• Dennis Schröder liefert bei der Basketball-EM gegen Griechenland eine überragende Leistung ab und überzeugt nicht nur als Scorer, sondern auch als Anführer.
  • Sein Weg im Nationalteam war in der Vergangenheit nicht immer einfach.
  • Nun könnte der 29-Jährige seine Karriere trotz ungewisser Zukunft krönen.

Mehr Sportthemen finden Sie hier

Am Ende eines turbulenten Abends fehlten selbst Dennis Schröder für einen Moment die Worte. Kurz zuvor hatte die deutsche Basketball-Nationalmannschaft im EM-Viertelfinale den Favoriten Griechenland auf beeindruckende Art und Weise mit 107:94 in die Schranken gewiesen.

Und das, obwohl Schröder am Ende der Partie gar nicht mehr mitwirkte, nachdem er im Schlussviertel aufgrund von zwei technischen Fouls disqualifiziert wurde. Damit ereilte Schröder dasselbe Schicksal wie Griechenlands Superstar Giannis Antetokounmpo. Zuvor hatte Schröder mit seinen 26 Punkten, acht Assists und drei Rebounds alles auf dem Feld gegeben.

"Die Fans waren unglaublich. Das gesamte Team von der Starting Five bis zur Bank ist unglaublich. Wir haben als Team sehr gut verteidigt. Im dritten Viertel haben wir uns auf uns fokussiert und versucht, Stopps zu bekommen", erzählte er mit einem teilweise ungläubigen Lächeln am Mikrofon von MagentaSport.

Dennis Schröder: "Das ist meine Identität"

Als Schröder anschließend gefragt wurde, ob dies sein bestes Spiel im DBB-Trikot gewesen sei, erklärte er: "Ich versuche Leadership zu bringen, zu punkten, meine Mitspieler in Szene zu setzen und defensiv zu kämpfen. Das ist meine Identität. Das versuche ich jeden Tag zu bringen. Aber das Lob gebührt auch den Coaches und meinen Teamkollegen."

Die deutsche Mannschaft zeigte gegen Griechenland eine geschlossene Mannschaftsleistung mit vielen herausragenden Spielern, aber es war klar erkennbar, dass es Schröder ist, der dieses Team anführt und die Spielweise vorgibt. Auch dank seiner Führungsstärke konnte das deutsche Team im dritten Viertel einen zwischenzeitlichen furiosen 20:1-Lauf hinlegen, der die Entscheidung zugunsten der Deutschen war – mit Schröder als Anführer.

Die Anforderungen an den Aufbauspieler waren seit Beginn seiner Profikarriere hoch, obwohl er erst im Alter von elf Jahren in einem Skateboard-Park in Braunschweig entdeckt wurde von seinem langjährigen Förderer und Mentor Liviu Calin. Sein außergewöhnliches Talent und Gespür für die Situationen auf dem Feld waren früh erkennbar. Als sein Vater an einem Herzinfarkt verstarb, änderte der 16-Jährige seine Trainingseinstellung komplett, denn er hatte es seinem Vater versprochen, den Sprung in die NBA zu schaffen.

Nowitzki nimmt ihn nach EM 2015 in Schutz

Mit Erfolg: Im Juni 2013 wurde er, ohne ein Länderspiel, an 17. Stelle im NBA-Draft von den Atlanta Hawks ausgewählt. Spätestens jetzt waren die Erwartungen an Schröder ernorm, schließlich war zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass NBA-Superstar Dirk Nowitzki nicht ewig im DBB-Trikot auflaufen würde und Schröder sollte der legitime Nachfolger werden. Im Juli 2014 gab Schröder sein Debüt im deutschen Nationalteam und spielte bei der EM 2015 an der Seite von Nowitzki im Nationaltrikot.

Basketball-Referee bekam Europa-Spiele entzogen - wegen seines Barts

Der deutsche Basketball-Schiedsrichter Benjamin Barth hat in der Euroleague ab einem gewissen Zeitpunkt keine Spiele mehr zugeteilt bekommen - weil er seinen Bart nicht abrasiert hat. Den Vorfall dokumentierte der 43-Jährige mit Chatprotokollen aus dem Herbst 2021.

Im entscheidenden Gruppenspiel gegen Spanien verpasste Schröder von der Freiwurflinie die Chance, das deutsche Team in die Verlängerung zu bringen. "Ich hatte drei Freiwürfe und habe zwei gemacht. Ich nehme die Schuld auf mich, ich muss den Freiwurf machen", räumte er anschließend ein.

