Wer in der Vox-Sendung "Die Höhle der Löwen" sein Produkt vorstellen und vielleicht sogar einen der Investoren überzeugen kann, hat bei an die drei Millionen Zuschauern gute Werbung für sich gemacht. Die Bekanntheit der Sendung nutzen seit einiger Zeit aber auch Betrüger aus, indem sie im Internet gefälschte Anzeigen und Artikel platzieren. Wir erklären die Masche, damit Sie nicht darauf hereinfallen.

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Betrüger machen sich seit geraumer Zeit die Popularität der Vox-Gründershow "Die Höhle der Löwen" zunutze: Sie schalten im Internet Werbeanzeigen oder Artikel und locken darin mit Überschriften wie "Der größte Deal in der Geschichte der 'Höhle der Löwen'" oder mit "dem frechsten Auftritt".

Bebildert werden sie mit Aufnahmen aus der Sendung und von den Investoren, wie etwa Carsten Maschmeyer oder Frank Thelen. Und falls das noch nicht reicht, um die Nutzer auf sich aufmerksam zu machen, werden noch rote Kreise und große Pfeile hinein gemalt.

Das Ziel ist natürlich, Menschen zu animieren, auf den Artikel oder die Werbeanzeige zu klicken, um sie auf einen Shop oder eine Produkt-Webseite zu führen. Das ist das Prinzip von Online-Werbung, daran ist an sich nichts anrüchig.

Gelockt werden die potenziellen Käufer allerdings - und da wird es betrügerisch -, indem in diesen Anzeigen oder Artikeln suggeriert wird, dass das Produkt in der "Höhle der Löwen"-Sendung vorkam und von den Investoren gelobt wurde.

Erfundener Inhalt, falsche Zitate

Wie etwa bei einer Anzeige eines Betreibers einer Handelsplattform für die virtuelle Währung Bitcoin, die vor einigen Wochen vor allem in den Newsstreams der Social-Media-Plattform Facebook kursierte.

In dieser Anzeige hieß es, dass die Idee für die Trading-Plattform in der Sendung sehr gut ankam und dass die beiden Erfinder gar den besten Deal in der Geschichte der Sendung gelandet hätten.

Wie das Medienportal "Meedia" herausfand, gab es diesen Deal aber nicht. Die beiden "Erfinder" sind nie in einer "Höhle der Löwen"-Sendung aufgetreten, die Zitate der Investoren, die in der Anzeige vorkommen, sind frei erfunden oder werden in einem falschen Zusammenhang verwendet.

Das Produkt, also die Trading-Plattform, gibt es aber sehr wohl und das Label "Höhle der Löwen" und die für einige Menschen maßgebliche Meinung der Investoren reichen offenbar aus, um zumindest einige von ihnen auf die Seite zu locken, auf der das Produkt dann weiter beworben wird.

Im Fall der Trading-Plattform wird auf dieser Seite dann weiter gelockt: Man solle 200 Euro und mehr investieren, um in sage und schreibe sieben Tagen "(richtig) reich" zu werden.

Anzeigen vor allem auf Facebook, aber auch auf Nachrichtenseiten

Bitcoin-Trader sind aber nicht einzigen, die versuchen, sich den Erfolg der Sendung zunutze zu machen. In der Vergangenheit haben dies zum Beispiel auch diverse Hersteller von Diätpillen oder Anti-Falten-Cremes versucht.

Manchmal tauchen solche Anzeigen bei Facebook auf, manchmal aber auch auf Nachrichtenseiten wie "Zeit online" oder beim Bonner "Generalanzeiger".

Im Fall der Nachrichtenseiten sind die Webseiten, auf die der Nutzer kommt, wenn er die Anzeige anklickt, auch noch so gestaltet, dass er denkt, er befinde sich weiterhin auf der Seite des Mediums.

Gelockt wird dabei nicht nur mit dem Produkt selbst, sondern auch mit anderen reißerischen Überschriften wie "Die 'Höhle der Löwen' abgesetzt".

Durch das an die Nachrichtenseite angelehnte Design kann der Eindruck entstehen, dass es sich hier tatsächlich um einen Text der Redaktion handelt - man den Inhalt also glauben kann. Dabei ist er erfunden. "Fabricated content" heißt das in der Fachsprache.

Kein Impressum? Schlechtes Zeichen

Aber wie kann man gefälschte Anzeigen oder sogenannte kommerzielle Fake News erkennen?

Anzeigen müssen als solche erkennbar sein und sich von redaktionellen oder anderen Inhalten, wie Posts bei Facebook, abgrenzen. Bei Nachrichtenseiten steht irgendwo in dem entsprechenden Fenster "Anzeige", bei Facebook erscheint das Wort "Gesponsert".

Hat der Nutzer auf die Anzeige geklickt und ist auf der Seite des Produktes gelandet, kann er nach weiteren Indizien suchen. Hat die Webseite zum Beispiel kein Impressum und keine Informationen zum Datenschutz, sollte er misstrauisch werden.

Auch kann er sich in der Adresszeile seines Browsers die URL ansehen, um sich zu vergewissern, dass er sich weiterhin auf einer seriösen Nachrichten- oder anderen Website befindet. Manchmal ist auch schon die Qualität des Textes so schlecht, dass er eigentlich nicht von Journalisten eines renommierten Mediums stammen kann.

Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, herauszufinden, ob das Produkt bei der "Höhle der Löwen" vorgestellt wurde. Es gibt eine Fan-Webseite (Link am Ende des Artikels), in der sie alle aufgelistet sind.

Im Zweifel gilt: Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie bei einem seriösen Angebot gelandet sind, bestellen Sie am besten auch nichts.

Vox prüft rechtliche Schritte

Solche Betrügereien zu verhindern ist für Medienhäuser und auch für den Sender Vox nicht einfach. Bei Facebook gilt: Wer für eine Anzeige zahlt, darf sie schalten. Auch Anzeigen auf Nachrichtenseiten werden oft automatisch platziert.

Die Anzeigenposition, auf der bei "Zeit online" die Bitcoin-Tradingplattform lief, wird von einem Dienstleister bespielt, wie eine Sprecherin von "Zeit online" zu "Meedia" sagte.

Wenn sich eine Webseite allerdings im Gewand einer anderen Seite zeigt, gibt es eine rechtliche Handhabe. Es handle sich um eine "rechtswidrige Nutzung unserer Marke", sagte die "Zeit online"-Sprecherin.

Dieses Recht durchzusetzen, kann aber in der Praxis schwierig werden. Das sagten zumindest die Medien- und IT-Rechtsanwälte Jonas Kahl und Peter Hense von der Kanzlei Spirit Legal zu "Meedia".

Denn die Seiten würden oft über sogenannte Domain-Privacy-Protection-Unternehmen betrieben. "Solche Unternehmen haben allein den Zweck zu verschleiern, wer tatsächlich Inhaber einer Domain ist."

Dennoch prüft auch Vox in jedem einzelnen Fall rechtliche Schritte. In einigen seien auch schon welche eingeleitet worden, so ein Sprecher des Senders zu unserer Redaktion.

Verwendete Quellen:

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