega-Summe bekam? Laut Matthäus "mehr ein Mitläufer als wie jemand, dem man vertrauen kann." Tatsächlich weist Hernandez Schwächen auf. Beim 1:0 gegen Arminia Bielefeld am vergangenen Samstag attestierte ihm Matthäus "im Zweikampfverhalten und vor allem in der Geschwindigkeit Riesen-Schwierigkeiten." Dies dürfe auf hohem Niveau nicht passieren, "weil vielleicht Mannschaften wie Manchester City solche Sachen ausnutzen."
Auch in Ballbesitz habe die Hintermannschaft des FC Bayern Schwierigkeiten. "Im Spielaufbau hinten fehlt ein Alaba und ein Boateng. Die haben das besser gemacht als
Verletzungsprobleme, Ärger mit der Justiz
Ein Grund für die schwankende Form von Hernandez dürfte seine Verletzungsanfälligkeit sein. Als er im Sommer 2019 nach München kam, blickte er auf eine lange Verletzungspause zurück. Wegen einer schwerwiegenden Innenbandverletzung kam er die letzten drei Monate bei Atletico nicht zum Einsatz.
In Deutschland blieb ihm das Verletzungspech treu. Wegen eines Innenbandrisses am Sprunggelenk fiel er ab Oktober 2019 für zwölf Bundesligaspiele aus. Bei der Europameisterschaft 2021 zog er sich erneut eine Verletzung zu und musste am Knie operiert werden.
Hinzu kam sein Ärger mit der Justiz: Bis Ende Oktober drohte ihm noch eine sechsmonatige Gefängnisstrafe, weil er das Kontaktverbot zu seiner heutigen Ehefrau nicht eingehalten hatte. Schlussendlich wurde die Strafe vom Landgericht in Madrid in eine Bewährungs- und Geldstrafe umgewandelt. Es wäre nachvollziehbar, wenn ihn dies in den vergangenen Wochen stark belastet hat und Auswirkungen auf seine Leistungen hatte.
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Lucas Hernandez mit guten Statistiken: Starke Zweikampf- und Passquote
Doch sind die Leistungen von Hernandez wirklich so schwach wie von Matthäus dargestellt? Die Redakteure vom "kicker" gaben ihm in den bisherigen zehn Bundesligaeinsätzen eine Durchschnittsnote von 3,1. Das ist besser als zum Beispiel die Durchschnittsnote von Verteidiger-Kollege Dayot Upamecano (3,23) oder Flügelspieler Kingsley Coman (3,17).
Überhaupt sind die Statistiken von Hernandez ordentlich. Seine Passquote von 92,62 Prozent ist laut "sport.de" die beste des FC Bayern und die viertbeste der gesamten Bundesliga. Ebenfalls bemerkenswert: Er gewinnt 65,27 Prozent seiner Zweikämpfe. Hier ist er hinter Niklas Süle (66,06 Prozent) der zweitbeste Spieler des FC Bayern.
Allerdings ist zu bedenken: Wenn Hernandez schlecht positioniert ist und/oder dem Gegenspieler nicht folgen kann, taucht das in dieser Statistik vielfach gar nicht auf. Und seine Passquote mag überragend sein. Allerdings beinhaltet sein Spielaufbau nur wenige Geniestreiche.
Hernandez' Leistungen schwanken stark
Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte: Seine Leistungen sind schwankend. Spielte er zum Beispiel beim 5:1 gegen Bayer Leverkusen überragend, war er bei der 1:2 Niederlage gegen den FC Augsburg und vor allem der 0:5 Pokal-Pleite gegen Borussia Mönchengladbach ein Sicherheitsrisiko.
Trainer Julian Nagelsmann lobt dennoch den Stil von Hernandez: "Er verteidigt ja immer mit großer Leidenschaft, das steckt Gott sei Dank noch drin aus seiner Atletico-Zeit." Um seinen Stammplatz muss er daher wohl nicht fürchten.
Verwendete Quellen:
- sky.de: "Mitläufer" - Matthäus mit harscher Kritik an Hernandez
- sport.de: Hernández nur "Mitläufer" beim FC Bayern?
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