• Markus Söder war am Sonntag bei Moderatorin Shakuntala Banerjee im ZDF-Sommerinterview zu Gast.
  • Während sie ihn zum Einräumen von Fehlern bewegen wollte, holte Söder die Ellenbogen gegenüber den anderen Bundesländern raus. Lange Strecken verlief das Gespräch nach demselben Muster
  • Erst gegen Ende des Interviews offenbarte Söder einen wunden Punkt.
Eine Kritik

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Markus Söder hat im ZDF-Sommerinterview, das am Sonntag (28.) bei "Berlin direkt" ausgestrahlt wurde, Fehler bei der bayerischen Energiepolitik von sich gewiesen und gegen die Bundesregierung ausgeteilt. Er warf ihr vor, Streit statt Lösungen zu fokussieren.

Der Einstieg in das Gespräch von Moderatorin Shakuntala Banerjee und dem CSU-Vorsitzenden verlief holprig. Im Kreuzgang des germanischen Nationalmuseums in Nürnberg verstrickte Moderatorin Shakuntala Banerjee den 55-Jährigen in Metaphern, die für den Zuschauer schwer zu übertragen waren.

Holpriger Start ins ZDF-Sommerinterview

Zunächst fragte sie ihn, gemünzt auf die fußballerischen Erfolge des 1. FC Nürnberg, wie man mit Niederlagen umgehe. Söder riet, sich auf die "paar guten Momente" zu konzentrieren. Da war noch klar, dass Banerjee auf Söders geschwundene Kanzlerkandidatur und die schlechten Zustimmungswerte in Bayern hinauswollte.

"Sie reden nicht gerne über eigene Fehler", hielt die Moderatorin ihm dann vor und trug etwas zu dick auf, als sie mit der biblischen Bergpredigt daherkam. "Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Augen, siehst du nicht?", fragte sie den gläubigen Christen Söder. Der antwortete ebenfalls in Metaphern gehüllt: "Wir sollten über diejenigen reden, die die Hauptverantwortung haben, die entscheiden, ob aus einem kleinen Balken ein ganzer Wald wird".

Söder gab sich staatsmännisch und Bayern-verliebt

Wäre Banerjee dann nicht ziemlich schnell auf Energiepolitik zu sprechen gekommen – so mancher Zuschauer dürfte schon ausgestiegen sein. Tatsächlich war das Thema Energiepolitik und Söders Umgang mit eigenen Fehlern dann aber auch schon sendungsfüllend. Es wirkte etwas krampfhaft, wie Banerjee versuchte, ihn zum Eingeständnis eigener Patzer zu drängen.

Das war von Söder, der sich gewohnt staatsmännisch und Bayern-verliebt gab, aber nicht zu bekommen. "Putin betreibt mit uns ein Spiel. Die Frage ist, ob wir auf dieses Spiel vorbereitet sind", sagte er. Mehr Waffenlieferungen wären aus seiner Sicht das wirksamste Mittel.

"Es besteht die Gefahr, dass bei uns erhebliche Probleme und Verwerfungen drohen. Die Preise explodieren", warnte Söder. Die bisherigen Reisen, die durch Vertreter der Bundesregierung gemacht worden seien – Katar, Norwegen, Kanada – hätten bislang keinen Ersatz gebracht.

Reflexartige Reaktion auf Vorwürfe

"Bayern hat die Energiewende verschlafen" – das höre man häufiger, sagte Banerjee. Manche in Bayern würden einen selbstverschuldeten Versorgungsengpass einräumen. "Von Ihnen hört man diese Selbstkritik so nicht, warum nicht?", wollte sie wissen.

"Weil es so nicht stimmt", entgegnete Söder und tischte mehrere Vergleiche zwischen den Bundesländern auf. "Wir haben mehr Photovoltaik als Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zusammen", argumentierte er. Man merkte, dass Söder mit Fragen wie diesen gerechnet hatte. Er war fit darin, bei welchen Vergleichen Bayern die Nase vorn hat. Statt die Ellbogen in Richtung andere Bundesländer auszustrecken, hätte ihm ein Plädoyer für Solidarität aber besser zu Gesicht gestanden.

