Zum zweiten Mal in Folge feiern die Münchenerinnen die Meisterschaft, die Schale wird ihnen am Montag nach dem letzten Saisonspiel in Hoffenheim überreicht. Genau von dort wechselte vor der Saison Katharina Naschenweng zum FC Bayern. Im Interview spricht sie über ihre erste Saison in München und ihre fußballerischen Anfänge.
Katharina Naschenweng, Gratulation zum Titel in der Bundesliga! Die Münchenerinnen bekommen die Trophäe am Montag beim Auswärtsspiel bei Ihrem ehemaligen Verein Hoffenheim überreicht. Wie fühlt sich das alles für Sie an?
Katharina Naschenweng: Mega schön! Titel zu gewinnen ist mein Ziel gewesen, als ich nach Bayern gewechselt bin. Dass uns das als Mannschaft und für mich im ersten Jahr gelingt, ist einfach nur schön. Wenn ich es mir hätte wünschen können, dann wahrscheinlich genauso. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, was wir dieses Jahr geleistet haben, und es fühlt sich im Moment auch noch ein bisschen surreal an. Ich glaube, wenn wir die Schale dann wirklich haben, wird es realer.
Was war ausschlaggebend für den Erfolg in der Liga diese Saison?
Auf jeden Fall unser Teamspirit. Man hat schon gesehen, dass wir ein paar Höhen und Tiefen hatten, dass nicht immer alles ganz rund gelaufen ist oder so, wie wir uns das vorgestellt haben. Gleichzeitig ist das natürlich Meckern auf hohem Niveau, wir haben in der Bundesliga kein Spiel verloren. Trotzdem waren Spiele dabei, die wir anders gestalten wollten und mit dem Champions-League-Aus waren wir gar nicht happy. Insgesamt sind wir glaube ich über die Erfahrung gekommen und die Souveränität. Das hat uns dieses Jahr ausgezeichnet, dass wir uns wieder zurückgekämpft haben und nach der Winterpause sehr souverän ins neue Jahr gestartet sind.
Kein Double – aber neuer Versuch im nächsten Jahr
Es gab auch die Chance, das Double zu holen, was nicht geklappt hat. Wie denken Sie mit einigen Tagen Abstand über das DFB-Pokalfinale gegen Wolfsburg?
Erstmal war es eine richtig schöne Erfahrung. Es war unser Ziel, ins Pokalfinale zu kommen. Wenn man das erreicht, möchte man natürlich auch gewinnen. Man fährt ja nicht nur hin, um ein schönes Erlebnis zu haben. Deswegen war die Enttäuschung dann schon sehr, sehr groß. Ich glaube, wir haben einfach an dem Tag nicht unsere Leistung gebracht, waren nicht so präsent, sind nicht so in die Zweikämpfe gekommen. Da hat Wolfsburg einfach einen viel besseren Tag erwischt. Im Nachhinein ist es sehr enttäuschend. Wir haben jetzt noch ein Spiel vor uns und hatten auch letzte Woche wieder eins. Deswegen ist der Blick dann auch wieder nach vorne gegangen und wir wollen einfach nächstes Jahr wieder angreifen.
Wie war es denn für Sie persönlich, jetzt die erste Saison bei Bayern München zu spielen? War es eine große Umstellung im Vergleich zu Hoffenheim?
Es waren schon viele Veränderungen. Die Professionalität hier ist schon einfach eine ganz andere. Man hat mehr Spiele, durch die Champions League. Die Intensität ist höher. Deswegen war es für mich schon eine Umstellung. Ich würde aber sagen, eine positive Umstellung. Das ist ja genau das, was man will, wenn man zu so einem Verein wechselt. Ich muss aber sagen, ich habe mich sehr, sehr gut eingelebt! Und im Vorhinein hätte nicht mit so viel Spielzeit gerechnet. Ich bin sehr glücklich, dass ich so viel habe spielen können, meinen Teil beitragen konnte und einen großen Schritt in meiner Entwicklung gemacht habe. Deswegen bin ich mit meinem ersten Jahr sehr zufrieden, obwohl vieles noch besser laufen kann.
