• Den BVB begleitet eine mysteriöse Verletzungsmisere durch die Saison.
  • Besonders anfällig scheinen die Profis für Muskelverletzungen aller Art.
  • Eine Ursache haben die Verantwortlichen dafür aber immer noch nicht gefunden.

Mehr aktuelle News zu Borussia Dortmund finden Sie hier

36 Spieler sind in Borussia Dortmunds Kader für die Bundesliga gemeldet, aber nur einer davon hat es bisher an jedem Spieltag auch in den Kader geschafft. Axel Witsel ist allein schon deshalb ein Phänomen, weil er der unglaublichen Verletzungsmisere des BVB bis heute beharrlich trotzt, der Routinier ist der Dauerbrenner unter den Dortmunder Spielern.

Seit Mitte Juni ist Witsel wieder an Bord, nachdem er wegen eines Achillessehnenrisses fast die komplette Rückrunde und danach die Europameisterschaft verpasst hatte. Seitdem war er noch nicht einmal verletzt in dieser Saison, hat keinen Trainings- und keinen Spieltag verpasst und sticht mit dieser blütenweißen Weste komplett heraus.

Witsels Kollegen jedenfalls fallen reihenweise aus, den BVB scheint eine regelrechte Seuche ereilt zu haben. Bereits zur Winterpause lag die Mannschaft mit 1715 Ausfalltagen mit großem Abstand an der Spitze eines Rankings, das kein Klub anführen mag. Die Zahlen hat das Portal fussballverletzungen.de erfasst, das war Anfang Januar diesen Jahres. Mittlerweile hat die Borussia längst die 2000-Tage-Marke überschritten und seinen Schnitt auf über 50 durchschnittliche Ausfalltage pro Spieler geschraubt. Unfreiwillig natürlich, aber an den Zahlen lässt sich nichts rütteln.

Zum Vergleich: Union Berlin oder Mainz 05 liegen bei den absoluten Zahlen immer noch unter 500 Ausfalltagen für den gesamten Kader, also nur rund ein Viertel dessen, was der BVB und seine Spieler bisher erleiden mussten. Und das, obwohl der BVB in Sachen Corona bisher sogar noch vergleichsweise glimpflich davongekommen ist. Jedenfalls hatte erst eine handvoll Spieler bisher eine diagnostizierte Infektion.

Seltsame Häufung an Muskelverletzungen beim BVB

Letzten Sonntag beim Spiel in Augsburg fehlten Trainer Marco Rose trotzdem neben den Langzeitverletzten wie Marcel Schmelzer oder Mateu Morey: Marco Reus (Pferdekuss), Thomas Meunier (Sehnenriss), Dan-Axel Zagadou, Manuel Akanji und Erling Haaland. Das Trio hat aktuell mit unterschiedlichen Muskelverletzungen zu kämpfen und liegt damit voll im Dortmunder Trend: Keine andere Mannschaft der Liga hat so oft und so hartnäckig mit muskulären Problemen aller Art zu tun wie der BVB. Nicht einmal der VfB Stuttgart, der sich offenbar eher auf andere langwierige Verletzungen spezialisiert zu haben scheint mit seinen Kreuzbandrissen, Schulterluxationen und Meniskusschäden.

Ein Trost ist das für den BVB aber nicht und an eine rein zufällige Pechsträhne will man angesichts der Häufung auch kaum noch glauben. Schon zwölf Spieler waren oder sind aktuell in den medizinischen Bulletins mit muskulären Problemen, Oberschenkelverletzungen oder Muskelfaserrissen erfasst, von der Abwehr bis zum Angriff, von Manuel Akanji bis Marius Wolf.

Rose: Es liegt nicht an der Trainings- und Belastungssteuerung

Schon im letzten Herbst waren diese Probleme auffällig, eine Antwort darauf hatte der BVB aber schon damals nicht. "Natürlich versuchen wir, Belastungen sehr weitsichtig zu verteilen", sagte Sebastian Kehl in einem Gespräch mit den "Ruhr-Nachrichten". "Und wir arbeiten auch präventiv sehr intensiv mit den Spielern, um Verletzungen zu minimieren." Kehls einziger Ansatz damals: "Die Intensität in den Spielen hat in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich zugenommen" - was aber natürlich nicht nur für den BVB gilt, sondern auch für Union Berlin oder Mainz.

Marco Rose wehrte sich gegen die zwar nicht klar formulierte, aber doch immer präsente Vermutung, das Trainerteam oder die medizinische Abteilung könnten mit ihren Maßnahmen einen guten Teil beitragen. "Es liegt nicht an der Trainingssteuerung, nicht an der Belastungssteuerung, weder an den Physios noch den Athletiktrainern", sagte Rose im November. "Es gibt kein klares Muster. Wir können nicht sagen, dass wir irgendwo einen Fehler gemacht haben. Wir machen eine hervorragende Arbeit in der medizinischen Abteilung."

Alles muss auf den Prüfstand

Nach Dortmunds Europapokal-Aus vergangene Woche in Glasgow hatte Kehl im Kicker aber eine umfassende Analyse der Saison angekündigt, man müsse das alles "nun gut aufarbeiten und aus unseren Analysen klare Entscheidungen ableiten." Dazu sollte trotz aller Beteuerungen auch der Umgang mit den Spielern gehören, die nach einer Verletzung wieder zurück kommen - manche offenbar zu früh, wie eine recht hohe Rückfallquote zumindest erahnen lässt. Und auch das Thema Prophylaxe und Prävention kann nicht zu Ende gedacht sein, wenn man nicht an dunkle Mächte glaubt.

Jeder Spieler ist eine teure Anschaffung und kostet jeden Tag jede Menge Geld. Und Spieler, die nicht spielen können, sind etwas hart formuliert verschwendetes Kapital. In diesem Sinne bräuchte Borussia Dortmund mal wieder mehr Axel Witsels.

Verwendete Quellen:

  • Ruhr Nachrichten: BVB-Verletztenupdate: Hoffnung bei Reus – ein anderer Spieler fällt sicher aus
  • Bild: Die BVB-Bosse haben einen Muskel-Verdacht
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.