Sollte es am 29. März zum harten Brexit kommen – also einem No-Deal-Brexit – müssen sich die Briten beim Reisen auf neue Regeln einstellen. Die britische Regierung hat deshalb wichtige Informationen zusammengestellt. Und auch Reisende aus Deutschland fragen sich, was der Austritt Großbritanniens aus der EU für sie bedeutet. Wichtige Fragen und Antworten im Überblick.

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Das bedeutet der Brexit für Deutsche

Reisepass oder Visum?

Bei der Einreise wurde schon bislang genauer kontrolliert, da Großbritannien nicht zu den Mitgliedern des Schengener Abkommens gehört. Bislang war ein Personalausweis Pflicht. Jetzt stellt sich die Frage, ob künftig der Reisepass oder sogar ein Visum erforderlich ist.

Wahrscheinlicher ist laut dem Deutschen Reiseverband (DRV), dass es ähnliche Regelungen geben wird wie zum Beispiel in Norwegen, wo sich EU-Bürger 90 Tage ohne Visum aufhalten dürfen. Für eine solche Regelung hat sich auch die EU-Kommission ausgesprochen.

Braucht man einen Versicherungsschutz?

Der Bund der Versicherten rät bei Auslandsreisen grundsätzlich zu einer privaten Auslandskrankenversicherung. Diese zahlt im Krankheitsfall auch für den Rücktransport nach Deutschland. An dieser Empfehlung ändert sich durch einen harten Brexit nichts.

Inwiefern wird der Flugverkehr beeinträchtigt?

Im Falle eines harten Brexit sei es denkbar, dass Teile des Flugverkehrs zwischen Großbritannien und der EU für eine Weile zum Erliegen kommen, informiert der Deutsche Reiseverband (DRV). Das beträfe auch Passagiere, die einen Langstreckenflug mit Umstieg in London gebucht haben. Reisen von, über oder nach Großbritannien könnten kurzfristig storniert werden, sollten sie bedingt durch den Brexit nicht mehr durchführbar sein.

Die EU-Kommission hat für diesen Fall zwar einen Notfallplan ausgearbeitet - dieser soll aber nur "die Aufrechterhaltung grundlegender Verkehrsverbindungen gewährleisten". Auch die Airlines arbeiten nach eigenen Angaben an Lösungen für das Problem. Alternativ wären bei diesem Szenario weiterhin Reisen nach England per Eurostar-Schnellzug oder mit dem eigenen Wagen möglich.

Wird der Urlaub in Großbritannien teurer?

Nein, erklärt das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland (EVZ). Das Britische Pfund habe an Wert verloren - somit würden die Nebenkosten im Urlaub also günstiger.

Fallen Roaming-Gebühren an?

Bei Reisen auf die Insel könnten nach dem Austritt durchaus wieder Roaming-Gebühren anfallen, erklärt das EVZ. Derzeit fallen solche Gebühren etwa bei einem Handytelefonat von London nach Deutschland nicht an, weil sie innerhalb der EU abgeschafft wurden. Nach dem Brexit entfalle diese Regelung - es sei denn, Großbritannien wird Mitglied im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR).

Was auch passieren kann, zeigen die Beispiele anderer europäischer Nicht-EU-Länder wie etwa der Schweiz. Diese gruppieren manche Mobilfunkanbieter trotzdem freiwillig in den Euro-Tarif ein - manche aber auch nicht. Die Telekom beispielsweise hat bereits erklärt, Großbritannien auch nach einem Brexit vorerst weiter wie ein EU-Land behandeln zu wollen.

Das bedeutet ein harter Brexit für die Briten

Briten brauchen eventuell internationalen Führerschein

Ab dem 28. März brauchen britische Autofahrer laut britischer Regierung zusätzliche Dokumente, wenn sie in der EU oder im Europäischen Wirtschaftsraum mit dem Auto fahren. Dazu gehören Unterlagen für bei der Zulassungsbehörde registrierte Anhänger und eine Anhänger-Zulassungsbescheinigung.

Sollte es zu einem harten Brexit – also einem No-Deal-Szenario kommen – bräuchten die Briten möglicherweise einen internationalen Führerschein. Bislang reicht der britische Führerschein als Fahrerlaubnis in allen anderen EU-Ländern aus.

Die britische Regierung weist zudem auf ihrer Webseite darauf hin, dass Briten, die im Ausland leben, jetzt noch ihren Führerschein gegen eine Fahrerlaubnis des jeweiligen EU-Landes eintauschen sollten. Nach einem möglichen No-Deal-Brexit sei das eventuell nicht so einfach möglich. Nach dem 29. März wäre eine neue Führerscheinprüfung nötig. Sie empfiehlt daher, den Führerschein so schnell wie möglich zu beantragen, um ihn vor dem Stichtag zu erhalten.

Viele Reisepässe werden ungültig

Generell könnten Reisen in der EU beschwerlicher werden, warnt die Regierung. Rechte und Status könnten sich ändern. Möglicherweise müssten nun Reisepässe früher als gedacht erneuert werden.

Außerdem könnte es sein, dass Dokumente mit einer Gültigkeitsdauer bis zu 15 Monate ungültig werden, heißt es weiter. Briten, deren Reisepässe weniger als sechs Monate gültig sind, müssten zudem damit rechnen, bei der Einreise in die EU abgewiesen zu werden, warnte die Regierung.

Reiseversicherung nötig

Wer in ein EU-Land reist, dem wird eine umfassende Reiseversicherung inklusive Krankenversicherung empfohlen.

Mobiltelefon: Roaming-Gebühren können anfallen

Telefonieren aus dem europäischen Ausland könnte sehr teuer werden, da Roaming-Gebühren für britische Handynutzer im Ausland und nahe der Grenze zu Irland anfallen. Mehrere Mobilfunkanbieter teilten jedoch mit, freiwillig auf die Gebühren zu verzichten.

Außerdem plant die Regierung, ein entsprechendes Gesetz zu erlassen, um Roaming-Gebühren zu begrenzen – auf 45 britische Pfund (rund50 Euro) im Monat. Die Regierung empfiehlt, Daten-Roaming auf dem Mobiltelefon zu deaktivieren und sich außerdem nach den Konditionen des jeweiligen Mobilfunkanbieters zu erkundigen.

Teils unklarer Verbraucherschutz

Für Verbraucher wird ein harter Brexit weitreichende Konsequenzen haben. Unklar ist, in welchem ​​Umfang die britischen Verbraucher beim Kauf von Waren und Dienstleistungen in den übrigen Mitgliedstaaten geschützt sind, schreibt die Regierung. Rechtsmittel könnten eventuell nicht umfassend genutzt werden, da die Gesetze der Länder unterschiedlich sind und die Vollstreckung von Gerichtsurteilen schwieriger werde.

Die Verbraucher sollten daher immer die Bedingungen der Verkäufer prüfen. Bei Fragen sollen sich die Verbraucher an das European Consumer Centre wenden, heißt es. Einen Fragenkatalog rund um den Verbraucherschutz hat die Regierung auf ihrer Seite zusammengestellt.

Bezahlen kann teuer werden

Zahlungen mit Kreditkarten, die in der EU, Norwegen, Liechtenstein oder Island ausgestellt wurden, können teuer werden, warnt die Regierung. Für die Zeit nach dem Brexit bestehe außerdem ein höheres Risiko für Betrug. Die Regierung hat deswegen auf ihrer Seite weiterführende Informationen für die Bürger bereitgestellt. (fab/dpa)

Verwendete Quellen

  • UK Government
  • dpa
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