• Doppel- oder Koinfektionen sind bei vielen Infektionen möglich und in der Regel verstärkt sich der Krankheitsverlauf, wenn eine Person mit zwei Erregern infiziert ist.
  • Wie gefährlich eine gleichzeitige Infektion von Sars-CoV-2- und Influenza-Viren ist, kann aktuell noch nicht abgeschätzt werden.
  • Impfungen bieten Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bei Infektionen.

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"Flurona" ist eine Zusammensetzung aus dem englischen Wort für Grippe "flu" und dem Wort "Corona" und steht für den medizinischen Fall, wenn sich eine Person gleichzeitig mit den Influenza- und den Sars-CoV-2-Viren infiziert. Man spricht dann von einer Koinfektion, also einer Infektion mit mindestens zwei unterschiedlichen Krankheitserregern.

Dass diese Koinfektion möglich ist, zeigt nun ein erster offiziell bestätigter Fall aus Israel. Sowohl Influenza-, als auch Covid-19-Erreger wurde dort bei einer ungeimpften, schwangeren Frau festgestellt. Die Frau habe leichte Symptome, teilte das zuständige Beilinson Krankenhaus in Petah Tikva mit. Gesundheitsbeamten halten es aber aufgrund eines Anstiegs an gemeldeten Grippefällen in Israel für wahrscheinlich, dass momentan weitere Personen unwissentlich mit beiden Viren infiziert seien und es werde geprüft, ob schwere Krankheitsverläufe bei einer Doppelinfektion wahrscheinlich seien.

Auch in Spanien, den USA und Brasilien soll es bereits Fälle von Doppelinfektionen geben, berichtet die Deutsche Presse-Agentur.

Studien aus den USA wiesen bereits im Frühjahr 2020 auf die Doppelinfektion von Grippe und Corona hin. Sars-CoV-2—Patient*innen wurden damals im Krankenhaus gleichzeitig auf andere Atemwegserreger getestet. Bei einem geringen Anteil an Personen wurden neben der Corona-Infektion weitere Erreger festgestellt, davon wiederum in einem Fall eine Influenza-Infektion: Von 116 positiven Sars-CoV-2-Proben enthielten 24 mindestens einen weiteren anderen Atemwegserreger, eine Probe davon war gleichzeitig positiv für Influenza.

Wie gefährlich ist Flurona?

Wie sich Flurona genau gesundheitlich auswirkt, lässt sich noch nicht sagen, da aktuell zu wenige nachgewiesene Fälle bekannt sind. Bernd Salzberger, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass eine Doppelinfektion vermutlich etwas schlimmer sei, als eine Infektion mit nur einem Erreger. Doppelinfektionen mit Grippe und Corona seien selten, weil beide Viren gleichzeitig selten vorhanden sind. Durch das Maskentragen seien zwei Winter fast ohne Influenza abgelaufen, fährt er fort. Grundsätzlich mussten laut Salzberger solche Fälle irgendwann mal auftreten, da eine Doppelinfektion "nichts Besonderes" sei.

Beide Infektionen können aber bereits bei einer Ansteckung mit nur einem der beiden Viren vor allem bei ungeimpften Personen und Risikogruppen zu einem schweren oder sogar tödlichen Krankheitsverlauf führen.

Die Personengruppen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf sowohl bei Covid-19, als auch Influenza haben, sind sehr ähnlich: vor allem Menschen ab einem Alter von 60 Jahren und Personen mit Grunderkrankungen sind gefährdet. Auch die Symptome ähneln sich. Sie sind häufig mit einer Erkältung oder Grippe vergleichbar und werden deshalb oft nicht oder erst spät also solche erkannt. Eine genaue Diagnose ist in der Regel nur über entsprechende Testverfahren möglich.

Wie kann es zu einer Doppelinfektion kommen und gibt es diese auch bei anderen Viren?

Koinfektionen mit verschiedenen Viren, Pilzen und Bakterien sind grundsätzlich möglich und kommen je nach Regionen und aktuellen Infektionsverläufen selten bis häufig vor. Kommt es im Körper zeitgleich zu einer Infektion mit zwei Erregern, kann das sehr belastend sein und stellt eine große Herausforderung für das Immunsystem dar. Je nach Übertragungsweg und Erreger kann eine Koinfektion zufällig passieren oder durch die bereits bestehende Infektion begünstigt werden.

Wissenschaftler des Instituts für Immunologie am Universitätsklinikum Freiburg haben im Tiermodell erforscht, dass eine gegen ein Virus gerichtete Immunantwort durch eine zeitgleich stattfindende bakterielle Infektion gehemmt wird, die Abwehr des Virus also verhindert wird, sagt Studienleiter Hanspeter Pircher, Direktor des Instituts für Immunologie des Universitätsklinikums Freiburg im Ärzteblatt.

Professor Sven Hammerschmidt, Leiter des Projekts KoInfekt an der Universität Greifswald, erklärt im Interview mit der Bundesregierung, dass gerade eine Infektion mit Influenza-Viren, bei der gleichzeitig eine bakterielle Infektion auftritt, gesundheitlich gefährlich sein kann: "Bei den meisten Infektionen breitet sich nur ein krankmachender Erreger in unserem Körper aus. In gut einem Drittel der Fälle kommt es jedoch zu einer Infektion mit zwei verschiedenen Erregern, zumeist Viren und Bakterien.

Das bedeutet eine hohe Belastung für den menschlichen Körper. Viele Patienten schleppen sich über Tage durch und gehen nicht zum Arzt. Irgendwann kann es allerdings zu schwerwiegenden Komplikationen wie einer Lungenentzündung kommen."

Auch bei anderen Viren sind Konfektionen bekannt, beispielsweise bei Menschen, die von einer HIV-Infektion betroffen sind. Hier kann aufgrund ähnlicher Übertragungswege auch eine gleichzeitige Ansteckung mit Hepatitis-Viren erfolgen, man würde dann beispielsweise von einer Hepatitis-C-Koinfektion sprechen. Die durch die Viren ausgelöste Lebererkrankung kann dann verstärkt und beschleunigt werden.

Koinfektionen kommen außerdem bei Malaria und Tuberkulose vor. Auch gleichzeitige Infektionen von Tuberkulose und HIV sind bestätigt. Da die Erkrankungen häufig Menschen in Ländern mit schlechten hygienischen Verhältnissen trifft, sind die Heilungschancen hier dementsprechend niedrig.

Wie kann ich mich schützen?

Um während der Grippewelle zu Beginn des Jahres schwere Influenza-Verläufe zu verhindern und Risikogruppen zu schützen, ist laut Robert-Koch-Institut eine Impfung essenziell. Auch zur Entlastung des Gesundheitssystems, das aufgrund der Corona-Pandemie sowieso schon schwer belastet ist, kann ein Immunschutz in der Bevölkerung beitragen. Die Ständige Impfkommission STIKO rät vor allem Risikogruppen und Schwangeren zu einer Grippeschutzimpfung. Die Welle an Influenza-Infektionen beginnt erfahrungsgemäß in Deutschland nach der Jahreswende und erreicht ihren Höhepunkt in den Monaten Januar oder Februar.

Wer sich grundsätzlich an die gelten Hygienemaßnahmen hält, einen Mundschutz trägt und seine Kontakte einschränkt, verringert das Risiko sich mit einem der beiden Atemwegserreger anzustecken.

Verwendete Quellen:

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