Söder nutzt mehrere Chancen nicht

Auch, wenn Söder zum Schluss der Sendung der Moderatorin vorwarf: "Warum redet die Frau Banerjee ausschließlich über die Landtagswahlen nächstes Jahr, und fragt nicht, was die Vorschläge des Ministerpräsidenten sind, um diese Energiekrise zu lösen. Mensch, öffentlich-rechtliche, da erwartet man doch, dass die darüber reden: Was machen wir mit den Energiepreisen" – er hätte Gelegenheit gehabt, seine Politik inhaltlicher zu präsentieren.

Zum Beispiel, als Banerjee ihn daran erinnerte, dass Bayern bei den Erneuerbaren Energien nicht mehr auf Platz 1 lande, wenn man manche Werte auf Fläche und Person umlege. "Das ist Ihnen auch schon ein paar Mal vorgerechnet worden", erinnerte sie Söder.

Der nutzte aber nicht die Chance, inhaltliche Vorschläge zu machen, sondern wollte Banerjees Argument entkräften. Eine Umrechnung auf Fläche und Person ergäbe selten Sinn. " Dann wäre Bermuda bei den letzten Olympischen Spielen auf Platz 1 gewesen", außerdem gelte:
"Woanders geht es auch nicht schneller".

CSU-Mann teilt gegen die Regierung aus

Zwar bliebt Söder dabei hart in der Haltung, keine Fehler einzuräumen, verpasste aber die Chance, politische Vorschläge zu machen. Er gehe immer den Weg des geringsten Widerstandes, wo am wenigsten Protest drohe, warf Banerjee ihm weiter vor.

Früher als Minister habe er mit Rücktritt gedroht, sollten Atomkraftwerke über 2022 hinaus verlängert werden, heute argumentiere er dafür. "Welche Entscheidung haben Sie ohne Blick auf die aktuelle Stimmung getroffen?", wollte Banerjee wissen. Zugegeben: Dass frühere Aussagen in aktuellen Krisenzeiten keinen Bestand mehr haben, betrifft nicht nur Markus Söder.

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Daran erinnerte Söder auch: "Beide sind doch richtig gewesen", zeigte aber auch reflexartig auf die anderen. "Keiner versteht, warum die Grünen seit Monaten dieses Vorhaben blockieren. Es geht nicht darum, dass 10 neue gebaut werden. "

Söder warnt vor massiver Krise

Ersatzenergie sei jetzt gefragt. "Die haben wir nicht". Zu den extremen Preissteigerungen sagte Söder: "Wir werden erleben, dass Normalverdiener echte Probleme haben, das alles zu finanzieren."

Banerjee hob erneut auf die Landespolitik ab. "Warum sind Sie beim Ausbau der Erneuerbaren Energien zu langsam?", wollte sie wissen und bekam eine Antwort nach dem Söder-typischen Muster. "Wir sind das einzige Land, das für dieses ehrgeizige Klimaziel Geld ausgibt." Es sei ein schwerer Fehler der Bundesregierung, dass sie nicht auf synthetische Kraftstoffe setze.

CSU-Chef offenbart wunden Punkt

Söder warnte: "Millionen von Menschen werden unter der Energiepolitik der Bundesregierung leiden. Wir machen Vorschläge, wie es besser geht. Die neue Regierung streitet eher untereinander". Die Vorschläge kamen dann allerdings nicht. Stattdessen:

"Wir haben Bayern bislang gut durch die Krisen geführt" und "Den Bayern geht es besser als allen anderen Bundesländern. Es geht uns sogar so gut, dass wir 9 Milliarden im Länder-Finanzausgleich zahlen."

Erst zum Schluss offenbarte Söder einen wunden Punkt: "Was uns fehlt, ist ein Ansprechpartner in Berlin, das stimmt. Wir fühlen im Moment ein bisschen Zurückhaltung von Berlin gegenüber den Bayern."

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