Sebastian Kehl war die Freude deutlich anzusehen. Der Sportdirektor von Borussia Dortmund war glücklich, aber auch erleichtert über den Einzug in das Viertelfinale der Champions League.
In einer Medienrunde in der Mixed Zone, in der auch unsere Redaktion anwesend war, sprach Kehl nach dem 2:0 gegen die PSV Eindhoven über den Sieg, die Diskrepanz zwischen Bundesliga und Königsklasse, sein Wunschlos und die Rolle von
Sebastian Kehl, Glückwunsch zum Weiterkommen. Wie stolz sind Sie auf die Mannschaft, dass sie erstmals seit 2020/21 das Viertelfinale erreicht hat?
Sebastian Kehl: Ich bin sehr stolz, ein großes Kompliment an die Mannschaft für diese gute Leistung, vor allem in der ersten Halbzeit war es eine sehr gute Leistung. In den ersten 30 Minuten haben wir uns ein bisschen in einen Rausch gespielt. Wir haben uns aber leider nicht mit einem zweiten und dritten Tor belohnt, aber insgesamt ist das Weiterkommen über beide Spiele gesehen hochverdient. Am Ende freuen wir uns natürlich, endlich mal wieder dabei zu sein. Denn bei den besten Acht in Europa dabei zu sein, ist das Ziel gewesen. Das zeigt auch, dass dieser Klub weiterhin da ist, auch in Europa präsent ist. Die Mannschaft hat es sich auch verdient. Gratulation.
Ein italienischer Kollege hatte gefragt, wie der BVB, basierend auf der ersten Halbzeit, eigentlich Vierter in der Liga sein kann. Warum geht es nicht immer so?
Die Frage stellen wir uns schon seit geraumer Zeit. Die Diskrepanz zwischen der Bundesliga und der Champions League haben wir auch häufiger schon diskutiert. Das Champions-League-Gesicht von Borussia Dortmund in diesem Jahr ist richtig, richtig gut. Wenn man nochmal schaut: Wir haben die Gruppenphase überstanden und jetzt mit Eindhoven wirklich auch einen starken Gegner gehabt. Es war nicht ganz leicht, aber die Mannschaft hat das im Tank. Ich erwarte natürlich auch, dass wir das in der Bundesliga zeigen. Denn wir müssen jetzt in der Liga in den nächsten Wochen in diesen wichtigen Spielen auch liefern, weil wir auch im nächsten Jahr auf dieser Bühne präsent sein wollen. Und dafür brauchen wir Punkte.
Dortmund erstmals seit 2021 wieder unter den besten Acht in Europa
Haben Sie eigentlich ein Wunschlos für das Viertelfinale?
Es ist klar, dass unter den letzten Acht in Europa nur noch sehr, sehr attraktive Gegner dabei sind. Es werden zwei Duelle auf Augenhöhe, und in so einer Situation brauchen wir zwei gute Tage. Aber warum sollten wir nicht eine Runde weiterkommen? Jetzt freuen wir uns erstmal über das heutige Spiel, über das Weiterkommen. Das schafft ein bisschen Ruhe, das hilft uns auch ein bisschen in den Planungen. Und dann konzentrieren wir uns auf Frankfurt.
In der ersten Halbzeit war die Leistung in den ersten 20,30 Minuten wirklich stark. Was fehlt, um das auch mal über weitere Strecken des Spiels zu zeigen?
Ja, es war ein Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Halbzeit. Aber man darf auch nicht vergessen, dass wir gegen die PSV Eindhoven gespielt haben. Eine Mannschaft, die in dieser Saison nahezu noch ungeschlagen war. In der Liga läuft sie vorneweg, hat wahnsinnig viele Tore geschossen, ist sehr stabil. Deswegen ist es auch nicht ungewöhnlich, dass man eine solche Dominanz, die wir in den ersten 30, 40 Minuten ausgestrahlt haben, über 90 Minuten nicht hinbekommt. Da muss man auch mal akzeptieren, dass der Gegner gut Fußball spielt und individuelle Klasse hat. Aber ich würde gerne auf die positiven Dinge eingehen. Denn unsere Mannschaft hat es heute sehr, sehr gut gemacht. Ich bin stolz auf sie.
Was machen Sie mit den 10,6 Millionen Euro, die es jetzt an Prämien gibt?
Dass sich die wirtschaftliche Situation damit nicht verschlechtert, ist auch ein gutes Zeichen. Aber wir werden jetzt trotzdem erstmal schauen müssen, dass wir unsere Ziele erreichen. Und am Jahresende werden wir dann sehen, was wir mit dem Geld machen werden.
Spieler aus Dortmund im neuen DFB-Kader?
Es gibt gerade eine große Debatte um die Nominierung der Nationalmannschaft und dass BVB-Spieler möglicherweise nicht nominiert werden. Wie will man als BVB damit umgehen?
Es wurde viel geschrieben in den letzten Tagen. Wir werden nach der Nominierung schauen, wie wir damit umgehen. Ich glaube, dass die Jungs allesamt riesiges Potenzial haben, dass wir eine Menge an Nationalspielern dabei haben, die auch das Ziel haben, im Sommer dabei sein zu wollen. Eine Nominierung oder eine Nicht-Nominierung ist auch nicht gleichbedeutend mit einer Absage für die EM. Ich glaube, wir haben alle noch die Möglichkeit, durch gute Leistungen, sowohl in der Liga als auch in der Champions League, unsere Spieler in den Vordergrund zu stellen. Da ist dann jeder Einzelne gefragt.
Wird der Kader jetzt schon ein Fingerzeig sein?
Ich bin nicht hier als Vertreter der deutschen Nationalmannschaft. Ich würde die Nominierung viel lieber dem Bundestrainer überlassen. Alles andere können wir dann besprechen. Ich würde viel lieber über das Weiterkommen von Borussia Dortmund reden.
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Jadon Sancho hat zuletzt in der Bundesliga getroffen, jetzt auch in der Champions League. Ist das die Belohnung für Sie, dass man ihm die Zeit gegeben hat, sich zu entwickeln, auch wenn davor nicht so gute Spiele dabei waren?
Es war klar, dass Jadon ein bisschen Zeit brauchen wird, um nach einer solchen langen Zeit wieder in Form zu kommen. Jetzt hat er sich selbst mit wichtigen Toren belohnt, das hilft ihm natürlich. Ich finde, er war unglaublich agil, sehr, sehr spritzig, in Eins-gegen-Eins-Situationen natürlich auch schwer zu stoppen. Er bereichert unser Spiel und umso mehr er spielt, desto besser wird er. Jetzt müssen wir schauen, was mit der Auswechslung war, der Muskel hat zugemacht. Ich hoffe, dass es nichts Ernstes ist. Ich hoffe nicht, dass er jetzt ausfallen wird. Aber Jadon Sancho im Kader zu haben, bereichert jede Mannschaft. Ich bin froh und glücklich, dass er mehr und mehr sein Gesicht zeigt.
Verwendete Quelle
- Mixed Zone Signal-Iduna-Park
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