Ist Dieter Hecking genau der Trainer, den der VfL Bochum gesucht hat? Und wie hat es Borussia Dortmund geschafft, in dieser Situation den Tabellenzweiten zu schlagen? Fragen wie diese werden hier (mehr oder weniger) beantwortet.

Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Julian Münz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Weil es in diesem Text nicht mehr erwähnt wird, hier gleich an erster Stelle: herzlichste Glückwünsche an Holstein Kiel zum ersten Heimsieg in der Bundesliga! Der 1:0-Erfolg gegen Heidenheim ließ keine Fragen zur Bundesligatauglichkeit der Schleswig-Holsteiner mehr offen - vielleicht gibt es die dafür bei anderen Themen, die am neunten Bundesligaspieltag wichtig waren.

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Kann Dieter Hecking den VfL retten?

Um Negativrekorde von Tasmania Berlin zu knacken, muss man sich anstrengen. Der VfL Bochum hat es geschafft: Ein Punkt und ein Torverhältnis von -20 bedeuten den schlechtesten Saisonstart nach neun Spieltagen jemals. Das Resultat: Trainer weg, Sportdirektor weg, Aufsichtsratsvorsitzender weg und der Zeugwart zittert wahrscheinlich auch schon.

Um den urigen Traditionsverein wieder auf die Beine zu bekommen, soll jetzt ein alter Bekannter der Bundesliga helfen: Dieter Hecking übernimmt den Trainerposten beim VfL Bochum und das passt eigentlich ganz gut. Hecking kommt selbst aus Castrop-Rauxel, um von seinem Geburtsort zum VfL zu kommen, müsste er frei nach Torsten Legat also quasi nur die Castroper Straße rauf.

Und auch sonst: Hecking ist wie eine Antithese zu Kollegen wie Xabi Alonso und Nuri Sahin, als Trainertyp so weit entfernt von ihnen wie José Mourinho von der Fair-Play-Medaille. Neben den jungen Strategen wirkt Hecking wie einer, der den Laptop noch vor allem nutzt, um Mails auszudrucken. Aber auf eine gute Art: Mit seiner direkten und unprätentiösen Art kann er auch Ruhe in den Verein bringen. Hecking, der Fliesentisch unter den Bundesliga-Trainern: nicht gerade glamourös, aber erledigt seine Aufgabe. Nichts braucht man beim VfL gerade mehr als das.

Ist Frankfurt das neue Ding?

Schuld an der Bochumer Klatsche war aber vielleicht auch der Bochumer Gegner: Denn während Bayer 04 und der VfB den Spieltag am Freitagabend im Stile von Bochum gegen Augsburg eröffneten und nach ihrer alten Unbeschwertheit suchten, sorgt Eintracht Frankfurt aktuell für die Tore und den schönen Fußball in der Liga.

Trainer Dino Toppmöller, den einige zu Beginn der Saison noch als Entlassungskandidat gesehen hatten, macht seinem sowieso schon bundesligareifen Namen alle Ehre. Toppmöller gehört mit Hoeneß zurzeit zu den gefragtesten Männern im deutschen Fußball - klingt nach einer Folge DSF Bundesliga Classics 1996/97, ist aber so.

Das Aushängeschild der Fußballschule Toppmöller ist die Offensive. So viele U23-Stars sind dort in der Lage, den VfL Bochum abzuschießen, dass die Topklubs Europas gar nicht mehr wissen, welchen Spieler sie als Erstes mit einem Millionenangebot verunsichern sollen. Die Hauptkandidaten dafür sind sicherlich Omar Marmoush und Hugo Ekitiké, die mit ihrer Torgefahr mittlerweile auch beim Rekordmeister ein wenig Futterneid auslösen.

BVB: Warum nicht immer so?

Es gab schon bessere Wochen in der Geschichte von Borussia Dortmund. Und wenig deutete darauf hin, dass am Samstag gegen RB Leipzig irgendwas besser werden sollte. Doch das teuerste Krankenhaus der Liga lieferte gegen Leipzig ab. Ein Ausrutscher?

Wie der BVB sich in dieser fast aussichtslosen Lage behaupten konnte, ist geradezu terzicesk. Auch Sahins Vorgänger Edin Terzic feierte in schwierigen Situationen immer wieder so unerklärliche Siege, dass man ihm zwischenzeitlich sogar schwarzmagische Fähigkeiten nachsagte. In der Doping-Kontrolle konnte das nie geklärt werden. Und auch Sahin wollen wir das mal nicht unterstellen.

Trotzdem bleibt die Frage: Warum hat es gegen Leipzig funktioniert und vorher nicht? Hat die Mannschaft für den Trainer gespielt oder - besser noch - seine taktischen Vorgaben verstanden? Oder war es womöglich eine Trotzreaktion auf die derzeitige Personalkrise beim BVB? Bei derart vielen Verletzungen würde es keinen wundern, wenn die Dortmunder am Dienstagabend in der Champions League zu acht aufkreuzen und beim Gegner nachfragen, ob man eventuell auch auf dem Kleinfeld spielen könnte.

Ganz zu beantworten ist die Frage jedenfalls noch nicht. Und doch wäre es ein gutes Zeichen, wenn der BVB sich auch hier weiter aufraffen könnte. Denn noch ist es viel zu früh in der Saison, um seine Ziele abzuschreiben. Beim Kampf um die Vizemeisterschaft hinter dem FC Bayern ist schließlich noch alles drin.

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