Mit 14 ein Bier in der Kneipe trinken? In Deutschland ist das bislang möglich – zumindest, wenn ein Erziehungsberechtigter den Konsum beaufsichtigt. Nun will Gesundheitsminister Lauterbach das verbieten. In den Bundesländern ist man sogar schon einen Schritt weiter.
Bundesgesundheitsminister
"Die Anwesenheit von Erwachsenen ändert nichts an der Schädlichkeit von Alkohol für Kinder. Deswegen sollte das sogenannte begleitete Trinken untersagt werden." Laut Jugendschutzgesetz dürfen Jugendliche ab 14 Jahren im Beisein einer sorgeberechtigten Person Bier, Wein oder Schaumwein trinken.
Vorstoß aus Mecklenburg-Vorpommern bereits erfolgreich
Die Forderung nach einer Abschaffung des begleiteten Trinkens ist nicht neu. Die Mecklenburg-vorpommersche Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) hatte bereits 2023 eine Abschaffung der Regelung gefordert. Im April kündigte sie an, einen entsprechenden Vorstoß für die Gesundheitsministerkonferenz der Länder im Juni an.
"Der Konsum von Alkohol in Deutschland liegt im internationalen Vergleich auf einem hohen Niveau", erklärte Drese Mitte Juni in einem Statement ihres Ministeriums nach der Konferenz. "Der erste Alkoholkonsum findet hier im Durchschnitt mit 13,8 Jahren statt. Vor allem bei den Jugendlichen sind riskante Konsummuster häufiger als in anderen Ländern." Die Regelung zum begleiteten Trinken sei der Ministerin zufolge "europaweit und wahrscheinlich sogar weltweit einzigartig."
Der von Drese eingebrachte Antrag wurde einstimmig beschlossen. Wie der NDR berichtet, wollen die Länder nun bis November entsprechende Gesetzesvorschläge vorlegen.
Länder begrüßen Pläne Lauterbachs
Entsprechend positiv reagierten Landesvertreter jetzt auch auf die Ankündigung Lauterbachs. "Es macht mit Blick auf unsere Präventionsziele keinen Sinn, dass Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren in Bars oder Restaurants Alkohol konsumieren dürfen, wenn sie dabei von einer sorgeberechtigten Person begleitet werden", sagte etwa die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) dem RND.
"Der Konsum von Alkohol bedeutet für Kinder und Jugendliche ein besonders hohes Gesundheitsrisiko." Die Berliner Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) äußerte sich dem Medium gegenüber ähnlich. Das begleitete Trinken "gehört abgeschafft": Alkoholkonsum gefährde die körperliche und geistige Entwicklung Jugendlicher in hohem Maße.
Auch außerhalb der Politik trifft das geplante Verbot auf Zustimmung. Etwa bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Deren Geschäftsführerin Christina Rummel erklärte gegenüber dem RND: "Alkohol ist ein höchst gesundheitsgefährdendes Produkt. Im Jugendalter umso mehr, denn das jugendliche Gehirn reagiert wesentlich empfindlicher auf Alkohol."
Dabei gelte grundsätzlich: "Je früher der Alkoholkonsum beginnt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer Abhängigkeit und desto geringer die Wahrscheinlichkeit, diese Abhängigkeit zu überwinden." (thp/dpa)
Verwendete Quellen:
- Homepage des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Sport Mecklenburg-Vorpommern: Reduzierung des Alkoholkonsums bei Jugendlichen: Erfolgreiche MV-Initiative auf der GMK
- NDR: Gesundheitsministerin fordert Abschaffung von begleitetem Trinken
- NDR: Niedersachsen will "begleitetes Trinken" ab 14 verbieten
- RND: Lauterbach spricht sich für Verbot von begleitetem Trinken bei unter 16-Jährigen aus
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