Der 19-jährige Aleksandar Pavlovic entwickelte sich beim FC Bayern München innerhalb kürzester Zeit vom Talent zum Stammspieler. In der Jugend allerdings war er ein Spätentwickler und wäre fast aussortiert worden.

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Es wäre das i-Tüpfelchen des rasanten Aufstiegs von Aleksandar Pavlovic gewesen, hätte er bei den bevorstehenden Länderspielen gegen Frankreich oder die Niederlande sein Länderspiel-Debüt gegeben. Der 19-Jährige musste die Länderspiele allerdings aufgrund einer Mandelentzündung absagen.

Trotz Ausfall darf Pavlovic auf EM-Teilnahme hoffen

Überhaupt von Bundestrainer Julian Nagelsmann nominiert worden zu sein, ist dennoch ein großer Erfolg. Der 19-Jährige gab erst Ende Oktober sein Profidebüt beim FC Bayern München. 13 Bundesligaspiele später ist er eine feste Größe beim deutschen Rekordmeister und darf sich sogar Chancen für die Europameisterschaft im eigenen Land ausrechnen.

Ob er an Silvester all das für möglich gehalten hätte? "Nein, natürlich nicht so schnell. Aber ich bin sehr glücklich darüber, dass das jetzt so ist", antwortete er am vergangenen Wochenende auf Nachfrage unserer Redaktion. Auch Sportdirektor Christoph Freund sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: "Vorausgesehen hätte das wohl niemand. Es ist natürlich sehr viel passiert. Aber schon vor Silvester hatte ich in einigen Spielen gesehen, wie stark er ist und was für eine Persönlichkeit er auf dem Platz ist."

Pavlovic blickt zurück: "Ein Baby war ich"

Die Entwicklung von Pavlovic ist besonders beachtlich, wenn man berücksichtigt, dass es in seiner Jugendzeit nicht immer glattlief. Im Gegenteil: Laut einem Bericht des "kicker" stand er mehrmals kurz davor, in der Jugend des FC Bayern aussortiert zu werden. Dazu passt, dass er im Gegensatz zu vielen anderen Jungprofis zwischen der U15 und der U19 nie für eine Nachwuchs-Nationalmannschaft gespielt hat. Sein Debüt für die deutsche U20-Nationalmannschaft erfolgte im November des vergangenen Jahres erst, als er bereits sein Bundesliga-Debüt gegeben hatte.

Seine große Schwachstelle war früher die körperliche Entwicklung. "Ein Baby war ich", sagte er in einer Video-Dokumentation (Bezahlinhalt) des FC Bayern München. "Von der U15 bis zur U17 war ich immer der Kleinste. Ich war halt spätpubertierend. Aber das hat mir auch weitergeholfen. Weil, wenn man auch schwierige Zeiten hat, helfen die einem weiter für das spätere Leben und für die Entwicklung."

Pavlovic war dazu gezwungen, fußballerische Lösungen zu finden. "Körperlich war es immer schwer, weil die anderen schon Männer waren und ich war körperlich noch ganz klein und schwach. Man konnte nicht ins Dribbling gegen einen Zwei-Meter-Ochsen gehen, also musste man schnell spielen", erinnerte er sich lachend.

Der Wachstumsschub gab der Karriere Auftrieb

Glücklicherweise machte der heute 1,88 Meter große Profi später einen Wachstumsschub: "Es ging ganz schnell. Ich bin in ein, zwei Jahren 20 Zentimeter gewachsen. Dann ging es im defensiven Zweikampf viel leichter. Mein Spiel mit dem Ball ist immer gleich geblieben."

Sein früherer U14- und U16-Trainer Alexander Moj erinnert sich: "Er hatte natürlich im Verlaufe der Jahre, wenn andere Jungs etwas früher in die Pubertät gekommen sind, ein bisschen Nachholbedarf, was das Längen- und Breitenwachstum betrifft. Aber die Spielintelligenz, die Beidfüßigkeit, die allgemeine Grundtechnik und auch die Fähigkeit, schnell zu lernen und einfach fleißig zu sein, hat man schon von Anfang an gesehen."

Nach dem Wachstumsschub verlief seine Entwicklung rasant. Über die U19 und die 2. Mannschaft des FC Bayern in der Regionalliga empfahl er sich für die Profis. Im Sommer 2023, also kurz nach seinem 19. Geburtstag, nahm er an der Saisonvorbereitung in Asien teil.

"Dass ich so schnell zu den Profis kommen würde, hätte ich nicht gedacht. Aber ich habe immer daran geglaubt und dafür gekämpft", sagte er rückblickend. Dass er sofort bei den Profis funktionierte und gleich bei seiner zweiten Einwechslung gegen Borussia Dortmund vor über 81.000 Zuschauern eine Torvorlage auf Harry Kane spielte, dürfte auch mit seiner Unaufgeregtheit zusammenhängen.

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Mentale Stärke, Passsicherheit und Effektivität

"Ich bin mental sehr stark. Ob da jetzt 50.000 Zuschauer sind oder 1.000 Zuschauer: Wenn der Schiedsrichter anpfeift, bin ich voll im Modus. Dann ist es egal, was drumherum ist", sagte er. Seine große Qualität ist das Passspiel. Seine Passquote von 92,3 Prozent ist überragend und bewegt sich auf dem gleichen Niveau wie die von Granit Xhaka von Bayer Leverkusen.

In 13 Bundesligaspielen gelangen ihm zwei Tore und zwei Vorlagen. Auch das ist ein beachtlicher Wert für einen defensiven Mittelfeldspieler. Beim letzten Bundesligaspiel gegen den SV Darmstadt 98 legte er sogar ein starkes Dribbling bis in den gegnerischen Strafraum hin und leitete dadurch ein Tor ein. Ob er das von Anfang an so geplant hatte?

"Ich mache nichts Besonderes, ich mache einfach mein Ding – kämpfe, laufe und gebe alles für das Team.

Aleksandar Pavlovic

"Das hat sich einfach ergeben, weil ich sehr viel Druck (vom Gegenspieler, Anm.d.Red.) bekommen habe. Dann habe ich das einfach gemacht und das hat gut geklappt", sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion.

Insgesamt scheint Pavlovic seine Karriere sehr unbekümmert anzugehen. Was sein Erfolgsgeheimnis ist? "Ich spiele einfach Fußball", erklärte er lachend. "Ich mache nichts Besonderes, ich mache einfach mein Ding – kämpfe, laufe und gebe alles für das Team. Das ist, glaube ich, sehr wichtig."

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