Sie spielen den letzten Jahren als linke Verteidigerin, haben aber ursprünglich mal weiter vorne angefangen. Wie ist es zu der Umstellung gekommen?
Es ist schon lange her, dass ich vorne gespielt habe. Also, im Nationalteam habe ich natürlich immer wieder mal vorne meine Einsätze gekriegt, das stimmt schon. Früher im Verein habe ich sehr viel vorne gespielt. Ich weiß gar nicht, wie der Wechsel zustande gekommen ist, ich glaube, durch das Nationalteam. Dann in Hoffenheim war es dann die linke Außenverteidigerinnen-Position. Später dann im A-Team hin und wieder offensiv. Der Mix an sich, den finde ich schon sehr gut. Mir tut als linke Verteidigerin der Offensivdrang gut, damit fühle ich mich sehr wohl und ich glaube, ich kann gut in die Rolle hier reinwachsen, dass ich mich nach vorne miteinschalte. Im Prinzip spiele ich eben auf der linken Seite. Ob das dann ganz vorne ist oder ganz hinten, ist jetzt für mich nicht so eine Riesenumstellung. Ich freue mich aber, wenn ich sehr viel Spielzeit kriege. Und das war ja der Fall.
Sie waren in den letzten beiden Saisons in der Bundesliga jeweils in den Top Ten der Spielerinnen mit erfolgreichen Pässen ins letzte Drittel. Ist das etwas, womit Sie sich vielleicht auch zusammen mit dem Trainerteam beschäftigen?
So genaue Statistiken schaue ich mir eher weniger an. Was für mich wichtig ist, ist dass ich mir Spiele oder Spielszenen anschaue, damit ich sehen kann, wie ich gewisse Dinge verfeinern kann. Aber ich würde schon sagen, dass du das Spiel nach vorne oder die Übersicht eine meiner Stärken ist. Aber ich gehe wie gesagt nicht so sehr ins Detail. Das halte ich dann eher auf allgemeine Spielszenen ausgerichtet und wo ich mich in verschiedenen Bereichen verbessern könnte.
Wechsel von Österreich in die deutsche Bundesliga
Sie sind 2018 von SK Sturm Graz zur TSG Hoffenheim gewechselt, haben dort zunächst in der Zweitvertretung gespielt. Wie haben Sie damals den Wechsel von Österreich nach Deutschland erlebt?
Für mich war es erstmal wichtig, dass es nach Deutschland geht. Mir war es da gar nicht so wichtig, ob es in die erste oder in die zweite Liga geht. Mir war bewusst, dass die Qualität einfach eine höhere ist. Es spielen viel mehr Mädchen Fußball in Deutschland, das heißt, die Dichte ist einfach höher und dadurch gibt es einfach eine bessere Qualität. Für mich war es gut, dass ich in der zweiten Mannschaft angefangen habe, damit der Qualitätsunterschied nicht so massiv ist. Denn der Schritt in die erste Bundesliga war dann schon noch mal ein anderer. Mir hat dieses schrittweise Heranführen sehr gut getan und habe mich daran gewöhnen können. Deswegen bin ich mit meinem ersten Schritt sehr zufrieden und habe da in Hoffenheim damals auch echt gute Unterstützung gehabt. Sie waren sehr geduldig mit mir, denn ich hatte mich ja auch verletzt. Danach habe ich sehr viel Vertrauen gekriegt.
Wie sehr hat Sie diese Verletzung, ein Kreuzbandriss, geprägt?
Ich glaube, Verletzungen prägen immer, egal ob es was Kleines oder was Großes ist. Man lernt immer sehr viel daraus. Man kann viel mitnehmen für sich, für seinen Körper, die persönliche Entwicklung. Klar ist es am Anfang etwas sehr Negatives und man sieht erstmal die Zeit, die man nicht auf dem Platz stehen kann. Aber wenn man das mal durchhat, kann es viel Positives haben und man kann daraus lernen.
