Als die Formel 1 am 13. Mai 1950 in Silverstone erstmals im Rahmen einer WM ihre Runden dreht, stehen 21 Wagen am Start. Ein deutscher Pilot ist nicht darunter, und auch kein Ferrari - dafür aber zwei Adlige. Der Sieger kommt aus Italien, weil der spätere Rekord-Weltmeister Pech mit seinem Auto hat.
König Georg VI., Vater der späteren Queen Elizabeth II., ist da, mit ihm mehr als 100.000 Zuschauer. 21 Fahrer reihen sich zur Begrüßung auf, darunter ein thailändischer Prinz namens Birabongse Bhanudej Bhanubandh, kurz Prinz Bira, und auch der belgische Jazzmusiker Johnny Claes.
Es ist der 13. Mai 1950. Es ist der Tag des ersten Rennens der Formel-1-Weltmeisterschaft. Der Beginn der Motorsport-Königsklasse, allerdings ohne Ferrari. Das einzige Team, das bis heute alle Formel-1-Saisons bestritten hat, wird seine Wagen erst zum zweiten WM-Lauf in Monte Carlo fertig haben.
Fahrer sind 1950 im Schnitt 39 Jahre alt
Die Fahrer sind durchschnittlich rund 39 Jahre alt, Modellathleten mit eigenem Trainer sind nicht die Regel.
Und doch, oder vielleicht erst recht ist es die Zeit, in der die Helden auf den Strecken geboren werden, vor deren Namen sich die Piloten der heutigen Generation noch immer verneigen.
Der spätere Rekordsieger der Formel 1, der Argentinier Juan Manuel Fangio, steckt zum Start in Silverstone jedoch noch eine empfindliche Niederlage ein. Fangio schafft es nicht, seinen Alfa Romeo ins Ziel zu bringen.
Giuseppe Farina holt sich im Alfa Romeo den Sieg bei der Premiere
Giuseppe "Nino" Farina gewinnt das erste Formel-1-Rennen. In seinem Alfa Romeo rast er mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 145 Kilometern pro Stunde über den Kurs in Silverstone. Er ist damals schon 43 Jahre alt. Der Italiener krönt sich später auch zum ersten Champion - drei Punkte vor Fangio.
Sicherheitsvorkehrungen wie heute existieren damals nicht mal im Ansatz. "Über die Folgen eines Unfalls durfte man gar nicht nachdenken", wird
Erst Schumacher entthront die WM-Legende Fangio
Ein Jahr später holt Fangio den WM-Titel, vier weitere folgen. Erst
"Musste damit rechnen, dass einer oder zwei dran sein würden"
Die Anfänge der Formel 1 - sie waren nicht vergleichbar mit dem Rennsport von heute. "Wenn man damals am Start stand, musste man praktisch immer damit rechnen, dass einer oder zwei wieder dran sein würden", erinnerte sich einst der mittlerweile 92 Jahre alte Ex-Rennfahrer Hans Herrmann.
Technische Hilfen gab es 1950 nicht. "Man hatte eine Kupplung, ein Gaspedal, eine Bremse und ein Lenkrad, mit dem man nach links, rechts oder geradeaus gefahren ist."
Hans-Joachim Stuck: "Das würde heute kein Fahrer mehr schaffen"
Hans-Joachim "Strietzel" Stuck erklärte 2019 im Gespräch mit unserer Redaktion: "Wenn ich den Rennwagen meines Vaters fahre, den Auto Union von 1936, dann denke ich mir: 'Was waren das denn für Kerle?' Keiner von uns würde es heute damit schaffen, am Nürburgring drei Stunden Grand Prix zu fahren."
Eines aber sei "klar", sagt Stuck. "Der Motorsport sollte, ganz gleich in welcher Serie, wieder weniger technisch werden, damit der Fahrer wieder mehr an Sieg und Niederlage beteiligt ist."
Formel 1 meisterte zahlreiche Krisen - und nun auch Corona?
Wer im Zeitraffer durch die Formel-1-Geschichte seit dem historischen 13. Mai 1950 rast, merkt schnell, dass die Formel 1 sich irgendwie immer durch alle Krisen und Skandale manövriert hat - sei es der Feuerunfall des im Mai vergangenen Jahres verstorbenen Niki Lauda, das große Gift-Duell zwischen Ayrton Senna gegen Alain Prost, die Ära von Bernie Ecclestone samt Bestechungsprozess, das schwarze Wochenende von Imola mit dem Tod von Roland Ratzenberger und Ikone Ayrton Senna und die skurril-unfassbare Spionageaffäre, die McLaren seinerzeit die Rekord-Geldstrafe von 100 Millionen US-Dollar bescherte.
Das wird auch im Jahr 2020 so sein. Eigentlich würden die Erben der PS-Pioniere des 13. Mais derzeit nach dem sechsten Rennen der Saison 2020, dem Großen Preis von Spanien, kurz mal ausruhen. In der nächsten Woche würde es nach Monaco gehen, dem Klassiker schlechthin. Doch statt zu feiern, statt zu fahren, herrscht momentan in der Formel 1 Stillstand durch die Coronavirus-Pandemie - gepaart mit vor allem einem: Ungewissheit. Im Moment ist unklar, ob alle zehn Teams diese Phase einigermaßen überstehen.
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Geplant ist der Neustart nach der Corona-Pause ebenfalls mit einer Premiere. 70 Jahre nach Silverstone soll Spielberg in Österreich Schauplatz der ersten Saisonrennen am 5. und 12. Juli sein. Auf die erste Doppelansetzung in der Formel-1-Geschichte sollen am 19. und 26. Juli zwei Rennen in Silverstone folgen. (hau/dpa)
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