Es ist schon verrückt. Borussia Mönchengladbach gewinnt in der Allianz Arena gegen den doch eigentlich schier übermächtigen FC Bayern München. Aber wie haben die das nur gemacht und woran hakt es im Bayern-Spiel? Pep Guardiolas Analyse in der Analyse.

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Pep Guardiola hat einen Tick: Er kratzt sich im Gesicht, wenn er nachdenklich ist. Nach dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach im Interview mit "Sky" kratzte sich der Trainer des FC Bayern München oft. Für den Spanier sind Niederlagen etwas Persönliches. Während des Spiels analysiert er, was falsch gelaufen ist - und was der Gegner vielleicht richtig gemacht hat. Seine Analyse bei "Sky" greift alle wichtigen Punkte des vergangenen Spiels auf - und lässt Schlüsse zu, woran die Bayern arbeiten müssen, soll es vor allem in der Champions League über das Viertelfinale hinausgehen.

Pep sagt: "Wir haben gut angefangen und ihre Konter gut kontrolliert."

Tatsächlich sah zu Beginn alles nach einem ganz normalen Bayern-Spiel aus. Der FC Bayern griff an, Gladbach stand hinten drin. Für die meisten war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Arjen Robben oder Mario Götze oder ein anderer Bayern-Spieler den Ball über die Linie bugsieren würde.


Die Spielidee der Gladbacher auf der anderen Seite war ebenso offensichtlich: auf einen Fehler im Offensivspektakel hoffen und kontern. Eine sinnvolle Taktik, denn gerade mit "mitspielenden" Mannschaften haben die Bayern in der Vergangenheit oft kurzen Prozess gemacht. 20 Minuten lang kam die Borussia jedoch kaum über die Mittellinie. Die Bayern reihten Ballstafette an Ballstafette. Richtig gefährlich wurde der Rekordmeister jedoch nicht. Das lag auch daran, dass Gladbach sehr tief und sehr gut verteidigte.

Pep sagt: "Wir haben alles versucht, aber ohne Franck und Arjen war es schwer."

Nach 25 Minuten musste Arjen Robben verletzt vom Platz. Bauchmuskelriss. Und schnell wurde deutlich, wie wichtig es für den FCB ist, dass zumindest ein Teil von "Robbery" für kreative Ideen im Spiel sorgt. Allerdings fehlt aktuell auch Franck Ribéry mit Sprunggelenksproblemen. So ganz ohne Robben und Ribéry lässt der Rekordmeister oft den entscheidenden Pass vor dem Tor vermissen.


Pep sagt: "In der zweiten Halbzeit haben wir mit zu viel Herz und zu wenig Kopf gespielt."

Wütendes Anrennen, Brechstangenfußball - das sieht Pep Guardiola nicht gerne. Dementsprechend ist das "Spiel mit Herz" nicht gerade die Spezialität des FC Bayern. Nicht umsonst wird im Zusammenhang mit dem Rekordmeister oft das Bild der gut geölten Maschine gebraucht. Doch wenn es nicht läuft und läuft und läuft, wenn nicht früh das erste Tor fällt, und wenn nichts in Rollen kommt, dann tut sich die Bayernmaschine schwer.

Nach dem Gegentor fehlte ein kollektives Durchatmen, ein Besinnen auf die eigenen Stärken. Vielleicht haben die Bayern aber auch einfach vergessen, wie es ist, in Rückstand zu geraten. Vielleicht ist die Erklärung so einfach.

Pep sagt: "Gladbach hat es sehr gut gemacht."

Der wohl wichtigste Punkt in der Traineranalyse. Gladbach hatte nicht nur Glück. Gladbach hat es wirklich sehr gut gemacht. Trainerfuchs Lucien Favre wird die Spiele, in denen die Bayern in der vergangenen Zeit Probleme hatten - das Champions-League-Hinspiel gegen Schachtjor Donezek etwa - im Vorfeld zu Tode analysiert haben. Und er liefert mit seiner Spielidee eine Steilvorlage für kommende Bayern-Gegner. Auch der FC Porto, gegen den der FCB im Viertelfinale der Champions League spielen wird, hat sicher ganz genau hingesehen.

Gegen einen tief stehenden und vor allem diszipliniert agierenden Gegner haben die Bayern Probleme. Gibt man den Bayern keine Lücke, tun sie sich schwer damit, selbst eine zu kreieren. Vor allem wenn Robben und Ribéry nicht auf dem Platz stehen.


Wenn dann der Gegner noch über schnelle Konterspieler wie Raffael oder Andre Hahn verfügt, die die hoch stehende Verteidigung der Bayern überlaufen können, und seine wenigen Angriffe präzise und erfolgreich zu Ende spielt, hat der FC Bayern größte Probleme, wieder ins Spiel zurückzufinden.

Pep sagt: "Wir haben nicht wegen Manu verloren, sondern weil wir Probleme beim Angreifen hatten."

Natürlich hat der Patzer von Manuel Neuer Anteil am Sieg der Gladbacher gegen die Bayern. Man muss Guardiola aber auch Recht geben, wenn er für die Niederlage vor allem "Probleme beim Angreifen" verantwortlich macht. Das liegt allerdings nicht nur am Ausfall von Ribéry und Robben. Aus Guardiolas so heiß geliebtem Mittelfeld kommen zu wenige Impulse im Spielaufbau, zu wenige Ideen. Xabi Alonso, der neben Bastian Schweinsteiger im Mittelfeld schalten und walten sollte, verlegte sich nach der Führung aufs Verteidigen. Nach vorne kam von ihm wenig. Seine Auswechslung in der 60. Minute war folgerichtig. Doch auch Schweinsteiger konnte gegen Gladbach nicht an alte Glanzzeiten anknüpfen. Oft wurden die Angriffsbemühungen der Bayern durch seine fahrige Abspiele unterbrochen.


Die Hoffnung von Pep Guaridola und den Bayern-Fans heißt Thiago. Der Spanier stand gegen Gladbach zum ersten Mal seit 154 Tagen wieder im Kader des FCB. Bis die Bayern am 15. April beim FC Porto antreten müssen, hat der Lieblingsspieler von Pep Guardiola hoffentlich schon ein bisschen Spielpraxis sammeln können. Wo Schweinsteiger oder Alonso eher ackern und ihre Bälle aus dem Mittelfeld verteilen, ist Thiago wesentlich ballverliebter und dribbelstärker - und kreativer in der Offensive.

Pep sagt: "Es ist Bundesliga, die Leute denken, es ist immer einfach, aber ich weiß, wie schwer es ist."

Da hat Guardiola wohl auch Recht. Spannend wird die Meisterschaft trotzdem nicht mehr. Immerhin haben die Bayern trotz der Niederlage gegen Gladbach noch immer zehn Punkte Vorsprung auf den VfL Wolfsburg.

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