Seit Tagen kursieren Berichte über Tausende nordkoreanische Soldaten in Russland. Die USA und die EU sind besorgt. Nun reagierte Putin und verwies auf einen neuen Vertrag mit Nordkorea. Laut der Ukraine sind die Nordkoreaner bereits in der an die Ukraine grenzenden russischen Region Kursk angekommen.
Kremlchef
Nötig seien noch Verhandlungen über die Ausgestaltung des Artikels, sagte er. Es bleibe abzuwarten, wie sich das entwickle. Putin reagierte auf die Frage eines US-Journalisten, der auf die Satellitenbilder von nordkoreanischen Truppenverlegungen hinwies. "Die Aufnahmen sind eine ernste Angelegenheit. Wenn es Bilder gibt, dann bedeutet das, dass sie etwas widerspiegeln", sagte Putin. Deutlicher wurde er nicht.
Kiew warnt vor Eskalation durch Soldaten aus Nordkorea
Zuletzt wurde darüber spekuliert, ob Russland nordkoreanische Streitkräfte einsetzen könnte als Unterstützung für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Vor allem die Führung in Kiew warnte daher vor einer weiteren Eskalation.
Putin sagte auch, dass der Westen Kiew schon lange nicht nur mit Waffen und Satelliteninformationen ausstatte; die westlichen Staaten setzten auch Ausbilder und Offiziere in der Ukraine ein, um die Streitkräfte des Landes zu unterstützen. Putins Argumentation folgend wäre Russland demnach auch berechtigt, Hilfe anderer Staaten in Anspruch zu nehmen.
Geheimdienst: Nordkoreanische Soldaten in Kursk eingetroffen
Ukrainischen Angaben zufolge sind nordkoreanische Soldaten in der russischen Grenzregion Kursk angekommen. "Die ersten Einheiten der nordkoreanischen Armee, die auf Übungsplätzen im Osten Russlands trainiert wurden, sind schon im Kampfgebiet angekommen", erklärte der ukrainische Militärgeheimdienst am Donnerstag.
Die ukrainische Armee hatte im August eine Bodenoffensive in Kursk begonnen. Sie hält laut eigenen Angaben mehrere hundert Quadratkilometer besetzt. Die russische Armee begann im September eine Gegenoffensive. Eigenen Angaben zufolge hat sie einige Dörfer zurückerobert. Putin teilte am Donnerstag mit, die russischen Truppen seien auf dem Vormarsch, die ukrainischen Einheiten in Kursk seien blockiert.
Der südkoreanische Geheimdienst hatte in der vergangenen Woche Satellitenbilder vorgelegt, die die Stationierung der nordkoreanischen Truppen auf einem russischen Militärstützpunkt belegen sollen.
Drohung aus Südkorea
Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol sagte am Donnerstag, Seoul werde angesichts der mutmaßlichen Entsendung der nordkoreanischen Truppen "nicht untätig bleiben". Die Stationierung sei eine Provokation, "welche die globale Sicherheit über die koreanische Halbinsel und Europa hinaus bedroht", fügte er bei einer Erklärung nach einem Treffen mit Polens Präsident Andrzej Duda hinzu.
Zudem deutete Yoon an, dass Seoul seine Haltung zu Waffenlieferungen an die Ukraine ändern könnte. Die Regierung wolle zwar "den Grundsatz beibehalten, nicht direkt tödliche Waffen zu liefern", doch könne dies abhängig von Nordkoreas Handeln möglicherweise "flexibler geprüft" werden, sagte er. Südkorea, das eines der größten Waffenexporteure der Welt ist, unterstützt die Ukraine trotz Aufforderungen seiner westlichen Verbündeten bisher nicht mit Waffen.
Seoul hat allerdings Waffen im Wert von mehreren Milliarden Dollar an Polen geliefert, das in Folge des Ukraine-Krieges massiv aufrüstet und einer der wichtigsten Verbündeten Kiews ist. Zudem vereinbarten Polen und Südkorea, dass Warschau die Technologie zur Herstellung von Kampfpanzern vom südkoreanischen Typ K2 einsetzen darf, die laut Experten eines Tages auch in der Ukraine produziert werden könnten.
EU-Staaten alarmiert: "Einseitiger feindseliger Akt"
Die EU-Staaten warnen Nordkorea vor einer direkten Beteiligung an Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das Mitwirken nordkoreanischer Truppen wäre ein einseitiger feindseliger Akt mit ernsthaften Konsequenzen für den Frieden und die Sicherheit in Europa und weltweit, heißt es in einer vom EU-Außenbeauftragten im Namen der 27 Länder veröffentlichten Erklärung. Es würde demnach einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Völkerrecht darstellen, einschließlich der grundlegendsten Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen.
Mit Blick auf Russland heißt es in der Erklärung, die vertiefte militärische Zusammenarbeit des Landes mit Nordkorea zeige, dass es trotz seiner erklärten Bereitschaft zu Verhandlungen nicht aufrichtig an einem gerechten, umfassenden und dauerhaften Frieden interessiert sei. Russland eskaliere und suche verzweifelt jede mögliche Hilfe für seinen Krieg - auch von Akteuren, die den globalen Frieden und die Sicherheit schwerwiegend störten.
Über mögliche Reaktionen auf die jüngsten Entwicklungen will die EU nun mit internationalen Partnern beraten. Der Handlungsspielraum ist allerdings begrenzt, da es gegen Nordkorea schon heute weitreichende Sanktionen gibt (AFP/dpa/bearbeitet von cgo)
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