Nach ewigen Streitereien und langen Verhandlungen hat sich die Ampel auf einen Bundeshaushalt 2025 geeinigt und ein Wachstumspaket beschlossen. Bei "Markus Lanz" verteidigte SPD-Politiker Ralf Stegner zwar die Pläne, stichelte aber dennoch gegen das Einhalten der Schuldenbremse.

Eine Kritik
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Dass sich die Ampelparteien häufiger auf öffentlicher Bühne streiten, ist längst nichts Neues. Bei "Markus Lanz" äußerte sich Ralf Stegner nun zum beschlossenen Bundeshaushalt 2025. Dabei konnte sich der SPD-Politiker Sticheleien gegen das Einhalten der Schuldenbremse jedoch nicht verkneifen.

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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Anfang des Monats hat sich die Ampelkoalition nach langen Verhandlungen im Streit um den Bundeshaushalt für das kommende Jahr geeinigt und dazu ein Wachstumspaket beschlossen. Den Plänen zufolge soll bis 2028 die Schuldenbremse eingehalten werden. SPD, Grüne und FDP haben unter anderem verkündet, dass das Kindergeld steigen und die Rentenreform kommen soll.

Wichtige Meilensteine, über die Markus Lanz am Dienstagabend in seiner Sendung debattierte. Gleichzeitig analysierte er das viel diskutierte EM-Spiel zwischen Spanien und Deutschland.

Das sind die Gäste

  • Ralf Stegner, SPD-Politiker: "Die Furchtlosigkeit, die man in der Politik braucht, habe ich als Schiedsrichter gelernt."
  • Julia Löhr, Journalistin: "Wir sollten den Fußball jetzt auch nicht überhöhen, also dass er hier die ganze Stimmung im Land ändert."
  • Reinhold Beckmann, Journalist: "Die Fußballnationalmannschaft ist nicht da, um dieses Land zu retten."
  • Knut Kircher, Ex-FIFA-Schiedsrichter: "Natürlich haben wir einen großen Interpretationsspielraum zum Thema Handspiel."

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Zu Beginn der Sendung überraschte SPD-Politiker Ralf Stegner mit einem Blick in seine Vergangenheit und offenbarte, dass er einst als Schiedsrichter tätig war. "Man bewegt sich, man lernt was übers Leben", erinnerte sich Stegner stolz. Er ergänzte, dass ihm der Job auf dem Fußballfeld auch heute noch in der Politik hilft, denn: "Die Furchtlosigkeit, die man in der Politik braucht, habe ich als Schiedsrichter gelernt."

ZDF-Moderator Markus Lanz hakte überrascht nach: "Weil?" Stegner antwortete nüchtern: "Weil ganz oft es so war, wenn beide unzufrieden waren, hat man es gar nicht so schlecht gemacht." Lanz reagierte lachend: "Das ist eigentlich wie hier in der Sendung auch. Wenn man gleichzeitig von allen Seiten verprügelt wird, war's okay." Stegner nickte und erklärte, dass er als Schiedsrichter gelernt habe, "dass man manchmal Dinge tun muss, die sein müssen".

Eine Steilvorlage für Lanz, der das vermeintliche Handspiel des spanischen Fußball-Stars Marc Cucurella in der Partie gegen Deutschland ansprach. "Was haben Sie gedacht?", wollte der Moderator wissen. Ex-FIFA-Schiedsrichter Knut Kircher antwortete überraschend, dass es sich um eine "nicht ganz eindeutige" Situation gehandelt hat, denn: "Natürlich haben wir einen großen Interpretationsspielraum zum Thema Handspiel." Kircher fügte dennoch hinzu, dass für ihn "die Indikatoren" eher auf ein Handspiel hinweisen.

"Ich finde, Fußball ist ein Spiel, dessen Popularität davon lebt, dass es sehr einfache Regeln gibt. (...) Und beim Handspiel, finde ich, ist es unnötig kompliziert geworden. Ich hätte mir gewünscht, dass der Schiedsrichter sich das nochmal anguckt", sagte Ralf Stegner daraufhin. Stegner weiter: "Er hätte möglicherweise anders entschieden, wenn er sich das angeguckt hätte." Lanz nickte: "Das versteht natürlich kein Mensch an dem Punkt, wenn man doch die Technik hat!"

Auch Journalist Reinhold Beckmann musste zugeben: "Da wird ein Torschuss aufgehalten - als Fußballer sagst du: 'Das kann nicht sein, das muss Elfmeter geben!'" Kircher warnte jedoch vor einer zu starken Vereinfachung der Regeln, denn: "Hand ist Hand - (...) das will der Fußball auch nicht!"

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Das ist das Rede-Duell des Abends

Mit Blick auf den Teamgeist der deutschen Nationalmannschaft stichelte Markus Lanz in Richtung Stegner: "Wann gehen Sie jetzt zu Lindner und schneiden dem mal die Hecke?" Der SPD-Politiker konterte ernst: "Ich würde das ja vielleicht noch tun, (...) ob er das umgekehrt machen würde, weiß ich nicht." Lanz reagierte lachend: "Es geht schon los, alleine schon wieder das!"

