Gegen den mutmaßlichen Täter vom Frankfurter Hauptbahnhof ist Haftbefehl erhoben worden. Der 40-Jährige war auch in der Schweiz zur Festnahme ausgeschrieben und befand sich offenbar in psychiatrischer Behandlung.
Gegen den mutmaßlichen Täter vom Frankfurter Hauptbahnhof ist Haftbefehl erlassen worden.
Der 40-jährige Eritreer wurde am Dienstagnachmittag dem Haftrichter vorgeführt und muss nun in Untersuchungshaft, wie die Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Ihm wird Mord und versuchter Mord in zwei Fällen vorgeworfen. Er soll einen achtjährigen Jungen und seine Mutter vor einen Zug gestoßen haben. Der Sohn wurde dabei tödlich verletzt. Nach Angaben der Bundespolizei in der Schweiz war der mutmaßliche Täter auch in seiner Wahlheimat zur Festnahme ausgeschrieben gewesen.
Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung in Wädenswil im Kanton Zürich sind Dokumente entdeckt worden, die auf eine psychische Erkrankung und eine entsprechende Behandlung hindeuten. Das teilten Ermittler der Kantonspolizei Zürich auf einer Pressekonferenz mit.
Hinweise auf eine Radikalisierung oder ideologische Motive des Täters seien bei den Ermittlungen und der Hausdurchsuchung nicht gefunden worden.
Frankfurt: Mutmaßlicher Täter hat Nachbarin bedroht und gewürgt
Der 40-Jährige soll am vergangenen Donnerstag eine Nachbarin mit einem Messer bedroht, sie gewürgt und eingesperrt haben und danach geflüchtet sein. Daraufhin sei er in der Schweiz zur Festnahme ausgeschrieben worden, sagte Bundespolizeipräsident Dieter Romann am Dienstag in Berlin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesinnenminister
Dies habe die Schweiz "zum Anlass genommen, ihn national zur Festnahme auszuschreiben".
Der verheiratete Vater dreier Kinder wurde 1979 in Eritrea geboren und war im Jahr 2006 unerlaubt in die Schweiz eingereist. Im Jahr 2008 wurde ihm Asyl gewährt. Seit 2011 besaß er eine Niederlassungsbewilligung. Er galt nach Angaben der deutschen Sicherheitsbehörden als gut integriert und sogar vorbildlich.
Tödliche Attacke am Hauptbahnhof: Mehr Polizeipräsenz
Der Mann soll am Montagvormittag am Frankfurter Hauptbahnhof einen Achtjährigen und seine Mutter vor einen einfahrenden ICE gestoßen haben.
Die Mutter konnte sich nach dem Sturz abrollen und auf einen schmalen Fußweg zwischen zwei Gleise retten. Ihr Sohn wurde vom Zug erfasst und erlag am Tatort seinen Verletzungen.
Der Angreifer versuchte nach Zeugenangaben zudem, eine 78-jährige Frau in die Gleise zu stoßen, die aber bereits vor dem Sturz in die Gleise hinfiel und sich an der Schulter verletzte.
Hinweise, dass der Angreifer unter Alkohol oder Drogeneinfluss gestanden habe, hat die Staatsanwaltschaft eigenen Angaben zufolge bislang nicht. Eine erste Atemkontrolle auf Alkohol nach der Tat habe 0,0 Promille ergeben, sagte die Sprecherin.
Als Konsequenz aus der tödlichen Attacke hat Seehofer eine größere Polizeipräsenz an Bahnhöfen verlangt. Außerdem müsse man technische Möglichkeiten zur Verbesserung der Sicherheit prüfen - "und zwar vorurteilsfrei", sagte der CSU-Politiker am Dienstag in Berlin.
Er erneuerte auch seine Forderung nach einer stärkeren Videoüberwachung im öffentlichen Raum. Am Geld sollten solche Maßnahmen nicht scheitern. Es sei "kein Argument" zu sagen: "Das kostet Millionen und deshalb machen wir das nicht." Es gehe hier um die Sicherheit der Bevölkerung.
Horst Seehofer: "Kaltblütiger Mord"
Seehofer betonte, es handele sich um eine "komplexe Aufgabe", weil es in Deutschland rund 5.600 Bahnhöfe mit völlig unterschiedlichen Strukturen gebe. Seehofer sprach von einem "kaltblütigen Mord" und "grässlichem Verbrechen"
Es werde jetzt ein Spitzengespräch, vermutlich auch mehrere, zwischen seinem Ressort, dem Bundesverkehrsministerium und der Deutschen Bahn AG zu der Frage geben, wie sich die Sicherheit an Bahnhöfen erhöhen lasse.
Seehofer betonte, obwohl die allgemeine Kriminalität zurückgehe, sei das Sicherheitsgefühl in Deutschland "sehr angespannt".
Nach der Attacke äußerten sich mehrere Politiker und Verkehrsexperten. Grüne und FDP mahnten zur Besonnenheit.
"Wir sollten einen Moment innehalten und uns fragen, wie wir mit solchen Taten umgehen", erklärte die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt. "Aus furchtbaren Taten und Leid dürfen nicht Hass und Hetze entstehen."
Rehlinger: "Solche Taten sind nicht zu verhindern"
Vertreter der AfD wiesen auf die eritreische Staatsangehörigkeit des mutmaßlichen Täters hin. "Der Staat macht immer wieder deutlich, dass er auch seine Jüngsten nicht mehr schützen kann oder will", sagte der Bundestagsabgeordnete Stephan Protschka.
CDU-Innenpolitiker Philipp Amthor sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Nach dieser furchtbaren Straftat braucht es jetzt rasche und spürbare Konsequenzen für den Täter."
Aus Sicht der Vorsitzenden der Verkehrsministerkonferenz, Anke Rehlinger von der SPD, sind Taten wie in Frankfurt durch Sicherheitsmaßnahmen nicht zu verhindern, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtete. (hau/AFP/dpa)
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