Die CDU hat die Landtagswahl in Hessen deutlich gewonnen. Aus Sicht von Wahlforschern basiert dieser Sieg weniger auf eigener Stärke. Alle Spitzenkandidaten erreichen nur mäßige Popularitätswerte. Und die Ampel-Parteien hatten starken Gegenwind aus Berlin.

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Hessens Ministerpräsident Boris Rhein hat beim Landtagswahlsieg seiner CDU nach Einschätzung von Wahlforschern von der noch schlechteren Performance seiner SPD-Kontrahentin Nancy Faeser profitiert. "Blasser Ministerpräsident trifft auf völlig indisponierte Herausforderin", schrieb die Forschungsgruppe Wahlen am Sonntag in ihrer Analyse. Bei der Abstimmung gab es demnach einen relativ großen bundespolitischen Einfluss. Die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP hätten starken Gegenwind aus Berlin zu spüren bekommen.

Von der Unzufriedenheit mit den Ampel-Parteien und der nicht wirklich überzeugenden Performance der CDU im Bund habe vor allem die AfD profitieren können. Dabei würden der AfD lediglich beim Thema Flüchtlinge und Asyl nennenswerte Kompetenzen zugeschrieben.

Relativ schwacher Wert für Boris Rhein

"Ohne Amtsbonus und mit einem vergleichsweise bescheidenen Popularitätswert profitiert der amtierende Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) auch von der Schwäche seiner Konkurrenten", schreibt die Forschungsgruppe Wahlen. Rhein erreiche beim Ansehen auf der +5/-5-Skala für einen Amtsinhaber einen relativ schwachen Wert von plus 1,5.

Aber auch die anderen Kandidaten hätten nicht überzeugen können: So komme Wirtschafts- und Energieminister Tarek Al-Wazir (Grüne) auf plus 0,8 und SPD-Kandidatin Faeser lande weit im Negativbereich - minus 1,3 sei das schlechtesten SPD-Kandidatenimage überhaupt bei einer Landtagswahl.

Bei der Frage nach dem gewünschten Ministerpräsidenten sprächen sich die Menschen in Hessen deutlich für Amtsinhaber Rhein aus.

CDU besonders stark bei älteren Wählerinnen und Wählern

Die CDU habe in der Gruppe der Wählerinnen und Wähler ab 60 Jahren, die sich relativ stark an Wahlen beteilige, besonders erfolgreich und doppelt so stark abgeschnitten wie bei den unter 30-Jährigen. Die SPD liege ausschließlich bei den Wählern ab 60 Jahren über dem Schnitt. Grüne und AfD hätten hier unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielt.

Bei den unter 30-Jährigen seien die Grünen hinter CDU und AfD zurückgefallen. Wie gewohnt hatten die Grünen der Analyse zufolge mehr Zuspruch bei Menschen mit einem höheren formalen Bildungsniveau, bei der AfD war dies gerade umgekehrt.

Inhaltlich gab es nach den Beobachtungen der Forschungsgruppe Wahlen kaum Topthemen. In den Bereichen Flüchtlinge und Asyl sowie Bildung und Schule - den wichtigsten Themen in Hessen - werde der CDU die höchste Kompetenz zugeschrieben. Bei Energiepolitik lägen CDU und Grüne gleichauf. Selbst bei sozialer Gerechtigkeit hätten sich SPD und CDU angeglichen. (dpa/fab)  © dpa

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