Vor ein paar Wochen hat Ihre Nationalmannschaftskollegin Lilli Purtscheller von Österreichs nationalem Zentrum für Frauenfußball in Sankt Pölten erzählt, in dem Sie auch waren. Lilli Purtscheller musste zu ihrer Zeit sehr viel pendeln. Wie war das denn für Sie und wie haben Sie die Zeit erlebt?
Währenddessen ist mir das mit dem Pendeln und dem Zeitaufwand gar nicht so aufgefallen, muss ich zugeben. Es hat mega viel Spaß gemacht und ich war einfach nur froh, dort in diese Akademie aufgenommen worden zu sein. Jetzt im Nachhinein denke ich mir schon: Wie hast du das geschafft? Das könnte man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Es war echt sehr viel. Also, St. Pölten liegt ungefähr vier bis fünf Stunden Zugfahrt von mir zu Hause. Währenddessen habe ich in Graz Fußball gespielt, also beim Verein. Das heißt: Trainiert in Sankt Pölten, war in Graz am Wochenende. Von Sankt Pölten nach Graz sind es so zwei bis drei Stunden und von Graz zu mir nach Hause in Kärnten sind es auch so zwei bis drei Stunden. Naja, und ich habe versucht, jedes Wochenende einen Tag kurz zu Hause zu sein. Da kann man sich vorstellen, wie viel Hin- und Her-Fahren es war. Aber wie gesagt, mir ist es damals nicht aufgefallen. Ich habe einfach sehr viel Spaß gehabt, wollte bei meiner Familie sein, bei meinen Freunden sein. Also war das eine richtig coole Erfahrung. Wir haben dort super Möglichkeiten gehabt und eine gute Ausbildung. Das hat sich alles gelohnt.
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So ist Naschenweng zum Fußball gekommen
Ihr erster Verein in der Jugend war allerdings die SV Rothenthurn. Wie sind Sie zum Fußball allgemein und zum Verein gekommen?
Mein Papa hat selbst Fußball gespielt. Er war Fußballtrainer bei uns in der Umgebung und meine Mama hat früher auch Fußball gespielt. Wir sind so eine Art Fußballfamilie. Ich muss aber sagen, dass ich eigentlich durch meinen Nachbarn und einen sehr guten Freund von mir aufs Fußballspielen gekommen bin. Wir haben eigentlich immer im Garten gekickt und irgendwann sind wir dann auf die Idee gekommen: Hey, lass uns doch zu einem Verein gehen. Da haben wir dann die Eltern angebettelt, dass sie uns zum Vereinstraining fahren, und so hat sich das dann eigentlich ergeben. Wir haben bei den Burschen gespielt. Ich habe einfach immer sehr viel Spaß dabei gehabt und ich glaube, das war so für mich immer das Wichtigste, dass ich eigentlich gar nicht so darüber nachgedacht habe: Was kann sein oder was ist das Ziel? Sondern mit meinen Freunden am Platz stehen und wir kicken, das war das Wichtigste. Und ich glaube, das ist heute auch noch ganz wichtig. Wenn man keinen Spaß daran hat, macht es keinen Sinn und dann wird es auch nicht funktionieren. Das ist etwas, was ich für mich aus der Zeit für immer mitgenommen habe.
Wenn wir aufs österreichische Nationalteam schauen: Sie waren zwischendurch diese Saison für eine Weile verletzt, deswegen konnten Sie an den beiden EM-Qualifikations-Spiele nicht teilnehmen. Wie haben Sie die von außen gesehen? Speziell gegen Deutschland (Endergebnis 2:3) war es ja sehr eng und umkämpft.
