• Die Omikron-Variante des Coronavirus ist hochansteckend und führt derzeit täglich zu Höchstwerten an Neuinfektionen.
  • Welche Symptome treten häufig auf und wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
  • Ein Pneumologe erklärt, welche Medikamente Sinn ergeben und worauf Infizierte achten sollten.

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Omikron verbreitet sich schneller, führt aber seltener zu einem schweren bis sehr schweren Krankheitsverlauf mit Behandlung im Krankenhaus oder sogar auf der Intensivstation. "Die Erkrankung wandelt sich langsam in Richtung der bekannten Atemwegsinfektionen wie Lungenentzündung oder saisonale Grippe", sagt der Lungenfacharzt Torsten Bauer.

Zurzeit verliefen rund 90 Prozent der Infektionen mild. Doch noch immer hätten rund zehn Prozent der Patienten einen schweren Verlauf. Die Ursache für die große Anzahl milder Verläufe könnte darin liegen, dass Omikron weniger dazu neigt, die Lunge direkt zu infizieren. "Luftnot tritt bei ihr seltener auf und somit auch die schweren Krankheitsverläufe", weiß der Pneumologe.

Symptome von Omikron ähneln Erkältung

Zudem haben sich die Symptome von COVID-19 geändert: "Der Beginn ähnelt derzeit mit Halskratzen dem einer Erkältung. Dazu kommen häufig Fieber und typische Symptome des oberen Atemtraktes", so Bauer.

Zudem fühlen sich die Patienten abgeschlagen und leiden häufig an Gliederschmerzen sowie Appetitlosigkeit. "Der Geruchs- und Geschmacksverlust ist hingegen nicht mehr so ausgeprägt wie bei der Delta-Variante", betont Bauer. Auch auftretender Husten ist nicht kein sehr häufiges Symptom mehr.

COVID-Therapie: Fiebersenker wirken nicht immer

Gegen die Beschwerden helfen dann Medikamente, die auch bei einer Erkältung zum Einsatz kommen. Lutschtabletten gegen Halsschmerzen gehören ebenso auf den Nachttisch wie Nasenspray gegen die zugeschwollene Nase und Schnupfen oder Medikamente gegen Fieber und Schmerzen.

"Man kann versuchen, das Fieber mit Ibuprofen oder Paracetamol zu senken", sagt Bauer. "Dabei muss man wissen, dass Paracetamol mehr eine Last beim Leberstoffwechsel erzeugt, während Ibuprofen häufiger Magenbeschwerden macht.

Jeder muss selber entscheiden, welchen Wirkstoff er bevorzugt", so der Experte. Zudem sollten Erkrankte darauf achten, ausreichend zu trinken. Jedoch gehe bei Viruserkrankungen das Fieber häufig trotz Fiebersenker nicht runter, weiß der Experte und betont: "Wenn Erwachsene länger als drei Tage hohes Fieber haben, sollten sie medizinische Hilfe in Anspruch nehmen." Dann ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle.

Derzeit infizieren sich auch viele Kinder und Jugendliche mit Omikron. "Sie haben die gleichen Symptome wie Erwachsene", sagt Bauer. Allerdings sei es bei ihnen noch schwieriger, zwischen Erkältung und Omikron zu unterscheiden, da sie besonders im Kindergartenalter sehr häufig Erkältungsinfekte haben. Tritt während der Erkrankung Fieber auf, dehydrieren Kinder schneller. "Hält das Fieber bei ihnen über 48 Stunden an, sollte, besonders wenn die Kinder nicht essen und trinken, ein Arzt aufgesucht werden", empfiehlt der Pneumologe deshalb.

Milder COVID-Verlauf dauert circa zehn Tage

Ist die COVID-Erkrankung mit mildem Verlauf zu Hause überstanden, sollten Betroffene nicht sofort wieder zu anstrengenden Tätigkeiten übergehen. "Nach Krankheitsbeginn sollte man erst ab dem 11. Tag nach positivem Test schwerere Tätigkeiten wie zum Beispiel das Training im Fitnessstudio wieder aufnehmen", rät Bauer.

"Die Verläufe sind ja sehr unterschiedlich. Junge Leute haben zum Beispiel in der Regel leichte Verläufe und eliminieren das Virus sehr schnell", so der Facharzt. Letztendlich müsse man eine Krankheitsdauer von 10 Tagen einkalkulieren.

"Wenn aber die Lunge betroffen ist, was bei starkem Hustenreiz oder Luftnot anzunehmen ist, oder im Krankenhaus durch ein Röntgenbild eine Lungenbeteiligung belegt wurde, können Husten und Luftnot durchaus noch über einige Wochen bestehen." Entsprechend sollten sich Patientinnen und Patienten dann länger schonen.

Corona positive Risikopatienten können antivirales Medikament bekommen

Besonders gefährdet sind im Falle einer Sars-CoV-2-Infektion vorerkrankte und ältere Menschen. Für sie ist nach positivem Corona-Test der Gang zum Arzt wichtig, weil er Medikamente verschreiben kann, die die Wahrscheinlichkeit für einen schweren COVID-19-Verlauf deutlich senken.

"Es gibt jetzt neue, antivirale Medikamente, die in der Akutphase, also innerhalb der ersten fünf Tage nach der Infektion, dazu führen, dass die Patienten weniger häufig ins Krankenhaus müssen und seltener sterben", sagt Torsten Bauer. Eines von ihnen ist Paxlovid. Es wirkt auch bei der Omikron-Variante. "Künftig soll es deshalb eine Kann-Empfehlung geben, dieses bei Patienten mit erhöhtem Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf einzusetzen."

Bei Luftnot ins Krankenhaus

Entwickeln an Corona Erkrankte dennoch zu Hause Luftnot, sollten sie unbedingt in die Notaufnahme des Krankenhauses kommen. "Dort steht regelhaft Sauerstoff zur Verfügung, mit dem man diese sehr schnell beheben kann", so Bauer. Zudem können im Krankenhaus weitere Medikamente verabreicht werden.

"Wir werden Ende des Monats wieder über ein funktionierendes Antikörperpräparat, Sotrovimab verfügen. Dann kann man innerhalb der ersten sieben Tage eine Infusion mit Antikörpern machen. Zudem kann man Cortison geben sowie antivirale Medikamente, wenn dies noch nicht erfolgt ist", erklärt der Experte. Patienten mit schwerem Verlauf könnten so immer noch vor einem sehr schweren Verlauf mit Beatmung und Intensivstation geschützt werden.

Hinweis der Redaktion: Die im Artikel genannten Informationen ersetzen bei Symptomen nicht den Gang zum Arzt.

Über den Experten: Professor Dr. Torsten Bauer ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP e.V.). Zudem arbeitet er als Chefarzt der Klinik für Pneumologie in der Lungenklinik Heckeshorn am Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Professor Dr. Torsten Bauer
  • Universitätsklinikum Erlangen: Omikron-Variante weitgehend resistent gegen antivirale Medikamente
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