Die Alpenrepublik verfügte als eines der ersten europäischen Länder den Shutdown. Nun werden die Ausgangsbeschränkungen früher als anderswo gelockert.

Mehr aktuelle Informationen zum Coronavirus finden Sie hier

Auch Josef Hader war jetzt im Baumarkt. Der bekannteste Kabarettist Österreichs hat zur Überbrückung der Ausgangsbeschränkungen nicht bloß Videos seiner Programme und Filme aus drei Jahrzehnten zum kostenlosen Download auf seine Website gestellt.

Er unterhält seine Fans auch mit kleinen Sketches über die täglichen Herausforderungen der häuslichen Quarantäne - aus der Sicht einer grantelnden Wiener Kunstfigur.

Mit der behördlich verfügten Öffnung von Bau- und Gartenmärkten - einem ersten Schritt zur langsam Normalisierung in Österreich - kam für Haders Alter Ego eine neue Facette dazu. "Ich brauchte eine Reserveglühbirne", sagte er. Also habe er sich in den Baumarkt begeben, wo er sich einer langen Schlange stundenlang habe anstellen müssen, um schließlich erfolglos nach einem Verkäufer zu suchen.

Lesen Sie auch: Alle Entwicklungen rund um das Coronavirus in unserem Live-Blog

Schlangen vor Baumärkten nicht überall länger als in der Vor-Corona-Zeit

In der Realität sieht es in Österreich weniger dramatisch aus. Zwar bildeten sich unmittelbar nach Öffnung der Märkte Mitte letzter Woche tatsächlich lange Schlangen, teilweise gab es Blockabfertigung und Einbahnregelungen im Verkaufsgebiet.

Nach einigen Tagen kehrte aber der Alltag ein. Bei einem Lokalaugenschein am Freitag in einem kleineren Baumarkt war der Kundenandrang nicht größer als in der Vor-Corona-Zeit, die Kunden trugen Gesichtsmasken und hielten wie selbstverständlich Abstand. In Österreich beginnt man sich an die zahlreichen Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten zu gewöhnen.

Die Alpenrepublik verfügte als eines der ersten europäischen Länder bereits Mitte März einen harten Shutdown: Früher als anderswo wurden Lokale, Einzelhandelsgeschäfte und Friseure behördlich geschlossen.

Österreich: Schutzmaske verpflichtend

Nur Supermärkte und Apotheken durften unter verschärften Auflagen offen halten. Seit Anfang April ist auch die Verwendung von Schutzmasken beim Einkauf oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln verpflichtend, es drohen Strafen von 25 Euro.

Härter geahndet werden Verstöße gegen das Abstandsgebot. In den sozialen Medien machen Strafmandate in der Höhe von bis zu 500 Euro die Runde - für Leute, die auf allzu enge Tuchfühlung mit Menschen außerhalb ihres Haushaltes gingen.

Vor allem in der Bundeshauptstadt Wien zeigt die Polizei wenig Toleranz. So wurde ein Mann von übereifrigen Beamten abgestraft, weil er auf einer Parkbank saß, neben der Passanten flanierten. Die Strafe wurde nach einem Einspruch aber aufgehoben.

Opposition drängt auf Aufarbeitung des Ischgl-Skandals

Dem entschlossenen Vorgehen der konservativ-grünen Bundesregierung unter Bundeskanzler Sebastian Kurz war der Skandal von Ischgl vorangegangen. In dem Tiroler Skiort infizierten sich hunderte Touristen mit dem Coronavirus.

Trotz Warnungen aus dem Ausland entschieden sich die Behörden Anfang März dafür, die Pisten und Apres-Ski-Bars noch zwei weitere Wochen offen zu halten. In der Folge trugen zahlreiche Urlauber die Krankheit in ihre Heimatländer.

Inwiefern die Virenschleuder Ischgl und die absehbare Eskalation der Infektionszahlen zum raschen Shutdown beigetragen habe, ist in in- wie ausländischen Medien Gegenstand von Spekulationen. Die Opposition drängt auf eine gründliche Aufarbeitung des Skandals. Damit ist erst nach Ende des Ausnahmezustandes zu rechnen.

Tatsache ist, dass das entschiedene Handeln der Regierung zu einer baldigen Abflachung der Infektionskurve führte. Am Wochenende fiel die Zahl der Corona-Infizierten auf unter 4.000, seit vergangener Woche gibt es weniger Neuansteckungen als Genesungen.

Aussicht auf Normalisierung gibt Kurz massiven Auftrieb

In der großen Mehrheit waren die Österreicherinnen und Österreicher den Anweisungen der Regierung gefolgt, die in drastischen Worten vor einer Ausbreitung der Seuche durch disziplinloses Verhalten warnte.

Die Bevölkerung gewöhnte sich daran, bei Spaziergängen im Freien Abstand zu anderen zu halten. Man lernte, sich von Gehsteig zu Gehsteig mit Bekannten und von Balkon zu Balkon mit Nachbarn zu unterhalten.

Verstöße blieben die Ausnahme, auch wenn es bisweilen prominente Übeltäter gab, wie "salzburg24.at" berichtet. So wurden enge Mitarbeiter von Wirtschaftsministerin Margarethe Schrammböck dabei fotografiert, wie sie auf dem Balkon des Ministerium eng nebeneinander standen und ohne Mundschutz einen After-work-drink einnahmen.

Wenn sich die positive Tendenz der Neuinfektionen nicht ändert, soll es bald weitere Lockerungen geben. Schon Mitte Mai könnten Schulen sowie Restaurants und Cafés unter strengen Auflagen öffnen. Ebenso Museen und bestimmte Kulturinstitutionen.

Diese Aussicht auf baldige Normalisierung gibt vor allem Kanzler Kurz massiven Auftrieb. Laut einer jüngsten Umfrage käme seine konservative ÖVP derzeit auf 48 Prozent.

Deutsche Urlauber könnten vielleicht bereits im Sommer in Österreich Urlaub machen

Am Sonntag überraschte die konservative Tourismusministerin Elisabeth Köstinger mit einer weiteren Frohbotschaft: Sie stellte laut orf.at in den Raum, dass zumindest deutsche Urlauber im Sommer nach Österreich fahren könnten - ein Silberstreif am Horizont für die wichtige Tourismusbranche im Land, die unter dem Lockdown massiv stöhnt.

Wie genau Tourismus in Zeiten von Corona aussehen könnte, dazu wollte Ministerin Köstinger noch nichts Genaues sagen. Offen ist auch die Frage, ob deutsche Urlauber das Angebot annehmen werden.

Verwendte Quellen:

  • Facebook-Seite von Josef Hader
  • Heute.at: Masken-Rebellen müssen jetzt 25 Euro Strafe zahlen
  • k.at: Strafverfahren nach Parkbanksitzen in Wien eingestellt
  • KleineZeitung.at: Zahl der aktiv Erkrankten unter 4000, zweite Phase für Härtefallfonds startet
  • Salzburg24.at: Wirbel um "Corona-Party" im Ministerium
  • orf.at: Grenzöffnung für deutsche Urlauber möglich
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.