Zuvor hatte Schröder mit einer öffentlichen Kritik am damaligen Bundestrainer Chris Fleming für Unruhe gesorgt und agierte zu oft egoistisch aus Sicht der Experten. Nowitzki nahm Schröder damals im Nachgang in Schutz: "Dennis hat ein Riesenturnier gespielt. Er hat uns immer nach vorne gepeitscht. Ich kann mich noch an meine erste EM 1999 in Frankreich erinnern. Da war ich 21 und habe bei weitem nicht so ein gutes Turnier gespielt und so konstant, wie er es gemacht hat."

Zwei Jahre später kritisierte Schröder die Absagen seiner NBA-Kollegen vor der EM 2017. "Aber es soll jetzt auch mal so sein, dass es eine Ehre ist, für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen", sagte er damals bei DAZN. Doch Schröders Spielstil sorgte weiterhin für Kritik. Zu eigensinnig, zu wenig seine Mitspieler in Szene gesetzt und zu oft auf eigene Rechnung gespielt, lauteten immer wieder die Vorwürfe an seine Person.

Schröder war oft auf sich alleine gestellt

Bei all diesen durchaus berechtigten Kritikpunkten am deutschen Aufbauspieler, darf aber nicht vergessen werden, dass die Qualität seiner Mitspieler im DBB-Team nicht oft auf dem bestmöglichen Niveau war. Absagen und Verletzungen dezimierten die auf dem Papier vorhandene Qualität teils erheblich, sodass Schröder oft der einzige Spieler war, der sich selbst Würfe kreieren konnte im Nationalteam.

Gleichzeitig hielt er als Aufbauspieler den Ball automatisch oft in seinen Händen. Im Laufe der Jahre entwickelten sich nicht nur seine Mitspieler im DBB-Team, sondern auch Schröder durchlebte einen Reifeprozess. Immer wieder betonte er, dass die Geburt seines ersten Kindes im Jahr 2019 alles verändert habe für ihn. Seine Familie sitzt inzwischen immer in der ersten Reihe bei den Spielen der Nationalmannschaft. Die Qualitätssteigerung bei seinen Mitspielern unterstreicht die Tatsache, dass die deutsche Mannschaft im vergangenen Jahr das Olympia-Ticket ohne Schröder löste. Seine Versicherungssumme war vom DBB nicht zu stemmen.

So verpasste Schröder zwangsweise das Highlight Olympia, bekannte sich aber frühzeitig zur Heim-EM in diesem Sommer, obwohl seine Zukunft in der NBA weiterhin ungeklärt ist, da er noch keinen neuen Klub hat. Bundestrainer Herbert ernannte seinen Point Guard zum Kapitän und legte damit einen weiteren Grundstein für dessen Leistungsexplosion bei der Eurobasket. Denn der gereifte Schröder nahm das Amt von Beginn an zu 100 Prozent ernst und versucht in jedem Moment auf und neben dem Feld seinen Mitspielern zu helfen.

EM 2022: Schröder ist zum Anführer gereift

Bemerkenswert ist dabei, dass beim 29-Jährigen aufgrund einer Knöchelverletzung der Wurf zu Beginn überhaupt nicht fallen wollte. Dennoch erzwang er nicht sein (Wurf)-Glück, sondern suchte oftmals die freien Mitspieler, die für ihren Kapitän beim Scoring in die Bresche sprangen. Gegen Griechenland war Schröder dann aber aus jeder Lage zur Stelle, egal ob per Dreier oder mit seinem fulminanten Zug zum Korb ohne Scheu vor Schmerzen. Keine Frage, der Kapitän ging voran und untermauerte einmal mehr auf beeindruckende Art und Weise seinen Reifeprozess auf einem alles andere als leichten Weg.

Einen Rückschlag musste Schröder verkraften, als Coach Gordon Herbert ihm nach dem Sieg nicht seine Kreditkarte aushändigen wollte, wie es zuvor der italienische Coach bei seinen Spielern gemacht hat. Herbert scherzte auf der Pressekonferenz: "Ich habe ihm gesagt: 'Ich bin dreimal geschieden, das Limit wird dir nicht gefallen.'" Doch mit zwei Siegen aus den verbliebenen zwei Spielen könnte auch diese Hürde noch vom DBB-Kapitän genommen werden. Nebeneffekt dabei: Europameister wäre Schröder auch noch.

Verwendete Quellen:

  • Magenta Sport Übertragung Deutschland-Griechenland (13. September 22)
  • Spox.com: Dirk: "Dennis mit Riesenturnier"
  • Spox.com: Schröder: DBB-Team sollte "eine Ehre sein"
  • Welt.de: Schröder nimmt Schuld für EM-Aus auf sich
Interessiert Sie, wie unsere Redaktion arbeitet? In unserer Rubrik "So arbeitet die Redaktion" finden Sie unter anderem Informationen dazu, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte kommen. Unsere Berichterstattung findet in Übereinstimmung mit der Journalism Trust Initiative statt.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.