Kontrollieren, Koordinieren, Kommunizieren – das sind die Aufgaben des Stabschefs im Weißen Haus. Für Demokrat Joe Biden wird Ron Klain diese Aufgaben künftig übernehmen. Der 59-Jährige ist ein bekanntes Gesicht im Washingtoner Politikbetrieb, hat bereits Erfahrung als Stabschef und lief Biden bereits vor Jahren das erste Mal über den Weg. Dessen Entscheidung für das demokratische Urgestein Klain sendet gleich mehrere Signale.
Joe Biden (77) hat den ersten Posten seines Regierungsteams bekannt gegeben: Ronald (Ron) A. Klain wird Stabschef imWeißen Haus. Das verkündete
Dass Biden, der mit 279 Wahlmännerstimmen am 3. November zum 46. amerikanischen Präsidenten gewählt wurde, den 59-jährigen Klain zu seinem Stabschef ernennt, ist keine überraschende Wahl: Der in Indiana geborene Jurist und enge Vertraute Bidens galt schon länger als Favorit für den Posten. Wer aber ist der Mann, der künftig eine der mächtigsten Positionen an der Seite des Präsidenten besetzen wird?
Klain hat sich hochgearbeitet:
Klain kennt den Job als Stabschef bereits
In den Folgejahren mauserte der sich zum gefragten Debatten- und Kampagnenberater der Demokraten:
Höhepunkte waren schließlich die Stellen als Stabschef unter Vizepräsident Al Gore während der Clinton-Präsidentschaft und unter dem damaligen Vizepräsidenten Joe Biden während der Obama-Präsidentschaft. Mittlerweile ist er im Politikbetrieb Washingtons kein neues Gesicht mehr. Er kennt die Zusammenarbeit mit Biden ebenso wie die Anforderungen an das Amt des Stabschefs.
Ausflüge in die Privatwirtschaft
Das ist wichtig, denn die Stelle des Stabschefs im Weißen Haus ist eine Schlüsselposition: Sie bedarf keiner Bestätigung durch den Senat und gilt als zweitschwerste Aufgabe in Washington. Denn der Stabschef ist Chefkoordinator der Regierungspolitik und für alle Arbeitsabläufe im Weißen Haus verantwortlich: Er entscheidet ebenso darüber, wer den Präsidenten zu Gesicht bekommt und für ihn arbeitet wie darüber, was der Präsident zu lesen bekommt und was nach außen kommuniziert wird. Muss der Präsident in einer Krise geweckt werden, macht es der Stabschef, ebenso verhandelt er mit dem Kongress.
Zwischenzeitliche Ausflüge in die Privatwirtschaft dürften Klain dabei hilfreich sein: Er arbeitete sowohl in einer Anwaltskanzlei in Washington als auch für eine Beteiligungsgesellschaft – verbesserte dadurch sein Verhandlungsgeschick und erlebte Politik aus einem anderen Blickwinkel.
Pandemie-Experte seit 2014
Noch bemerkenswerter als diese Erfahrung ist allerdings eine andere aus dem Jahr 2014: Damals ernannte ihn Obama zum Koordinator in der Bekämpfung der Ebola-Krise – eine Aufgabe, von der Klain nun bei der Bewältigung der Coronakrise profitieren dürfte. Seine Kritik an
Kein Wunder also, dass auch Biden selbst sagt: "Ron war in den vielen Jahren, in denen wir zusammengearbeitet haben, von unschätzbarem Wert für mich." Das betreffe sowohl die Zeit, in der sie gemeinsam "die amerikanische Wirtschaft 2009 aus einer ihrer schlimmsten Rezessionen der Geschichte" gerettet hätten, als auch die Bekämpfung des "öffentlichen Gesundheitsnotstandes im Jahr 2014", sagte Biden in einer Stellungnahme.
Klain: "Ehre meines Lebens"
"Seine tiefe, abwechslungsreiche Erfahrung und Fähigkeit, mit Menschen aus dem gesamten politischen Spektrum zusammenzuarbeiten ist genau das, was ich bei einem Stabschef im Weißen Haus brauche, um die aktuelle Krise zu überwinden und unser Land wieder zu einen", sagte Biden weiter.
Klain selbst nannte seine neue Rolle "die Ehre meines Lebens" und betonte auf Twitter: "Ich freue mich darauf, ihn und die Vize-Präsidentin zu unterstützen und ein talentiertes und vielfältiges Team für die Arbeit im Weißen Haus aufzubauen." Er werde alles geben, dieses Team im Weißen Haus unter Biden und Harris zu führen.
Als "logische Wahl", die das "Komplettpaket" aus "allgemein anerkannter Kompetenz, vielschichtiger Erfahrung und stimmender Chemie mit Biden" mitbringe, bezeichnete Pete Rouse – einstiger Berater unter Obama – im Gespräch mit der "Washington Post" die Besetzung des Postens.
Besetzung sendet wichtige Signale
Die Wahl Klains sendet gleich mehrere entscheidende Signale: Dass Biden einen expliziten Pandemie-Experten zu seinem Stabschef macht, untermauert zum einen die Prioritäten seiner Amtszeit: die Bekämpfung der Corona-Pandemie sowie der damit zusammenhängenden ökonomischen Herausforderungen.
Dass Biden auf einen Kandidaten setzt, der viel Erfahrung mitbringt und mit dem er bereits zusammengearbeitet hat, ist zudem ein Signal für ein "Zurück zum Alten". Mit dem Trump'schen Chaos - der amtierende US-Präsident hatte in den vier Jahren allein vier Stabschefs - soll also ein Ende sein. Die Amerikaner können unter Biden mit mehr Berechenbarkeit, Kontinuität und Verlässlichkeit rechnen. Deutlich wird auch: Erfahrung ist ein Wert, der unter Biden wieder zählt – denn unter Trump wurden oft Personen befördert, die für den jeweiligen Posten nicht wirklich qualifiziert waren.
Unbeeindruckt von Trumps Getöse
Mit der Besetzung des Postens mit Klain geht Biden wenig Risiko ein, signalisiert dadurch aber auch, dass von ihm weniger politische Experimente als vielmehr eine Politik der ruhigen Hand zu erwarten sind.
Das zeigt die Ernennung eines Stabschefs sowieso: Während Trump seine Niederlage weiterhin nicht eingesteht und Biden auch in einer traditionellen "concession speech" noch nicht als offiziellen Nachfolger anerkannt hat, geht Biden unbeeindruckt in die konkrete Planung seiner Präsidentschaft.
Verwendete Quellen:
- Harvard Law School: Ron Klain
- cnn.com: Biden names Ron Klain as his White House chief of staff
- washingtonpost.com: Biden’s choice of Ron Klain to run White House signals rejection of Trump-Era chaos
- Twitter-Profil von Ron Klain
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