Licht und Schatten in Sachen Corona: Impfstoff-Experte Leif-Erik Sander hofft bei "Maischberger" auf einen guten Sommer. Entwicklungsminister Gerd Müller fordert dagegen mehr Impfstoffe für die armen Teile der Welt. Ein anderes wichtiges Thema der Woche fällt in der Sendung allerdings unter den Tisch.
Die beste Nachricht vorneweg: Nicht nur der SPD-Gesundheitspapst Karl Lauterbach verspricht uns, dass der Sommer gut wird. In
Das sind die Gäste bei "Maischberger. die Woche"
- Leif-Erik Sander: Die vorhandenen Impfstoffe gegen das Coronavirus wirken, ist der Charité-Experte überzeugt – auch wenn es vorkommt, dass sich bereits Geimpfte noch infizieren. "Dass sich einzelne Menschen anstecken, kann passieren. Aber das Wichtige ist: Sie erkranken nicht."
- Gerd
Müller : Der Bundesentwicklungsminister dringt darauf, ärmere Staaten mit Corona-Impfstoffen zu versorgen. "Es genügt nicht, Deutschland und Europa durchzuimpfen", sagt der CSU-Politiker. Denn danach könnten neue Mutationen mit dem Flieger oder Schiff aus anderen Teilen der Welt ins Land kommen. - Nicole Diekmann: Die Hauptstadtkorrespondentin des ZDF findet es falsch, erleichtert zu sein, weil die Corona-Todeszahlen gesunken sind: Immer noch liegen viele Menschen auf den Intensivstationen, immer noch leiden viele Genesene an Langzeitfolgen. "Wir wissen noch zu wenig über Corona."
- Susanne Gaschke: Man müsse nun öffnen, was zu öffnen sei, findet die Journalistin der "Welt": "Das Mittel des Angstmachens und des Furchteinflößens hat jetzt wirklich seinen Wert verloren." Allerdings hat sie auch Angst, dass wichtige Dinge nun nicht passieren: "Mir wäre jetzt auch eine klare Aufarbeitung der Fehler der Regierung wichtig."
- Nelson Müller: Der Fernsehkoch ist froh, dass es jetzt zumindest erste Öffnungen der Außengastronomie gibt. Trotzdem macht er sich um seine Branche und die Folgen der Coronakrise Sorgen: "Dieses Auf- und Zumachen und nicht wissen, wie geht’s weiter – das macht uns schon zu schaffen."
- Hunter Biden: Der Sohn des US-Präsidenten hat ein Buch geschrieben, in dem er sich unter anderem mit seiner eigenen Alkoholsucht auseinandersetzt. Er will damit auch anderen Menschen Mut machen, den Kampf gegen die Abhängigkeit aufzunehmen. "Alkohol und Drogensucht sind eine Epidemie in den USA."
Das ist der Moment des Abends
Gerd Müller hat nichts mehr zu verlieren. Bei der anstehenden Bundestagswahl will der Entwicklungsminister nicht mehr antreten – umso kräftiger kann er an diesem Abend austeilen. Dabei schützt er auch seine eigenen Landsleute nicht, die gerade hoffnungsvoll auf die in Schwung kommende Impfkampagne schauen.
"Es kann doch nicht sein, dass die Europäische Union sich jetzt zusätzlich 1,8 Milliarden Dosen sichert, während in Indien, Venezuela, Mexiko und in den afrikanischen Ländern noch keiner geimpft ist. Wo bleibt da die Solidarität?"
Weil Müller gerade in Fahrt ist, tritt er verbal auch noch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vors Schienbein. Schließlich hat ihre Behörde den 1,8-Milliarden-Impfdosen-Deal eingefädelt. "Brüssel ist in vielfacher Weise in dieser Pandemie eine große Enttäuschung", findet der Minister.
Eigentlich schade, dass Gerd Müller mit dieser undiplomatischen Sprache die Bundespolitik nicht öfter öffentlich aufmischt. Schade aber auch: Als Sandra Maischberger mit ihm danach über die CSU-Maskenaffäre sprechen will, wird der Minister und CSU-Mann ziemlich kleinlaut.
Das ist das Rededuell des Abends
Es ist keine Sendung der großen Streitfragen. Unterschiedliche Meinungen treten in der Kommentatoren-Runde nur über den Berufsprovokateur und Mittelstadt-Bürgermeister
Man solle Palmer am besten das Smartphone wegnehmen, damit er seine Zeit nicht in den sozialen Medien verplempert, sagt Welt-Journalistin Susanne Gaschke. Ihn aus der Partei zu werfen, findet sie allerdings unsouverän: "Die Grünen sind so eine diskussionsfreudige und integrationsstarke Partei, dass ich ihnen zugetraut hätte, dass sie es besser machen als die SPD."
Fernsehkoch Nelson Müller äußert dagegen ein gewisses Verständnis für die Aufregung. Schließlich ist Palmer Wiederholungstäter - und das hat auch Müller schon ganz persönlich zu spüren bekommen. Er gehörte zu den Menschen verschiedener Hautfarben, die auf Plakaten und in Werbespots 2019 Werbung für die Deutsche Bahn machten.
Welche Gesellschaft soll das abbilden, hatte Palmer daraufhin gefragt: Mit der gezeigten Diversität konnte er offenbar wenig anfangen.
"Ich war schon echt getroffen", sagt Nelson Müller dazu. "Als Oberbürgermeister ist es die Frage, ob man spalten muss oder ob man nicht doch eine gesellschaftliche Verantwortung hat für die Bürger seiner Stadt."
Das ist das Ergebnis bei Sandra Maischberger
Für den "Wochendurchblick", den Sandra Maischberger am Anfang verspricht, hat sie sich an diesem Abend die rosarote Brille aufgesetzt. Gerd Müller darf zwar vor der unbewältigten Pandemie in großen Teilen der Welt warnen. Ansonsten dominiert aber Optimismus, und am Ende gibt es auch noch ein bisschen was fürs Herz: "Nichts kann einen Keil zwischen mich und meinen Vater treiben", sagt der aus Los Angeles zugeschaltete Präsidentensohn Hunter Biden. Denn in der Biden-Familie stehe Liebe an erster Stelle.
Das ist natürlich schön, und gegen Optimismus ist generell nichts einzuwenden. Dem eigenen journalistischen Anspruch werden Maischberger und ihre Redaktion damit aber nicht gerecht. Schließlich schaut die Welt gerade auch schockiert in den Nahen Osten, wo Raketen fliegen und die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern eskaliert wie seit Jahren nicht mehr. Dazu fällt in der gesamten Sendung kein einziges Wort. Eine seltsame Themenauswahl für einen Wochendurchblick.
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