- Bislang war der Titelkampf ein Duell zwischen Max Verstappen und Charles Leclerc. Jetzt mischt auch Sergio Perez mit.
- Der Mexikaner ist Teamkollege von Verstappen und war bislang der Wasserträger des Weltmeisters.
- Doch die Marschroute bei Red Bull Racing lautet: freie Fahrt – mit allen Konsequenzen.
Sergio Perez ließ
Wenn sich das Verhältnis dreht
Es wäre nämlich nicht das erste Mal, dass sich eine Beziehung zwischen zwei Piloten aus einem Rennstall parallel zur sportlichen Ausgangslage grundlegend dreht. Aus Freunden werden Feinde, aus guten Kollegen erbitterte Rivalen.
"Warum sollte sich das ändern?", fragte Verstappen zurück. "Wir arbeiten wirklich gut als Team. Wir versuchen immer, das Auto zu optimieren und für das Team zu arbeiten, und wir können akzeptieren, wenn jemand einen guten oder besseren Job macht", sagte Verstappen. Das sei sehr wichtig, denn so respektiere man sich gegenseitig, so der Titelverteidiger. "Wir versuchen, auf der Strecke unser Bestes zu geben, aber wir respektieren uns auch sehr und versuchen, so viele Punkte wie möglich für das Team zu holen", so Verstappen, der das Motto ausgab: "Möge der Beste am Ende gewinnen, nicht wahr?"
Bislang nur der Wasserträger
Der Beste, der bislang meist gewann, war Verstappen. In der vergangenen Saison war der 24-Jährige die unumstrittene Nummer eins im Team. Perez fungierte als Wasserträger, der seinem Teamkollegen im WM-Kampf gegen Hamilton helfen, als starke Nummer zwei dem Team mehr taktische Möglichkeiten verschaffen und ein Pfund bei der Jagd nach dem Konstrukteurstitel gegen Mercedes sein sollte.
Der Mexikaner brauchte eine gewisse Eingewöhnungszeit, im Team, aber auch im Auto, an dem schon andere Verstappen-Teamkollegen gescheitert waren. Doch Perez erledigte den Job hervorragend, ist aber dabei, 2022 in eine andere Rolle zu schlüpfen: in die des Titelkandidaten. Verstappen führt nach sieben Saisonrennen die WM-Wertung mit 125 Punkten an, gefolgt vom Ferrari-Rivalen
Der Sieg in Monaco, als Lohn eines starken Rennwochenendes, war ein Ausrufezeichen auf der Strecke. Die verbale Vorlage hatte er eine Woche zuvor in Barcelona geliefert, als er sich nach einer Teamorder öffentlich – erst via Funk, dann in Interviews – gegen die (in dem Moment nachvollziehbare) Red-Bull-Taktik auflehnte. Es war die Botschaft: Ich will frei fahren, um den Titel kämpfen dürfen. Diese Ansage hat Perez in Monaco mit Leistung untermauert.
Von der Pace her näher dran
"Das ist die beste Art zu sagen: 'Macht das nicht mit mir, Leute, ich will hier auch um die WM kämpfen', was für ein brillantes Wochenende, alles perfekt", sagte Rosberg bei Sky Sports. "Unglaublich" sei das, so der Deutsche, "man würde es nicht wirklich erwarten, aber er ist mittendrin. Und er ist dieses Jahr auch von der Pace her viel näher an Verstappen dran."
Was auch daran liegt, dass der Mexikaner mit dem neuen Auto deutlich besser zurechtkommt. "Als Fahrer, dem das Reifenschonen sehr gut liegt, kann er mehr aus dem Auto rausholen", schrieb Sky-Experte Ralf Schumacher in seiner Kolumne. Er glaubt, dass Verstappen von seinem Teamkollegen noch etwas lernen kann. Verstappen solle angesichts seiner aggressiven Herangehensweise versuchen, "den Fahrstil von Sergio in gewissen Streckenabschnitten zu adaptieren und in die ein oder andere Kurve etwas langsamer hineinfahren", so Schumacher, der allerdings nicht glaubt, "dass Sergio am Ende die Konstanz aufweisen wird, die ein Max Verstappen hat". Tatsächlich werden das die kommenden Wochen zeigen.
Lesen Sie auch:
- Ferrari patzt im Monaco-Chaos: Perez siegt, Leclerc wütet
Nicht nur die WM im Blick
Doch Perez hat nicht alleine die WM im Blick, denn mit guten Leistungen empfiehlt sich der 32-Jährige für einen neuen Vertrag, sein aktueller läuft nach der Saison aus. Bedeutet für ihn aber auch: Ego-Anfälle sind tabu, Perez muss einen gesunden Spagat schaffen zwischen Einzelkämpfer und Teamplayer.
Bei Red Bull Racing sieht man die Situation daher noch entspannt. Verstappen und Perez sei "eine gute Kombination", sagte Motorsportchef Helmut Marko bei Sky: "Er hat nun zwei Siege in eineinhalb Jahren bei uns, nachdem er zuvor einen Erfolg in zehn Jahren hatte. Wir sind zufrieden." Teamchef Christian Horner gab sogar offiziell grünes Licht für einen offenen WM-Fight. Auf die Frage, ob Perez auch um die WM-Krone kämpfen dürfe oder im Sinne seines Teamkollegen zurückstecken müsse, stellte er klar: "Auch Perez ist im WM-Fight dabei, genauso wie Max." Kuschelkurs und Liebe inklusive. Noch.
Verwendete Quellen:
- TV-Übertragung
- Pressekonferenz
- sport.sky.de: Schumacher-Kolumne
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.