• 2020 wollte eine US-Miliz die Gouverneurin entführen.
  • Doch Gretchen Whitmer kämpfte weiter gegen ultrakonservative Positionen.
  • Falls Joe Biden 2024 nicht mehr antritt, könnte sie Präsidentschaftskandidatin der Demokraten werden.

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Die 13 Männer wollten in Gretchen Whitmers Ferien zuschlagen. Die Mitglieder der paramilitärischen Gruppe "Wolverine Watchmen" hatten die Aktion lange geplant, mit selbstgebauten Granaten experimentiert, das Ferienhaus der Politikerin ausgekundschaftet, verfügten über Waffen und Nachtsichtgeräte, fantasierten über brutale Entführungs- und auch Mordpläne. Noch vor den amerikanischen Präsidentschaftswahlen im November 2020 wollten sie zuschlagen, doch das FBI war schneller: Am 8. Oktober 2020 wurden alle beteiligten Mitglieder der Gruppe verhaftet, bevor sie den Anschlag auf die Gouverneurin von Michigan ausführen konnten.

Gretchen Whitmer war längst vor Bekanntwerden der Entführungspläne eine bundesweit bekannte Politikerin. Die 1971 geborene Juristin wurde schon im Alter von dreißig Jahren als demokratische Abgeordnete ins amerikanische Repräsentantenhaus gewählt, führte seit 2011 die demokratische Fraktion im US-Senat an, übernahm hohe Ämter in der Parteiorganisation.

Auch 2022 gewann sie gegen Trumps Kandidatin

2019 wurde sie zur Gouverneurin ihres Heimatstaates Michigan gewählt. Ihr Gegenkandidat Bill Schuette unterlag deutlich – der unter anderem von Donald Trump unterstützte Republikaner erhielt zehn Prozent weniger Wählerstimmen als Whitmer.

Und ähnlich war es 2022: Bei den Midterms-Wahlen am 8. November setzte sich die bei Rechten und Ultrarechten auch wegen ihrer Corona-Politik verhasste Whitmer durch – gegen die wiederum von Donald Trump unterstützte erzkonservative Ex-TV-Kommentatorin Tudor Dixon.

Vor allem über die Bedeutung des letzten Punktes sind sich die Kommentatoren weitgehend einig: Whitmers Kontrahentin Dixon machte Wahlkampf mit ihrer strikten Ablehnung von Abtreibungen sogar im Fall von Vergewaltigung oder Inzest. Whitmers Sieg, so die Beobachter, sei auch ein Sieg für die Abtreibungsrechte gewesen, ihre klare Linie gegen die Beschneidung von Frauenrechten sei Mitursache für Dixons Niederlage.

Womöglich gab es auch einen weiteren Grund für Dixons schlechtes Abschneiden: Michigans Republikaner streiten nun darüber, ob Donald Trumps lautstarke Unterstützung geschadet haben könnte.

Klare Kante gegen Rechts

Was Gretchen Whitmer für demokratische Wahlstrategen so interessant macht: Sie fuhr nie einen Schlingerkurs gegen die seit Jahren immer weiter nach rechts driftenden Konservativen, sondern zeigte stets klare Grundsätze.

  • Zu ihrem Stellvertreter bestimmte sie Garlin Gilchrist – er ist der erste Afroamerikaner im Amt des Vizegouverneurs von Michigan.
  • Die Stärkung der Bürgerrechte steht weit oben in ihrer Agenda.
  • Whitmer will den Zugang zur staatlichen Gesundheitsvorsorge weiter verbessern, für den schon Barack Obama gegen den erbitterten Widerstand der Konservativen kämpfte.
  • Nicht erst während des Wahlkampfs für die Midterms-Wahlen 2022 positionierte sich Whitmer als rigorose Verfechterin des Rechts auf Abtreibung.

Klare Kante gegen Rechts, gegen Trump und gegen die ultrakonservative Agenda seiner Anhänger könnte durchaus ein Rezept für die kommende Präsidentschaftswahl in zwei Jahren sein. Bei den Spekulationen um Gretchen Whitmers weiteren politischen Werdegang spielen nun Joe Bidens Zukunftspläne eine wichtige Rolle: Wird er für die nächsten Präsidentschaftswahlen am 5. November 2024 erneut antreten?

Der amtierende Präsident will über die Weihnachtstage seine Entscheidung fällen. Im Fall seiner erneuten Kandidatur wird Gretchen Whitmer auch als Anwärterin auf das Amt der Vizepräsidentin gehandelt.

Alte Männer im Kampf um die Macht

Doch Joe Biden wird 15 Tage nach dem Wahltag seinen 82. Geburtstag feiern, Trump wäre dann 76 Jahre alt. Zwei alte Männer würden um die wichtigste Machtposition der Welt kämpfen. Whitmer hingegen ist dann gerade mal 53. Und wäre für die Wähler möglicherweise auch eine attraktive Alternative gegen den dann 46-jährigen Gouverneur von Florida Ron DeSantis, der ebenfalls in den Startlöchern für die Präsidentschaftswahl steht.

Sollten die Republikaner ihn statt Donald Trump ins Rennen schicken, könnte Biden, so die Furcht der Parteistrategen, als zu alt rüberkommen. Gegen den jungen, dynamisch und kraftstrotzend auftretenden deSantis hätte eine vergleichsweise junge Frau wie Whitmer, offen, liberal, deutlich positioniert gegen erzkonservative Rückschrittlichkeit – womöglich die besseren Chancen.

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Noch ist man sich bei den Demokraten nicht einig, was mehr Erfolg versprechen würde: Die erfolgreiche Gouverneurin als Kandidatin für die Vize-Präsidentschaft unter Joe Biden ins Rennen zu schicken – oder sie gleich selbst zur Präsidentschaftskandidatin zu küren.

Aktuellen Umfragen zufolge erscheint eine erneute Kandidatur des Amtsinhabers Biden auch unter Demokraten nicht zwingend die beste Wahl: Immerhin 40 Prozent der Parteianhänger wünschen sich einen anderen Kandidaten. Oder eine Kandidatin – Gretchen Whitmer zum Beispiel.

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