• Die Polizei im US-Kapitol hatte gegen die Übermacht gewaltbereiter Anhänger des US-Präsidenten Donald Trump am vergangenen Mittwoch keine Chance.
  • Dabei stellte sich ein schwarzer Polizist dem rechtsextremen Mob entgegen, wie ein Video zeigt.
  • Nun wurde nicht nur der Name des couragiert handelnden Beamten bekannt, sondern auch, wie wichtig sein Einschreiten war.

Mehr zu den USA unter Donald Trump hier

Nach der Erstürmung des Kapitols durch Anhänger von Noch-US-Präsident Donald Trump werden immer mehr Namen bekannt. Namen jener Männer, die sich gewaltsam Zutritt zum US-Parlament verschafften, wie der QAnon-Schamane Jacob Anthony Chansley oder Richard B., der sich stolz im Sessel der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, der Demokratin Nancy Pelosi, fotografieren ließ. Beide Männer wurden mittlerweile angeklagt.

An vorderster Front standen den Rechtsextremisten nur wenige Polizisten gegenüber - zu wenige, um den Mob aufzuhalten. Einer von ihnen war Eugene Goodman, Polizeibeamter des United States Capitol Police Department (USCP), das für den Schutz des US-Parlaments und der Abgeordneten zuständig ist. Ein Reporter der HuffPost hatte am Mittwoch Goodman gefilmt.

Die nach und nach bekannt gewordenen Details zum Ablauf des Sturms auf das US-Parlament lassen nun klar werden, wie entscheidend womöglich Goodmans Handeln war. Denn die Aufnahmen, die Igor Bobic auf Twitter veröffentlichte, zeigen, wie der Polizist offenbar gezielt versucht, die Angreifer vom Senatssaal und den Abgeordneten wegzulocken und sie in Richtung seiner Kollegen führt.

"Die einzige Person, die zwischen Demokratie und der Herrschaft der Tyrannen stand"

Der Name Goodmans wurde erst am Sonntag durch CNN-Recherchen öffentlich, ebenso die Hintergründe seines Handelns. Auf Anfrage von US-Medien hat die Kapitols-Polizei bisher nicht den Namen bestätigt. Die CNN-Korrespondentin für das Weiße Haus, Kristin Wilson, hatte den Fall publik gemacht. Sie betonte auf Twitter, dass Goodman mit seinem Vorgehen "am Mittwoch mit ziemlicher Sicherheit Leben gerettet hat".

Immer wieder stellt sich Goodman einem Mann mit QAnon-T-Shirt entgegen, hält ihn und weitere immer wieder nachrückende Trump-Anhänger zurück. Die schleudern dem schwarzen Beamten fortwährend rassistische Beleidigungen entgegen. Aber Goodmans Bemühungen verschaffen anderen Sicherheitskräften Zeit, um die Türen zum Senatssaal zu verriegeln, berichtet die "Washington Post". Es waren offenbar nur ein paar Sekunden, die den nötigen Unterschied machten, sodass sich die verbleibenden Menschen im Saal verbarrikadieren konnten.

Der demokratische Abgeordnete Bill Pascrell bedankte sich bei Goodman für dessen Courage. "Als Trumps faschistischer Mob das US-Kapitol plünderte, hielt dieser tapfere USCP-Beamte die mörderischen Randalierer weg von der Senatskammer und rettete das Leben derer im Inneren. Gott segne ihn für seinen Mut", schrieb Pascrell am Sonntag auf Twitter.

Für seinen Parteikollegen Christopher J. Hale war Goodman "in diesem gefährlichen Moment in der Geschichte unserer Nation die einzige Person, die zwischen Demokratie und der Herrschaft der Tyrannen stand".

Chef der Parlaments-Polizei tritt zurück

Bereits am Freitag hatte der Chef der Parlaments-Polizei, Steven Sund, angekündigt, am 16. Januar von seinem Amt zurücktreten. Die Kapitols-Polizei sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, auf den Ansturm des gewalttätigen Mobs nach einer Trump-Kundgebung nicht ausreichend vorbereitet gewesen zu sein. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, darunter auch ein Polizist. Insgesamt seien bei den Ausschreitungen am Kapitol 56 Polizisten verletzt worden.

Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, hatte Sunds Rücktritt gefordert. Polizeichef Sund erklärte, der gewalttätige Angriff sei anders als alles gewesen, was er in seinen 30 Jahren als Polizist in Washington erlebt habe. Angesichts der Situation hätten seine Beamten "heldenhaft" gehandelt. Sund hatte eine eingehende Untersuchung des Vorfalls und der Sicherheitsplanungen angekündigt. (mf/dpa)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.