- Deutschland lockert die Quarantäne-Regeln für Reise-Rückkehrer unter anderem aus Portugal, Russland und Großbritannien.
- Alle drei Länder sind ab Mittwoch keine Virusvariantengebiete mehr - obwohl dort zuletzt sowohl die Inzidenzen als auch der Anteil der ansteckenderen Delta-Variante teils drastisch gestiegen sind.
- So wird die Zurückstufung begründet.
Deutschland lockert die wegen der Verbreitung besonders ansteckender Corona-Varianten verhängten Einreisebeschränkungen für Portugal, Großbritannien, Russland, Indien und Nepal. Am Mittwoch werden die fünf Länder vom Virusvariantengebiet zum Hochinzidenzgebiet zurückgestuft, teilte das Robert-Koch-Institut am Montagabend mit.
Damit ist die Einreise nach Deutschland für alle Personengruppen wieder möglich. Für vollständig Geimpfte und Genesene entfällt die Quarantänepflicht ganz, für alle anderen wird sie verkürzt.
Schaut man sich jedoch die Entwicklung der Sieben-Tage-Inzidenzen sowie des Anteils der Delta-Variante in den drei europäischen Ländern an, so sind beide Werte zuletzt stark gestiegen. Wie begründet also das RKI seine Entscheidung, Großbritannien, Portugal und Russland zurückzustufen?
Die Zahlen
Großbritannien:
- Tag der Einstufung als Virusvariantengebiet: 21. Mai
- Sieben-Tage-Inzidenz am 21. Mai: 15,7
- Sieben-Tage-Inzidenz am 5. Juli: 252,7
- Anteil Delta-Variante bei allen Infektionen am 21. Mai: unter 50 Prozent
- Anteil Delta-Variante bei allen Infektionen am 5. Juli: über 95 Prozent
Portugal:
- Tag der Einstufung als Virusvariantengebiet: 29. Juni
- Sieben-Tage-Inzidenz am 29. Juni: 94,6
- Sieben-Tage-Inzidenz am 5. Juli: 152,6
- Anteil Delta-Variante bei allen Infektionen am 29. Juni: rund 55 Prozent
- Anteil Delta-Variante bei allen Infektionen am 5. Juli: über 70 Prozent
Russland
- Tag der Einstufung als Virusvariantengebiet: 29. Juni
- Sieben-Tage-Inzidenz am 29. Juni: 93,5
- Sieben-Tage-Inzidenz am 5. Juli: 107,4
- Anteil Delta-Variante bei allen Infektionen am 29. Juni: unter 90 Prozent
- Anteil Delta-Variante bei allen Infektionen am 5. Juli: über 90 Prozent
Die Begründung
Die jetzige Zurückstufung kommt nicht überraschend. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte diesen Schritt bereits vergangene Woche für Portugal und Großbritannien angekündigt, wenn die Anteile der ansteckenderen Delta-Variante mit denen in Deutschland vergleichbar seien. Er nannte damals einen Anteil von 70 bis 80 Prozent.
Tatsächlich ist die Delta-Variante des Coronavirus nun auch hierzulande schon sehr weit verbreitet. Die jüngsten bisher verfügbaren Daten belegen für die Woche vom 14. bis 20. Juni einen Anteil von 37 Prozent an den untersuchten Proben. Dennoch: Der eigentliche Zweck der drastischen Reisebeschränkungen, die Ausbreitung der Delta-Variante zu bremsen, habe sich aus Sicht von RKI und Bundesregierung weitgehend erledigt.
Zugleich sind die Infektionszahlen auch in Großbritannien, Portugal und Russland immer noch hoch. Großbritannien ist das Land mit den höchsten Zahlen in Europa, Portugal hat nach Zypern die höchsten Zahlen in der Europäischen Union.
Was sich für Reiserückkehrer ändert
Indien war bereits Ende April als Virusvariantengebiet eingestuft worden, im Mai folgten Nepal und Großbritannien, das EU-Land Portugal sowie Russland erst vor einer Woche. In dieser höchsten Corona-Risikokategorie gelten bis jetzt noch drastische Einreisebeschränkungen:
- Fluggesellschaften, Bus- und Bahnunternehmen dürfen keine Personen aus Virusvariantengebieten nach Deutschland transportieren, es sei denn, sie sind deutsche Staatsbürger oder haben einen Wohnsitz in Deutschland.
- Wer aus Virusvariantengebieten nach Deutschland einreist, muss für 14 Tage in Quarantäne - auch wenn er oder sie vollständig geimpft oder genesen ist.
Mit der Herabstufung zum Hochinzidenzgebiet entfällt das Beförderungsverbot ganz, die Einreise nach Deutschland ist also für alle Personen mit allen Verkehrsmitteln wieder grundsätzlich möglich. Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss zwar für zehn Tage in Quarantäne, kann sie aber durch einen zweiten Test auf fünf Tage verkürzen.
Mit der Herabstufung der fünf Länder sinkt die Zahl der Virusvariantengebiete weltweit wieder von 16 auf 11. Unter den verbliebenen Ländern sind Brasilien, Uruguay, Südafrika und mehrere weitere Länder in Afrika.
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