Der Absturz des Germanwings-Fluges 4U9525 in Frankreich hat die vergangene Woche beherrscht. Die Katastrophe und der Umgang mit ihr sind am Sonntagabend auch Thema bei Günther Jauch. Spekulationen zu den Motiven des mutmaßlichen Täters gibt es zum Glück nur am Rande. Stattdessen stehen die Angehörigen der Opfer im Mittelpunkt der Sendung.

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Was ist das Thema?

Das Unglück der Germanwings-Maschine ist eine der größten Katastrophen in der deutschen Luftfahrtgeschichte. Und es geht nah.

Nach bisherigem Erkenntnisstand brachte der Co-Pilot das Flugzeug absichtlich in den französischen Alpen zum Absturz und nahm so 149 Menschen mit in den Tod. Die Frage nach dem Warum beschäftigt seitdem nicht nur die Ermittler.

Wer sind die Gäste?

Kay Kratky ist selbst Pilot und vertritt in der Runde als Vorstandsmitglied der Lufthansa das Tochterunternehmen Germanwings. Flugpsychologe Reiner Kemmler war mehrere Jahre für die Lufthansa tätig. Die Düsseldorfer Notfallpsychologin Sabine Rau betreute in den vergangenen Tagen Angehörige der Absturzopfer. Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) hat in der Vergangenheit Hinterbliebene nach Flugzeugkatastrophen als Anwalt vertreten, unter anderem beim Unglück von Ramstein 1988 oder beim Concorde-Absturz 2000. Der evangelische Theologe und ehemalige EKD-Vorsitzende Wolfgang Huber hat ebenfalls Erfahrung im Umgang mit Trauernden.

Was ist der Moment des Abends?

Den Angehörigen und ihren Bedürfnissen wird ein Großteil von Jauchs Sendung gewidmet. Notfallpsychologin Rau berichtet von einer "Bandbreite an Gefühlen", die Familie und Freunde bei der Verarbeitung des ersten Schocks durchlebten. Dazu gehört auch Wut auf den mutmaßlichen Täter. "Die Frage des Vorsatzes spielt eine große Rolle", erklärt Rau.

Das Informationsbedürfnis unter den Betroffenen sei groß, sagt auch Anwalt Baum: "Sie möchten wissen, was geschehen ist, und sie möchten wissen: War das vermeidbar?" Die Medien fordert er bei der Berichterstattung zur Zurückhaltung auf. "Die Angehörigen wollen in Ruhe gelassen werden", mahnt er.

Pfarrer Huber ist sichtlich mitgenommen, wenn er über das Leid der Hinterbliebenen spricht. "Ich wünsche mir, dass der Schmerz und die Trauer der Angehörigen unser erstes und wichtigstes Anliegen ist", sagt er.

Wie hat sich Günther Jauch geschlagen?

Der Moderator bemüht sich bei dem Thema um viel Sensibilität. Dennoch sind es vor allem seine Gäste, die Spekulationen in die eine oder andere Richtung verhindern.

Auf die Frage Jauchs, was die Passagiere in den letzten Minuten vor dem Unglück mitbekommen haben, bremst Lufthansa-Vorstand Kratky: "Ich würde mit Rücksicht auf die Angehörigen keine Szenarien diskutieren wollen." Man müsse die Ermittlungen abwarten.

Was ist das Ergebnis des Abends?

Neue Erkenntnisse zu den Hintergründen des Absturzes gibt es in der Sendung erwartungsgemäß nicht. Bisher deuten die Untersuchungen darauf hin, dass der Co-Pilot Andreas Lubitz das Flugzeug vorsätzlich zum Absturz brachte. "Die Indizienlage ist im Moment erdrückend", sagt auch Lufthansa-Vorstand Kratky. Der Flugschreiber könnte zur Aufklärung des Falles beitragen, doch bisher wurde er noch nicht gefunden. Möglicherweise wurde er bei dem Unglück in den französischen Alpen von Gerölllawinen verschüttet oder beschädigt, mutmaßt Kratky.

Was den Co-Piloten zu seinem Handeln bewegt haben könnte, ist noch unklar. Vielleicht wird die Öffentlichkeit seine Motive auch nie erfahren, erkennt Jauch. Eine mögliche psychische Erkrankung dürfte der Schweigepflicht seiner behandelnden Ärzte unterliegen. Die von verschiedenen Medien diskutierten Depressionen allein seien aber keine Erklärung: "Es kommt extrem selten vor, dass jemand mit einer Depression einen erweiterten Suizid macht", erklärt Flugpsychologe Kemmler und vermutet "noch eine andere Persönlichkeitsstörung". Huber warnt davor, dass die öffentliche Diskussion Menschen mit Depressionen "unter Generalverdacht" stelle. "Wir müssen überlegen, was für Auswirkungen das auf Menschen mit dieser Krankheit hat", gibt der Theologe zu bedenken.

Absolute Sicherheit werde es auch in Zukunft nicht geben. Ganz verhindern lässt sich die Tat eines Einzelnen auch nicht durch regelmäßige psychologische Untersuchungen, glaubt Kemmler: "Ich sehe da die Grenzen der Psychologie und der Medizin." Die Piloten würden schon bisher eng überwacht.


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