Ein russischer Eishockeyprofi kommt in Polen drei Monate in Untersuchungshaft. Er soll für Moskau spioniert haben. Russland verlangte Erklärungen.

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Wegen Spionageverdachts ist ein russischer Eishockeyprofi in Polen vorläufig festgenommen worden. Das gab die Regierung des EU-Staates am Freitag bekannt. Der nicht namentlich genannte Spieler kommt demnach drei Monate in Untersuchungshaft.

"Der inhaftierte Mann ist ein Profisportler eines Eishockeyvereins der ersten Liga", hieß es in der Mitteilung. Der russische Staatsbürger stehe unter Verdacht, für Moskau spioniert zu haben. "Die russischen Spione fliegen einer nach dem anderen auf!", schrieb Justizminister Zbigniew Ziobro am Freitag auf Twitter.

Der Kreml wartet nach eigenen Angaben auf Informationen von seinen Diplomaten. Polen habe eine "überreizte russenfeindliche Haltung". Laut russischen Medien handelt es sich beim Festgenommenen um Maxim Sergejew von Zaglebie Sosnowiec.

Eishockeyprofi soll "Aufgaben für ausländische Geheimdienste" ausgeführt haben

Der Verdächtige habe "Aufgaben für ausländische Geheimdienste" ausgeführt, darunter die "Identifizierung kritischer Infrastrukturen in mehreren Regionen", teilte die polnische Regierung mit. Die Verhaftung fand bereits am 11. Juni in Schlesien statt, wie die zuständige Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur PAP sagte.

Nach Angaben der Ermittler hielt sich der Sportler seit Oktober 2021 in Polen auf, für seine Spionagetätigkeit sei er regelmäßig bezahlt worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und Tätigkeit für einen fremden Geheimdienst zum Schaden Polens. Ihm drohen im Falle einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist der Eishockeyspieler bereits die 14. Person, die im Rahmen einer Untersuchung gegen einen "Spionagering, der mit russischen Geheimdiensten zusammenarbeitet", festgenommen wurde. "Die Verdächtigen, bei denen es sich um Ausländer von jenseits der Ostgrenze handelt, führen nachrichtendienstliche und propagandistische Aktivitäten gegen Polen durch", heißt es in einer Erklärung der Staatsanwaltschaft.

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Russland: "Scharfer Protest gegenüber Warschau"

Nach Angaben von PAP soll das Spionagenetzwerk vor allem das polnische Eisenbahnnetz ausgespäht haben. Das EU- und Nato-Land Polen ist das wichtigste Drehkreuz für die Lieferung westlicher Militärhilfe für die Ukraine, die sich seit gut 16 Monaten gegen eine russische Invasion verteidigt. Zu ihren Aktivitäten gehörten zudem die Verbreitung von "Propaganda gegen die Nato, Polen und die Politik der polnischen Regierung".

Russland verlangte Erklärungen von Polen. "Wir bringen unseren scharfen Protest gegenüber Warschau zum Ausdruck", zitierten die Nachrichtenagenturen RIA Nowosti und Tass eine Sprecherin des russischen Außenministeriums. "Wir verlangen, dass der russischen Seite unverzüglich umfassende Erklärungen zur Verfügung gestellt werden." (SID/dpa/AFP/tas)

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