• Omikron BA.2 hat vieles mit BA.1 gemeinsam - Virologin Sandra Ciesek spricht von einer weiteren "Schwestervariante" von Omikron.
  • Eine Studie zeigt, dass wohl die neue Omikron-Sublinie ansteckender ist.
  • Wahrscheinlich führt BA.2 aber nicht zu schwereren Krankheitsverläufen.

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Der Omikron-Subtyp BA.2 ist längst in Deutschland angekommen. Wie das Robert-Koch-Institut in seinem Wochenbericht vom 17. Februar schreibt, liegt sein Anteil mittlerweile bei 14,9 Prozent der sequenzierten Fälle. Die meisten Fälle gehen hierzulande mit 83,6 Prozent aber noch auf den Omikron-Typ BA.1 zurück. Delta lieg inzwischen unter einem Prozent.

"BA.2 nimmt in verschiedenen Ländern anteilmäßig im Vergleich zu BA.1 zu, so dass es möglich ist, dass BA.2 auch irgendwann hier in Deutschland dominant sein wird", schätzte Virologin Sandra Ciesek unlängst auf Anfrage unserer Redaktion die Situation ein. Dabei ist BA.2 keine neue Virusvariante, sondern neben BA.1 eine "Schwestervariante" von Omikron, wie Ciesek sie bezeichnet.

Von ihren insgesamt 35 beziehungsweise 31 Mutationen hätten die beiden 20 gemeinsam. "Viele Mutationen sind bei BA.2 und BA.1 also identisch, aber es gibt auch einige Unterschiede", sagt Ciesek. "Ein wichtiger Unterschied ist, dass BA.2 keine Deletion [Verlust eines DNA-Abschnitts, Anm. d. Red.] in 69/70 hat und deshalb in bestimmten PCR nicht zu einem S-Gen-Ausfall führt, wie bei BA.1 zu beobachten ist."

Zur Erklärung: Bei BA.1 hatte dies zur Folge, dass Infektionen in PCR-Tests teilweise zunächst nicht nachgewiesen werden konnten. BA.2 könnte also ähnlich wie Delta sehr gut über alle verfügbaren Tests erkannt werden.

BA.2: Ansteckender als vorherrschender Omikron-Typ?

Ein weiterer Unterschied: BA.2 scheint noch ansteckender zu sein als BA.1. "Weil man in verschiedenen Ländern beobachten kann, dass der Anteil an BA.2 zunimmt, wird vermutet, dass BA.2 einen Vorteil in der Übertragbarkeit gegenüber BA.1 hat", erklärt die Virologin.

Hinweise ergeben sich hier auch aus einer dänischen Studie zu Haushaltskontakten. Dabei ist besonders bei ungeimpften Ersterkrankten die Weitergabe der Infektion noch wahrscheinlicher.

Im NDR-Podcast "Coronavirus-Update" vermutete Christian Drosten aufgrund von Daten zudem, dass BA.2 einen Fitnessvorteil und damit eine höhere Übertragbarkeit haben könnte.

"Fitnessvorteil" bedeutet in diesem virologischen Zusammenhang, dass BA.2 der Linie BA.1 gegenüber überlegen ist, weil das Virus noch besser an seine Umwelt angepasst ist, also zum Beispiel länger in der Luft bleibt oder sich besser an der Nasen- oder Rachenschleimhaut festsetzen kann.

Mit dem Bild eines Auto-Vergleichs sagte Drosten: "Der Motor von BA.2 hat schon ein paar PS mehr." Zudem schloss er nicht aus, dass sich durch BA.2 die bestehende Winterwelle verlängern könnte.

Vermutlich nicht mehr schwere Verläufe

Was viele nun aber beruhigen dürfte: Ansteckender bedeutet nicht, dass die Schwesterlinie von BA.1 auch wieder schwerer erkranken lässt: "Sehr frühe Beobachtungen aus Dänemark legen nahe, dass zwischen BA.1 und BA.2 in der Krankheitsschwere kein großer Unterschied zu sein scheint. Hier fehlen aber noch verlässliche, klinische Daten", betont Ciesek. Momentan ist daher nicht davon auszugehen, dass BA.2 zu mehr Patienten mit schweren Verläufen führt, die dann auf der Intensivstation beatmet werden müssen.

Auch was den möglichen Schutz durch die Impfung angeht, gibt es Hoffnung. Ciesek äußert sich vorsichtig optimistisch: "Erste Daten von Jesse Bloom aus den USA lassen vermuten, dass die Mutationen in BA.2 nur einen minimalen Effekt auf die Antigenität und auf die Wirkung der Impfstoffe haben könnten."

Das heißt, die durch die Impfungen entstandene Antikörperantwort gegen das Coronavirus nach einer Infektion mit BA.2 könnte ähnlich der einer solchen nach Kontakt mit BA.1 sein.

Experten gehen also derzeit nicht davon aus, dass die verfügbaren Impfstoffe gegen BA.2 weniger wirken, als dies gegen die vorherrschende Omikron-Variante der Fall ist. Die Grundimmunisierung plus Booster schütze in den meisten Fällen gut vor einem schweren Verlauf mit Delta sowie Omikron BA.1 und BA.2, informiert dazu auch das Bundesgesundheitsministerium.

Über die Expertin: Prof. Dr. Sandra Ciesek ist Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt.

Verwendete Quellen:

  • Statements von Prof. Dr. Sandra Ciesek
  • Dänische Haushaltsstudie zur Übertragbarkeit
  • UK Health Security Agency zur Booster-Wirkung bei BA.1 und BA.2
  • Studie Kalifornien
  • Bundesgesundheitsministerium zu Impfungen und Omikron
  • Wochenbericht des RKI
  • Podcast Coronavirus Update Folge 109 "BA.2 mit mehr PS"

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