China zeigt aktuell ein großes Interesse an einem regen Austausch mit den USA und Europa. Bei "Markus Lanz" debattierten die Gäste am Mittwochabend, was dahinterstecken könnte. Außerdem übte Grünen-Politiker Jürgen Trittin deutliche Kritik an der Rolle der Bundesregierung im EU-Asylkompromiss.
Der China-Besuch von US-Außenminister Antony Blinken wird aktuell weltweit als positives Zeichen bewertet. Bei "
Das ist das Thema bei "Markus Lanz"
Nicht nur die deutsche Bundesregierung sieht China als Wettbewerber und systemischen Rivalen. US-Präsident Joe Biden bezeichnete Staatschef Xi Jinping jüngst gar als "Diktator". Bei "Markus Lanz" diskutierten Gäste wie der Grünen-Politiker Jürgen Trittin und Politologe Mikko Huotari über die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland sowie den richtigen Umgang mit China.
Das sind die Gäste
- Jürgen Trittin, Grünen-Politiker: "Ich bin nicht dafür, dass man vor China Angst hat."
- Kerstin Münstermann, Journalistin: "Wir haben immer noch keine China-Strategie der Bundesregierung."
- Elmar Theveßen, ZDF-Washington-Korrespondent: "China und die USA sind sich einig, uneinig zu sein."
- Mikko Huotari, Politologe: "Man muss in China aktiv sein, wenn es um globale Marktdominanz geht."
Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
Zu Beginn der Sendung sprach Markus Lanz über den historischen Besuch von US-Außenminister Antony Blinken in China. Dazu erklärte der aus Washington zugeschaltete ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen: "Es war in den letzten Wochen schon zu merken, dass sich so eine Art Auftauen der Beziehung abzeichnete." Auch Politologe Mikko Huotari sagte über das rund halbstündige Treffen zwischen Blinken und Chinas Staatschef
Die politischen Spannungen zwischen China und den USA seien dennoch bis heute "nicht vollkommen aufgebrochen". Immerhin bezeichnete US-Präsident Joe Biden den chinesischen Staatschef erst vor wenigen Tagen in einer Rede als "Diktator". Vor allem bei zentralen Streitthemen wie der Taiwan-Frage gelten die Fronten weiterhin als verhärtet. "China und die USA sind sich einig, uneinig zu sein", schilderte Theveßen.
In dem Zusammenhang erklärte Grünen-Politiker Jürgen Trittin, dass es aufgrund massiver Wirtschaftsprobleme ein "Interesse der Chinesen" gebe, die Beziehung zu den USA und zu Europa wieder zu stärken. "Wir erleben gerade, dass China gegenüber Deutschland, gegenüber Europa, massive Anstrengungen unternimmt, wieder ins Gespräch zu kommen, und das setzt sich auch fort in den Gesprächen jetzt gegenüber den USA", so Trittin.
Mit Blick auf das kürzliche Treffen des chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang und Bundeskanzler
Daraufhin sprach Markus Lanz die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland an und stellte fest: "Europa wird erstmals Auto-Importeur. Das gab's noch nie!" Politologe Mikko Huotari stimmte zu und ergänzte, dass die "alten Verbrenner" exportiert werden, während die E-Mobilität "hier nach Europa" importiert werde. "Das sind schon neue Zeiten, auf die wir uns da einstellen müssen", prognostizierte Huotari. Laut Lanz soll mittlerweile jeder sechste VW-Mitarbeiter in China beschäftigt sein, während bei Adidas jeder vierte Euro in China erwirtschaftet werde.
Eine drastische Zahl, zu der Huotari sagte: "Wir haben zum Teil dramatische Abhängigkeiten von China." Der Politologe merkte an, dass deshalb "keine Entflechtung von China" stattfinden könne, denn wirtschaftlich müsse man "in China aktiv sein, wenn es um globale Marktdominanz geht". Dem entgegnete Jürgen Trittin selbstbewusst, dass es auch in China starke Wachstumsprobleme und eine hohe Anzahl von Jugendarbeitslosigkeit gebe: "Wir dürfen uns auch nicht schwächer reden, als wir sind." Der Grünen-Politiker ergänzte: "Ich bin nicht dafür, dass man vor China Angst hat. Aber ich finde, wir müssen realistisch auf China gucken."
Das ist das Rede-Duell des Abends
Auch beim Thema Asylpolitik fand Trittin ehrliche Worte. Nachdem es um den EU-Asylkompromiss zuletzt heftige Diskussionen in der Regierung gegeben hatte, fragte Lanz provokant, ob es sich hierbei um das "Heizungsgesetz reloaded" handle. Während der Grünen-Politiker dies vehement ablehnte, stellte Münstermann klar: "Das hätte eine Ampel-Krise auslösen können."
Daraufhin wurde auch Trittin deutlicher und kritisierte die Reformpläne für das EU-Asylsystem recht deutlich. "Ich finde es nicht richtig, der Bevölkerung zu erzählen, dass dieser Kompromiss kurzfristig dazu führt, dass die Turnhalle um die Ecke wieder frei wird", sagte der 68-Jährige. Lanz hakte nach: "Das wird nicht passieren?" Der grüne Außenpolitiker antwortete prompt, dass "dieser Kompromiss, wenn er denn kommt, am Ende des Tages in drei Jahren Wirkung haben" werde. Trittin weiter: "Da habe ich ganz realpolitische Zweifel, und deswegen würde ich das der Bevölkerung nicht versprechen. Das ist schlicht eine Lüge."
Lanz fragte erneut kritisch: "Sie sagen, dass das, was politisch verbreitet wird, nicht eintreten wird?" Trittin nickte: "Es wird nicht zu einer kurzfristigen Verbesserung führen." Laut des Politikers wird es trotz der Lösung keine Minderung von Flüchtlingsströmen geben. "Ich hätte mir gewünscht, dass die deutsche Bundesregierung mit mehr Ergebnissen aus dieser Geschichte rauskommt", stellte Trittin abschließend fest.
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Markus Lanz fokussierte sich am Mittwochabend primär auf die schwierige politische Beziehung zwischen den USA und China sowie Europa und China. Er ließ all seinen Gästen - allen voran Jürgen Trittin und Mikko Huotari - genügend Zeit, tiefer in die Materie einzutauchen und über die Zukunft der deutschen Wirtschaft zu debattieren.
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Die deutsche Wirtschaft hängt eng mit der chinesischen zusammen. Umso wichtiger erscheint es, dass auch auf politischer Ebene eine faire Vertrauensbasis geschaffen wird.
Nach dem jüngsten Austausch im Kanzleramt sowie der China-Reise des US-Außenministers debattierte Lanz mit seinen Gästen über die künftige Beziehung zu China. Vor allem Trittin fand deutliche Worte und warnte: "China hat einen Anspruch, die Welt zu gestalten, und (...) ich finde, das ist etwas, worauf wir uns in unserer Politik einstellen müssen." © 1&1 Mail & Media/teleschau
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