Als Stegner in Bezug auf die hitzigen Haushaltsdebatten versuchte, die Lage im Land sowie den Stand der Ampel schönzureden, erinnerte Journalistin Julia Löhr daran, dass auch Bundeskanzler Olaf Scholz vor allem in Wirtschaftsfragen oft dazu neige, ein "Wirtschaftswunder" oder "eine unglaubliche Belebung in Deutschland" zu prophezeien. Davon ist jedoch laut Löhr nichts zu sehen: "Man guckt sich die Zahlen an - die Auftragseingänge in der Industrie gehen runter, das Geschäftsklima geht runter, die Exporte gehen runter. (...) Manchmal fragt man sich einfach: Was wird da geraucht im Kanzleramt?"

Löhr wetterte weiter: "Der Glaube, dass das alles so gut wird, (...) das funktioniert halt leider nicht." Die Journalistin ergänzte, dass Reformen gemacht werden müssten, "die weit über das hinausgehen, was da jetzt vergangene Woche beschlossen wurde". Lanz hakte prompt nach: "Wird da was geraucht?" Ralf Stegner wiegelte ab: "Cannabis ist jetzt legalisiert, wenn Sie das meinen. Aber das ist es, glaube ich, nicht. Wenn man mal ganz ehrlich ist, kann man die Sache natürlich auch ein Stückchen anders betrachten."

Der SPD-Mann wies auf den Krieg in der Ukraine hin und sagte stolz, dass die Wirtschaft intakt bleiben konnte, auch "wenn das Gas von heute auf morgen weg ist". Gleichzeitig verteidigte er den Beschluss der Ampel mit den Worten: "Wir verehren die Schuldenbremse, als ob das eine heilige Kuh wäre. (...) Dann darf man sich nicht wundern! Unter diesen Rahmenbedingungen, die wir haben, (...) finde ich, ist das, was da als Wachstumspaket rausgekommen ist, ganz anständig."

Er fügte empört hinzu, dass man "die Kirche im Dorf lassen" müsse, denn: "Wir müssen einerseits den Sozialstaat bewahren, andererseits dafür sorgen, dass die Bevölkerung auch das mitträgt, was wir da machen, indem wir sechs Milliarden in die Ukraine geben." Mit Ratschlägen aus den Feuilletons könne er daher "wenig anfangen". Löhr schoss jedoch unbeeindruckt zurück: "Die Hilfe für die Ukraine stelle ich nicht infrage, aber warum wir jetzt 47 Milliarden Euro fürs Bürgergeld ausgeben müssen, da würde ich jetzt schon mal ein Fragezeichen dran setzen."

Stegner reagierte mit einem genervten Vorschlag: "Wir geben deutlich weniger Bürgergeld aus, wenn wir die Leute anständig bezahlen und sie nicht aufstocken müssen!" Löhr stichelte jedoch weiter: "Mich wundert, dass die SPD so eine Sozialleistungsempfänger-Partei geworden ist und eben nicht mehr die Interessen derer vertritt, die arbeiten wollen." Ein Vorwurf, den Stegner lediglich mit einem energischen "überhaupt nicht" zurückwies.

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So hat sich Markus Lanz geschlagen

Markus Lanz stichelte am Dienstag vor allem mehrmals gegen Ralf Stegner und lockte ihn sowohl in Fußball- als auch politischen Fragen aus der Reserve. Als Lanz schließlich wissen wollte, wem Stegner in der Politik gerne eine rote Karte geben würde, antwortete der SPD-Mann schmunzelnd: "Mir würden ein paar einfallen in der Koalition." Wen genau er meinte, blieb der Politiker indes schuldig.

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

Wie stark der Fußball mit der Politik verwoben ist, wurde auch bei "Markus Lanz" erneut deutlich. Als der ZDF-Moderator jedoch die emotionale Pressekonferenz-Rede von Julian Nagelsmann ansprach, zeigten sich die Gäste wenig beeindruckt. Julia Löhr stellte klar: "Ich finde, wir sollten den Fußball jetzt auch nicht überhöhen, also dass er jetzt hier die ganze Stimmung im Land ändert. (...) Das sehe ich nicht so. Ich finde, damit mutet man auch dem Fußball zu viel zu."

Die Journalistin ergänzte, dass Deutschland "viele fundamentale Probleme" habe, die auch benannt und gelöst werden müssten. Reinhold Beckmann stimmte zu: "Die Fußballnationalmannschaft ist nicht da, um dieses Land zu retten." Ralf Stegner wiederum applaudierte Nagelsmann und merkte an, dass "diese Tristesse, alles ganz schrecklich zu finden" in Deutschland aktuell "schon ziemlich ausgeprägt" sei.  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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