Eine Durchsuchung der Wohnung des Täters vom Frankfurter Hauptbahnhof hat Hinweise darauf ergeben, dass der 40-Jährige unter psychischen Problemen litt und deswegen in Behandlung war.
Der Bahnsteig-Mord im Frankfurter Hauptbahnhof beschäftigt die Ermittlungsbehörden in Deutschland und der Schweiz gleichermaßen, da auf einen Fall häuslicher Gewalt nur vier Tage später ein Kapitalverbrechen folgte.
Es hätten aber "keine Hinweise auf eine Radikalisierung oder ein ideologisches Motiv" vorgelegen, teilten die Schweizer Ermittler am Dienstag in Zürich mit.
Es liefen weitere Ermittlungen zum Gesundheitszustand des mutmaßlichen Täters. Er habe "ganz offensichtlich psychische Probleme" gehabt. Entsprechende Dokumente, die auf eine Behandlung hinwiesen, hätten sich bei einer Hausdurchsuchung gefunden, die erst nach der Attacke in Frankfurt stattgefunden habe.
Der mutmaßliche Täter wurde am Tag nach dem Verbrechen von der Frankfurter Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft genommen.
Zuvor hatten sich anlässlich des Mordes im Hauptbahnhof in Berlin auch Bundesinnenminister Horst Seehofer, Dieter Romann, der Präsident der Bundespolizei, und BKA-Chef Holger Münch während einer gemeinsamen Pressekonferenz zum Stand der Ermittlungen und zu geplanten Konsequenzen bezüglich der Verbesserung der öffentlichen Sicherheit geäußert.
Nachbarin bedroht, gewürgt und eingesperrt
Der 40-jährige Täter, der aus Eritrea stammt, verheiratet und Vater dreier Kinder ist, hatte am Abend des 25. Juli 2019 in seinem Wohnort Wädenswil seine Nachbarin mit einem Messer bedroht und sie gewürgt.
Er habe sie anschließend ebenso eingesperrt wie seine Ehefrau und die drei gemeinsamen Kleinkinder im Alter von ein, drei und vier Jahren. Dann sei der Mann geflohen.
Laut Polizei gaben sowohl die Nachbarin als auch seine Ehefrau an, dass dieser Gewaltausbruch des Mannes für sie überraschend gewesen sei. "Sie sagten übereinstimmend aus, dass sie ihn noch nie so erlebt hätten", sagte ein Polizeisprecher.
Seit Januar 2019 hat der Täter nicht mehr gearbeitet
Der 40-Jährige arbeitete den Angaben zufolge seit Januar 2019 nicht mehr. Er war wegen psychischer Probleme krankgeschrieben.
Die Schweizer Ermittler teilten weiter mit, sie wüssten bisher nicht, aus welchem Grund und auf welchem Weg der Mann nach Deutschland eingereist sei.
Dort hatte er um 9:59 Uhr am Montagmorgen eine 40-Jährige vom Bahnsteig aus vor einen einfahrenden ICE gestoßen. Die Mutter eines Kindes konnte sich retten, indem sie sich Richtung Gleismitte abrollte.
Ihr achtjähriger Sohn starb anschließend, als der hinter einem Pfeiler lauernde Täter auch ihn ins Gleisbett stieß und ihn der nahende ICE überrollte und verletzte.
Eine 78-Jährige, die zufällig zum dritten Opfer wurde, stürzte, bevor sie auf die Gleise fallen konnte. Der Täter flüchtete, wurde jedoch von Passanten und der Polizei schnell gestoppt. Zum Motiv der Tat ist noch nichts bekannt.
Dramatische Wende im Fall häuslicher Gewalt
Die Schweizer Behörden arbeiten auf der Suche nach dem Motiv eng mit ihren deutschen Kollegen zusammen, nachdem für sie der ursprüngliche Fall häuslicher Gewalt binnen 24 Stunden eine überraschende und dramatische Wende genommen habe.
Vor dem Vorfall vom 25. Juli war der Tatverdächtige der Polizei nur wegen einem geringfügigem Verkehrsdelikt bekannt geworden.
Von den psychischen Problemen des 40-Jährigen hatten die Schweizer Behörden erst durch die angeordnete Wohnungsdurchsuchung erfahren.
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