Nach dem Geisterspiel ist vor dem Geisterspiel. Die nächste Begegnung für Borussia Dortmund nach dem Aus in der Champions League ist zudem nicht irgendeine - sondern ausgerechnet das Revierderby gegen den FC Schalke 04, das wie kein anderes Spiel von der Stimmung im Stadion lebt.

Christopher Giogios
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Christopher Giogios dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

In einer ziemlich trostlosen Partie hat Borussia Dortmund sein erstes Spiel unter Zuschauerausschluss hinter sich gebracht. Bei Paris Saint-Germain verabschiedeten sich die Borussen chancenlos nach einem 0:2 aus dem Achtelfinale der Champions League.

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Trostlos war dabei nicht nur das Dortmunder Spiel, sondern auch das Fehlen der Zuschauer. In Bezug auf die leeren Ränge wies Mats Hummels im Anschluss an die Partie jedoch richtigerweise darauf hin, dass sich beide Mannschaften mit der Situation arrangieren mussten.

Insofern könnte man in diesem Achtelfinale sogar von einem Vorteil für die Dortmunder sprechen, die immerhin das Hinspiel vor heimischem Publikum spielen durften und, getragen von einem lautstarken Stadion, 2:1 gewannen.

Revierderby ohne Zuschauer? Die sportliche Sicht

Umso unglücklicher ist der Umstand, dass in Dortmund am Samstag ausgerechnet das Derby gegen den FC Schalke 04 stattfinden soll. Wie sehr die lautstarke akustische und optische Unterstützung fehlt, konnte man in dieser Woche bereits bei mehreren Begegnungen beobachten. Klar ist aber, dass das Revierderby noch viel mehr als jede andere Partie unweigerlich mit stimmungsvollen, lauten Fankurven verknüpft ist.

Nun mag man einwerfen, dass in den letzten Derbys der blau-weiße Rivale sportlich häufig das oft beschriebene "Momentum“ auf seiner Seite hatte. In einem verrückten Spiel schaffte es Schalke etwa 2017, einen 0:4-Halbzeitrückstand noch zu drehen und mit 4:4 quasi als Sieger vom Platz zugehen – vor der Dortmunder Südtribüne.

Unter den Dortmunder Anhängern beklagt man schon seit geraumer Zeit, dass der BVB trotz eines spielerisch überlegenen Kaders in Derbys oft die richtige Einstellung vermissen lasse. Vor zwei Jahren empfingen die Fans ihre Mannschaft nach einer 0:2-Derbyniederlage mit einem riesigen Banner, auf dem sie der Mannschaft vorwarfen: "Den Stellenwert des Derbys nicht verstanden!"

Was die BVB-Fans von einem Derby ohne Zuschauer halten

Wenn man sich am Mittwoch in Paris unter den trotz Zuschauerausschluss mitgereisten Anhängern umhörte, bekam man die unterschiedlichsten Ansichten mit, wie die Liga mit dieser Ausnahmesituation nun verfahren solle. Eines hatten sie jedoch gemein: die übliche Derbystimmung und Vorfreude auf das Spiel konnte man selten heraushören.

Zwar überlegte der eine oder andere Fan, inwiefern man die Mannschaft vor den Toren des Stadions unterstützen könne (ähnlich wie die Fans von Borussia Mönchengladbach im nachgeholten Rheinderby gegen den 1. FC Köln). Der BVB hat hierzu aber heute bereits eine Stellungnahme verfasst und seine Anhänger eindringlich darum gebeten, auf die eigene Gesundheit und die Gesundheit anderer Rücksicht zu nehmen und Versammlungen vor dem Stadion zu unterlassen.

Das BVB-Fanmagazin "schwatzgelb.de“ plädierte in Anbetracht der Umstände gar dafür, die Bundesliga-Saison abzubrechen. Schließlich habe man nach 25 absolvierten Spielen ein halbwegs realistisches Leistungsbild.

Die Reaktionen der Anhänger zeigen: Derbyfieber sieht anders aus. Stand jetzt wird das Spiel dennoch stattfinden. Eines haben wir aber – auch vor dem Hintergrund der Fanproteste in den vergangenen Wochen – jetzt schon gelernt: der Fußball lebt von seinen Fans.

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