Natürlich verfolge ich das dann sehr intensiv. Wir haben eine sehr coole Mannschaft. Und wir haben auch sehr viel Entwicklung, was die Nationalmannschaft angeht, natürlich auch den österreichischen Frauenfußball. Deswegen ist das einfach sehr wichtig. Ich bin mit Sarah [Zadrazil] nach Linz gefahren, wir haben das Spiel vor Ort angeschaut. Es war mega spannend! Also, mit der 2:0-Führung ein bisschen überraschend und schade, dass wir das dann so aus der Hand gegeben haben. Aber ich glaube, dass wir in beiden Spielen sehr gute Leistungen gezeigt haben. Gegen Polen haben wir dann mit einem 1:3 den Sieg geholt. Das war wichtig für uns, weil es ja um die direkte Qualifikation für nächstes Jahr geht. Wir sind echt sehr gut rein gestartet.
Wie sehen Sie denn die Entwicklung von Österreich in der jüngeren Vergangenheit allgemein?
Österreich braucht noch mehr Zeit, es muss noch mehr vorangetrieben werden. Wir sind auf einem guten Weg. Es gibt immer mehr Fußballakademien, in Salzburg, Linz, Graz und St. Pölten zum Beispiel. Ich glaube aber, dass da einfach noch mehr kommen muss, um einfach eine größere Breite zu schaffen. Wie gesagt, in Deutschland herrscht schon eine andere Breite. Das macht dann später mal die Qualität aus und da ist in Österreich noch vieles zu tun. Aber ich glaube, wir sind auf einem guten Weg. Man sieht es daran, dass wir, wenn wir mit dem Frauen-Nationalteam in größeren Stadien spielen, diese gut füllen können und viele Leute kommen. Das ist wichtig, um Präsenz zu schaffen und Sichtbarkeit für jüngere Generationen. Der Weg ist noch etwas weiter, aber es hat auf jeden Fall schon begonnen.
Ist eine EM im Nachbarland wie die in der Schweiz nächstes Jahr noch einmal besonders reizvoll?
Auf jeden Fall, das ist, als ob die EM in Deutschland wäre. Alles, was so rund um mich ist, fühlt sich dann trotzdem ein bisschen wie Heimat an, wenn dann auch viel Familie und Freunde zuschauen kommen. Ich würde nicht sagen, es ist ein besonderer Reiz, oder so etwas, aber für uns als Österreicher ist immer sehr schön an großen Events teilnehmen zu können. Es ist nicht selbstverständlich für uns. Also sind wir überall sehr glücklich, wo wir dabei sind. Und es ist einfach sehr wichtig für den Fußball in Österreich. Deswegen ist es das größte Ziel, dass wir wieder dabei sein können.
Jetzt ist die Bundesligasaison zwar bald vorbei, aber durch die EM-Quali gibt es noch weitere Spiele. Die nächste Länderspielpause ist Ende Mai/ Anfang Juni, die letzte aber erst sehr spät im Juli. Wie ist das für Sie als Spielerin in Sachen Pause und Vorbereitung?
Jetzt der Lehrgang direkt noch, das ist nicht so viel Zeit dazwischen. Entweder trainiert man hier noch oder man hat sein Heim-Programm. Dann ist die etwas längere Pause, was am Anfang schon ein bisschen ungünstig rübergekommen ist. Man hat lange Pausen und dann zwei so wichtige Spiele. Wir werden aber nicht aus der kalten Hose starten. Wir haben davor zum Glück schon einen Trainingsstart hier und können uns da schon mal vorbereiten. Der Verein hat uns die Möglichkeit gegeben, noch davor zu trainieren, um nicht ohne Training in so einen wichtigen Lehrgang zu starten. Es geht natürlich auch um das Verletzungsrisiko, wenn man aus so einer Pause kommt. Wir sind echt sehr gut vorbereitet. Egal, ob das vom Verein ist oder vom Nationalteam, wo dann Programme oder Trainings angeboten werden.
Dann habe ich nur noch eine Frage. Wie werden Sie und das Team denn den Bundesliga-Titel nach dem letzten Spiel feiern?
Am Dienstag ist die Feier im Rathaus, so wie letztes Jahr. Das ist der offizielle Termin und die Meisterfeier hatten wir schon zum Teil. Und nach dem Termin am Dienstag gehen alle in den Urlaub.
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